Mit der Trockenheit steigt die Anzahl der Unfälle im Wald. Zum einen werden das ganze Jahr hindurch die vom Borkenkäfer befallenen Fichten eingeschlagen. Zum anderen ist mit den Trockenschäden die Gefahr durch das viele Totholz enorm gewachsen. Bayernweit gab es heuer schon mehr Tote im Wald als im ganzen Jahr 2018, nämlich 24. Mit dieser unerfreulichen Tendenz und insbesondere mit der Situation bei der Fällung von geschädigten Buchen befasste sich jetzt eine Schulung der Forstbetriebsgemeinschaft Schweinfurt.
In das Sportheim in Brebersdorf waren knapp einhundert Mitarbeiter der kommunalen Forstbetriebe im Landkreis Schweinfurt gekommen. