Wenige Tage nachdem die Eigentümerin der Steigerwaldbahn-Trasse, die Firma Gleißrückbau Meißner aus Dörzbach in Baden-Württemberg, sich zu dem angeblich maroden baulichen Zustand der Bahnanlagen geäußert hat, meldet sich nun der Ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) zu Wort.
In einer Pressemitteilung wirft Sven Haubenreich in seiner Funktion als Sprecher der VCD-Kreisgruppe Schweinfurt dem Unternehmen vor, das Verwaltungsgericht (VG) Würzburg, bei dem ein Verfahren im Zusammenhang mit der Steigerwaldbahn anhängig ist, im Sinne seiner Geschäftsinteressen beeinflussen zu wollen. Die Öffentlichkeit solle zudem in die Irre geführt werden.
Das VG hat bekanntlich über eine Klage der Thüringer Eisenbahn GmbH zu urteilen, der seitens der Bayerischen Staatsregierung, respektive des Verkehrsministeriums, versagt wurde, auf der Strecke der Steigerwaldbahn eine Eisenbahninfrastruktur zu betreiben. Ein Antrag der Firma Meißner Gleisrückbau, dem Verfahren am VG Würzburg beigeladen zu werden, hat dazu geführt, dass darüber zunächst der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München zu entscheiden hat, bevor das Verfahren in Würzburg zu Ende geführt werden kann.
Gutachter stellt Schäden im zweistelligen Millionenbereich fest
Vor kurzem hatte Timo Meißner, Inhaber der gleichnamigen Firma, gegenüber dieser Redaktion berichtet, einen auch vom Eisenbahnbundeamt zugelassenen Gutachter damit beauftragt zu haben, die Bahnstrecke zwischen Großlangheim und Gochsheim unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis: Schienen, Schwellen und Schotter seien in einem so schlechten Zustand, dass allein deren Instandsetzung Kosten von 22 bis 25 Millionen Euro verursachen würde. Hinzu kämen dann noch Investitionen in die Brücken und Durchlässe entlang der fast 50 Kilometer langen Trasse.
"Wer einem von diesem Unternehmen beauftragten Gutachter glaubt, macht den Bock zum Gärtner", stellt nun VCD-Kreissprecher Haubenreich fest. Es läge in der Natur der Sache, dass die Gleisrückbau-Firma vor allem an dem Schrott- und Verkaufswert der Strecke interessiert sei und so jedes Interesse daran hätte, eine Wiederinbetriebnahme zu verhindern, weil dies dem Geschäftsmodell des Unternehmens zuwiderlaufen würde. "Aufgrund der offenkundigen Interessenlage sollte Meißner sich besser mit solchen Äußerungen zurückhalten und nicht versuchen, das Gericht, das über den Antrag der Thüringer Eisenbahn auf Erteilung einer Betriebsgenehmigung entscheidet, zu beeinflussen", teilt Haubenreich den Standpunkt des VCD mit.
VCD wirft Eigentümerin der Strecke "dreistes" Verhalten vor
Der VCD hatte vor gut zwei Jahren selbst einen Eisenbahn-Sachverständigen den Zustand der Strecke beurteilen lassen. Dieser hatte die Bahntrasse als in der Grundsubstanz intakt und mit überschaubarem Aufwand für den Güterverkehr instandsetzbar bezeichnet, inklusive den Brücken. Allerdings, so der VCD in seiner Pressemitteilung weiter, habe die Firma Meißner im Februar 2021 durch einen unsachgemäß eingesetzten Kettenbagger auf der Bahnstrecke Schäden angerichtet. Erst selbst die Strecke zu beschädigen und später dann deren schlechten Zustand zu beklagen, "das kann man schon dreist nennen", meint Haubenreich.
Seinerzeit hatte Meißner von einem "Missgeschick" eines eingesetzten Bautrupps gesprochen, als bei Grünschnittarbeiten auf einem gut 1,2 Kilometer langen Gleisabschnitt bei Gerolzhofen die Köpfe von Bahnschwellen aus Beton beschädigt wurden. Allerdings müssten die betroffenen Schwellen vor einer möglichen Wiederaufnahme eines Bahnverkehrs ohnehin ausgetauscht werden, erklärte der Firmenchef damals gegenüber dieser Redaktion.
Warum jetzt auch das 49-Euro-Ticket eine Rolle spielen soll
Die Steigerwaldbahn ist aus Sicht des VCD aufgrund jahrelanger Vernachlässigung an einigen Stellen "reparaturbedürftig". Dies könne jedoch kein Argument sein, die vorhandene Infrastruktur aufzugeben. Die Steigerwaldbahn würde auch in Zukunft gebraucht, heißt es in der Pressemitteilung.
