zurück
Kreis Schweinfurt
Viel früher als gedacht: Schweinfurter Landkreis-Verwaltung wird 2024 klimaneutral
Erst in sechs Jahren soll die Landkreis-Verwaltung klimaneutral arbeiten. Doch das Ziel wird schon 2024 erreicht. Das liegt an einem Effekt, den nur wenige haben.
Der meiste Strom, den der Landkreis Schweinfurt selbst herstellt, stammt aus Biomüll, was der Hauptgrund für die erwartete Klimaneutralität der Landkreis-Verwaltung ist. Die Vergärungsanlage sorgt auch dafür, dass das Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle bei Energie und Wärme autark ist.
Foto: Anand Anders | Der meiste Strom, den der Landkreis Schweinfurt selbst herstellt, stammt aus Biomüll, was der Hauptgrund für die erwartete Klimaneutralität der Landkreis-Verwaltung ist.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:46 Uhr

Auf den Plänen steht immer noch das Zieldatum 2030: Doch das Landratsamt erwartet bereits für dieses Jahr, dass die Verwaltung des Landkreises Schweinfurt die Klimaneutralität erreicht. Das geht aus einem umfangreichen Zahlenwerk hervor, das die Klimaschutzmanagerin Claudia Schmidtgen dem Umweltausschuss des Kreistags vorgelegt hat.

In erster Linie kommt das Ergebnis deswegen zustande, weil der Landkreis über eine Biomüllvergärungsanlage im Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle verfügt, die kaum eine andere Kommune vorweisen kann. Mit dem dort gewonnen Gas wird Strom erzeugt. Im Jahr 2022, für das die aktuellsten Zahlen vorliegen, produzierte der Landkreis mit dieser Anlage sowie den vorhandenen Photovoltaiksystemen auf den Landkreisgebäuden 7,6 Millionen Kilowattstunden Strom. 88 Prozent davon gehen auf den angelieferten Biomüll zurück. Dreiviertel der gesamten Strommenge werden ins Netz eingespeist.

Rechnerisch mehr Kohlendioxid eingespart als ausgestoßen

Die Gesamtbilanz der Treibhausgase aller energetischen Aktivitäten des Landkreises weist für 2022 zwar noch ein Minus von 310 Tonnen Kohlendioxid aus, doch Schmidtgen geht von weiteren Verbesserungen bei Strom- und Wärmeeinsparung aus, sodass sie für 2024 ein Kohlendioxid-"Guthaben" von 195 Tonnen erwartet, das in den folgenden Jahren noch leicht steigen soll.

Auf der Rothmühle entsteht bei der Vergärung von Biomüll Gas, das Generatoren antreibt, die dann Strom erzeugen.
Foto: Horst Fröhling | Auf der Rothmühle entsteht bei der Vergärung von Biomüll Gas, das Generatoren antreibt, die dann Strom erzeugen.

Neben dem gewaltigen Faktor "Strom aus Biomüll": Wo liegen die Potenziale? Ein wichtiger Effekt bringt der Neubau des Berufsschulzentrums Alfons Goppel, in den die Schule inzwischen umgezogen ist. Das alte Gebäude wurde mit Strom geheizt, was in der Bilanz von 2022 noch eingerechnet ist. Der Neubau hängt dagegen am Fernwärmesystem. Von dieser Umstellung erwartet man sich eine Einsparung von 282.000 Kilowattstunden pro Jahr bzw. 347 Tonnen Kohlendioxid. Auch das Landratsamt ist 2023 auf den Fernwärmebezug umgestiegen, was sich in der Bilanz ebenfalls niederschlagen wird.

Weitere Möglichkeiten sieht die Klimaschutzmanagerin bei den Bau- und Nutzfahrzeugen wie etwa in den Bauhöfen, die für 57 Prozent der ausgestoßenen Treibhausgase im Sektor Mobilität verantwortlich sind. Dort müsse man über die Umstellung auf Elektrofahrzeuge nachdenken, wenn sie den Anforderungen standhalten und die Anschaffung wirtschaftlich ist. Auch für die Abwärme, die bei der Biomüllvergärung anfällt und von der nur etwas mehr als die Hälfte genutzt wird, sucht man nach einer zusätzlichen Verwertung.

Einsparpotenzial bei den Fahrten der Beschäftigten

Claudia Schmidtgen hat auch die Arbeitswege unter die Lupe genommen: 2,4 Millionen Kilometer legen die Beschäftigten des Landkreises jährlich zurück. 90 Prozent davon im (Privat-)Pkw – in den allermeisten Fällen mit Verbrennermotor. Aus zwölf Fahrzeugen besteht derzeit der Dienstwagenpool, die Hälfte fährt mit Strom. Auch hier gebe es noch Potenzial, sagte die Klimaschutzmanagerin. Allerdings machen die Dienstfahrten im Gesamtpaket der Treibhausbilanz nur ein kleines Segment aus.

Als Nächstes sind die einzelnen Organisationseinheiten der Behörde aufgefordert, weitere Vorschläge zur Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen zu machen, die priorisiert und noch in diesem Jahr umgesetzt werden sollen.

Dass die Landkreis-Verwaltung schon 2024  Klimaneutralität erreichen wird, nahmen die Kreisrätinnen und Kreisräte im Umweltausschuss wohlwollend und eher geschäftsmäßig zur Kenntnis.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Josef Schäfer
Alfons Goppel
Kohlendioxid
Landratsamt Schweinfurt
Schweinfurt Umwelt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Dietmar Eberth
    Und was macht die bayerische Staatsregierung? Ausgleich mit unseriösen Biogasprojekt in China...
    https://www.br.de/nachrichten/bayern/ziel-klimaneutralitaet-staatsregierung-troedelt,TWhh8EP
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten