Das seit Monatsbeginn und noch bis Ende August gültige 9-Euro-Ticket sorgt im Schweinfurter Nahverkehr für Verwirrung. Denn seit der Einführung des günstigen und für je einen gesamten Monat gültigen Fahrscheins pausiert das eTicket der Stadtwerke. Erst ab September können Fahrgäste ihre Tickets wieder digital lösen, bis dahin bleibt ihnen nur das 9-Euro-Ticket oder der Kauf eines Papierscheins für eine Einzelfahrt. Weshalb ist das so?
Diese Frage beschäftigt auch die Schweinfurterinnen und Schweinfurter, wie mehrere Stadtbusfahrerinnen und -fahrer dieser Redaktion in den ersten Tagen nach Beginn der bundesweiten Aktion berichteten. Vermehrt und vor allem am Tag der Einführung des 9-Euro-Tickets hätten Fahrgäste die Busse betreten, ihr eTicket bereit zum Vorzeigen. Zu erklären, dass das nun vorerst nicht mehr gilt, blieb die leidige Aufgabe der Busfahrerinnen und Busfahrer.
Verunsicherte Schülerinnen und Schüler nach Aussetzung des eTickets
Vor allem Schülerinnen und Schüler seien von dieser Tatsache überrascht gewesen, wie aus einer Mitteilung der Stadtwerke Schweinfurt an die Schulen im Raum Schweinfurt hervorgeht. Darin heißt es: "Seit Start des 9-Euro-Tickets kommt es vermehrt vor, dass viele Schüler*innen, welche Selbstzahler beziehungsweise eTicket-Nutzer sind, keine Informationen haben und sehr verunsichert sind." Darauf folgt der Hinweis mit einem Link, dass die entsprechenden Informationen auf der Homepage der Stadtwerke einzusehen seien und sich Ratsuchende telefonisch an den Kundenservice oder die Fahrdienstleitung wenden könnten.
Wie Dirk Wapki, Pressesprecher der Stadtwerke Schweinfurt, verdeutlicht, sei dies allerdings nicht auf Druck von außen geschehen: "An die Stadtwerke Schweinfurt wurden keine Beschwerden von eTicket-Kunden herangetragen. Die Informationen auf der Internetseite wurden veröffentlicht, um alle Fahrgäste bestmöglich bei allen Fragen zum 9-Euro-Ticket zu unterstützen." Zudem hätten die Stadtwerke "bei allen ihren Veröffentlichungen transparent kommuniziert, dass das eTicket im Aktionszeitraum nicht wie gewohnt nutzbar ist, sondern Einzelfahrten beim Fahrpersonal in den Stadtbussen erworben werden können".
eTicket kann aus technischen Gründen nicht zum 9-Euro-Ticket werden
Darüber, dass das eTicket während des Zeitraums des 9-Euro-Tickets pausieren wird, hat diese Redaktion bereits Ende Mai berichtet. Aufgrund technischer Unwägbarkeiten kann das eTicket kein 9-Euro-Ticket werden: Da letzteres bundesweit gilt, das eTicket jedoch eine Chipkarte mit digitaler Fahrberechtigung speziell für den Schweinfurter Nahverkehr ist, hatten sich die Stadtwerke für eine Aussetzung des E-Tickets entschieden. Man könne nicht garantieren, dass das Schweinfurter eTicket auch bundesweit als 9-Euro-Ticket anerkannt werden würde. Deshalb fiel die Wahl auf einen Fahrschein in Papierform, der ohne technische Beschränkungen wie spezielle Lesegeräte zur Fahrscheinkontrolle auskommt.
Bleibt allerdings immer noch die Frage, weshalb das Schweinfurter eTicket und das 9-Euro-Ticket in den Monaten Juni, Juli und August nicht friedlich koexistieren können. Zugegeben ist die Anzahl der Personen, für die eine solche Variante finanziell interessant wäre, wohl eher gering. Eine Einzelfahrt mit der eTicket-Flexikarte (die gibt es weiterhin, nur eben in Verbindung mit Fahrscheinen aus Papier statt digitaler Buchung) kostet beispielsweise 1,50 Euro in der Tarifzone 1. Wer also häufiger als sechs Mal pro Monat mit dem Stadtbus in diesem Bereich unterwegs ist, spart Geld mit dem 9-Euro-Ticket. All diejenigen, die seltener fahren, können bis Ende August ihr eTicket im Bus vorzeigen und den Fahrschein in Papierform lösen.
Tickets in Papierform laut Stadtwerke die "schnelle Lösung"
Wieso können diese Transaktionen in den drei Monaten allerdings nur in Papierform und nicht einfach weiterhin digital mit dem eTicket stattfinden? Das hat verwaltungstechnische Gründe. "Den Stadtwerken Schweinfurt geht es im Aktionszeitraum des 9-Euro-Tickets um eine pragmatische Handhabung. Diese Regelung, im Aktionszeitraum Papierfahrscheine auszugeben, konnte mit überschaubaren Aufwand zeitnah von den Stadtwerken umgesetzt werden", antwortet Pressesprecher Wapki auf eine Anfrage dieser Redaktion.
Man habe sich im Aktionszeitraums des 9-Euro-Tickets dazu entschieden, zwei Fahrscheine anzubieten: das 9-Euro-Ticket sowie Einzelfahrscheine zum ermäßigten Preis der Flexi-Einzelfahrt, sofern der Fahrgast Besitzer eines eTickets ist. "In diesem Zeitraum werden keine Abbuchungen bei Abonnements durchgeführt sowie die Nutzung des eTickets ausgesetzt, um den Fahrgästen schnell eine Lösung anbieten zu können." Heißt: Der verwaltungstechnische Aufwand, Rückbuchungen bei eTicket-Nutzern, die über neun Euro Fahrpreis pro Monat kommen, durchzuführen, wäre immens gewesen. Dieser Aufwand entfällt durch die Umstellung auf Papiertickets, und deshalb pausiert das eTicket für drei Monate.