Gleich mehrere Berichte über mutmaßliche Funde toter Kaninchen im Schweinfurter Stadtgebiet haben in den vergangenen Wochen in den Sozialen Medien für Aufruhr gesorgt. So sollen laut einigen Beiträgen unter anderem tote Tiere am Mainufer, auf dem Spielplatz an der Galgenleite in der Gartenstadt, am Weißen Turm am Oberen Wall und am Schuttberg gefunden worden sein.
Äußerlich sollen die meisten Tiere den Anschein erweckt haben "völlig gesund und unverletzt" zu sein, wie ein Nutzer auf Facebook berichtete. Schnell wurden rund um die mutmaßlichen Funde Spekulationen und Gerüchte laut. Viele Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer fürchteten, es könnte sich um eine Infektionskrankheit handeln und forderten, die Fälle dem Veterinäramt anzuzeigen.
In der Region war es in der Vergangenheit immer mal wieder zu ähnlichen Ausbrüchen gekommen – der letzte nach Kenntnis der Stadt Schweinfurt im Jahr 2018. Damals waren dem Veterinäramt zwei tote Feldhasen gemeldet worden. Untersuchungen ergaben, dass die Tiere an der Hasenpest (Tularämie) verendet waren. Doch was ist dran an den aktuellen Spekulationen?
Veterinäramt wurden zwei Fälle toter Kaninchen in Schweinfurt gemeldet
In der Tat seien dem Veterinäramt Schweinfurt seit Anfang Oktober zwei Funde toter Kaninchen im Stadtgebiet gemeldet worden, wie das Amt auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt. Für den Landkreis Schweinfurt seien keine Meldungen eingegangen.
Ausgehend von den Schilderungen über das gehäufte Auffinden der Kadaver sei laut Amt insbesondere auch aufgrund epidemiologischer Erkenntnisse davon auszugehen, dass sich die aktuellen Todesfälle jahreszeitlich bedingt auf ein Infektionsgeschehen zurückführen lassen, hervorgerufen durch die Viruserkrankungen Myxomatose (Kaninchenpest) und die sogenannte Chinaseuche (RHD – Rabbit Haemorragic Disease).
Für eine derartige Infektion seien sowohl Wild- als auch Hauskaninchen aller Rassen empfänglich, wobei sich beide Krankheiten durch eine hohe Quote an Neuinfektionen und eine hohe Sterberate auszeichnen, so das Veterinäramt. "Sie kommen regelmäßig in Wildkaninchenpopulationen aufgrund der engen Lebensweise in Familienverbänden vor und wirken als natürliche Bestandsregulation", sagt Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt. Feldhasen seien gegen die Erkrankungen hingegen weitestgehend unempfänglich.
Keine Gefahr für Menschen, Hunde und Katzen
Unbekannt seien derartige Ausbrüche in Schweinfurt nicht. Bereits in der Vergangenheit hätten Untersuchungen ähnlicher Ausbruchsgeschehen die Infektionskrankheiten RHD und die Kaninchenpest als Ursache bestätigt, heißt es aus dem Veterinäramt. Im Fall der jüngsten Meldungen sei nun die zuständige Stelle der Stadt Schweinfurt um die Entsorgung der Kadaver gebeten worden, sagt Pressesprecherin Dietz.
Auf weitere Untersuchungen könne aufgrund der bekannten Situation aus epidemiologischer Sicht aber verzichtet werden. "Keine dieser beiden Infektionserkrankungen unterliegt der amtlichen Überwachung, weitere Maßnahmen sind daher aus behördlicher Sicht nicht angezeigt", so Dietz.
Für Mensch, Hund und Katze bestehe zwar keine Gefahr, sich mit RHD oder der Kaninchenpest anzustecken, grundsätzlich rate das Veterinäramt jedoch: In freier Natur aufgefundene verendete Wildtiere sollten keinesfalls berührt werden. Insbesondere der direkte Kontakt mit Ausscheidungen, Blut und Organen sollte vermieden werden.
Auch im eigenen Garten sollten verendete Wildtiere "nur ohne direkten Kontakt beziehungsweise mit entsprechenden Schutzhandschuhen" entfernt und die Hände im Anschluss gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Besitzerinnen und Besitzern von Hauskaninchen empfiehlt das Amt, diese regelmäßig gegen diese Viruserkrankungen impfen zu lassen.
Tote Tiere, die innerhalb des Stadtgebiets gefunden werden, können der Stadt Schweinfurt unter der Tel.: (09721) 51626 oder 51791 gemeldet werden.