Der VCD begründet dies mit angeblich vorliegenden Anfragen von Unternehmen, die auf der Strecke Güter befördern lassen möchten; Namen werden allerdings keine genannt. Zudem verweist der VCD auf das jüngst angekündigte 49-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr, das Anliegergemeinden bewusst machen würde, "dass sie ohne Bahnanbindung im Abseits liegen, da lange Busfahrten unattraktiv sind".
Dank der politischen Unterstützung ist sein Kalkül in der Vergangenheit immer aufgegangen. Nur diesmal muss scheinbar nachgeholfen werden, damit evtl. endlich eigene Kasse klingeln kann und der Gesellschaft die Bahnstrecke verloren geht...
braucht doch * Keine.r ! Und ein Anderes wo der Fahrtwind pfeift ist sehr teuer. Die Gleisanslage musss total neu aufgebaut werden und in manchen Teilbereichen anders - neu - geführt werden. Innerhalb und ausserhalb von
möglichen Orts-Haltestellen. Und die wichtigste Frage ist doch ....?? :
kommen viele Pendler überhaupt ? wenn deren Start- und Zielorte schlecht angeschlossen sind ? ! Nur dann besteht doch eine "gewisse Verbesserung herkömmlicher Gründe. Immer noch zu beachten.... wäre auch die langjähr-
ige Vollbeschäftigung in SW und KT. Flugplatzgründe entfallen ja ebenso.
Geldgeber wollen schliesslich " weissen Rauch sehen. Sonst geht gar nichts !
Die Genmeinden und Firmen haben es schon gesagt.. wir wollen die Bahn nicht mehr. Der Streckenverlauf ist schlecht - und der Einfluss auf den Bus-ÖPNV ebenso. Eine Wiederbelebung der Bahn (die wohl kaum die 80km/h erreichen wird, wenn man Brems und Beschleunigungszeiten, sowie Streckenverlauf/Zustand ansieht) wird sich nicht rechnen. Die Menschen werden dann vom gestrichenen Bus eben aufs Auto umsteigen.
Zudem ist die Belastung der Bahn für die Landwirtschaft nicht genug gewürdigt.. seis drum... Der Radweg nmacht ökologisch und touristisch den meisten Sinn
Die Wiederherstellung der Steigerwaldbahn wird sich vor allem für den Individualverkehr lohnen, indem sie die Verkehrsdichte vermindert und den ÖPNV stärkt, wenn sie die zentrale Nord-Süd-Achse zu den Mittelzentren bildet, auf die die Buslinien zulaufen.
Es bräuchte hier einen Boris Palmer, der die hartnäckigen Widerstände bricht und die Bevölkerung mitnimmt. Er ist immer für pragmatische und moderne Lösungen, nicht so wie die Eck-CSU, die beharrlich rückständig vor sich hinkrümelt.
war schon mal mit einem Unternehmen befasst, welches das Seine dazu beigetragen hatte, die Strecke auf den Hund zu bringen. Urteil: eine Strafzahlung in satter fünfstelliger Höhe. Ich glaube die haben das bis heute nicht bezahlt...
In diesem (unserem?) Freistaat scheint es doch schon fast zum guten Ton zu gehören, alles zu tun, um Eisenbahn abzuschaffen und den Leuten trotzdem einen Super-ÖPNV zu versprechen. Wer sich nun darauf verlässt, der ist - zumindest von allen guten Geistern - verlassen. Das walte unser(?) oberster Versprechen-Brecher...
Stattdessen wird ungeprüft die Behauptung der Firma Meißner übernommen, die betroffenen Schwellen müssten ohnehin ausgetauscht werden - unbelegte Behauptungen, man könnte auch sagen, der Versuch sich herauszureden. Das untermauert, dass die Firma Meißner ein Interesse hat an der Nicht-Reaktivierung der Strecke; die Schwellen müssten eben nicht „ohnehin“, also im Zuge der notwendigen Streckensanierung und der dafür aufgewendeten Mittel, sondern durch die Firma Meißner ausgetauscht werden.
Schauen Sie sich mal die Wahlplakate der Grünen dazu an! da kann man schwarz auf weiß lesen, wie man die Wähler getäuscht hat!
Alle Politiker machen Versprechen. Nicht alle lügen dabei.
Es gibt aber einen Unterschied zwischen Wahlversprechen, die wegen dem Widerspruch durch Koalitionspartner oder durch sich ändernde Umstände nicht eingehalten werden können und bewusstem Lügen.
„Die Bahn-Logistiktochter DB Schenker hat in den vergangenen zehn Jahren in zwölf Terminals für den klassischen Lkw-Verkehr investiert – aber keines davon verfügt über einen Gleisanschluss.“
WiWo 20. Februar 2020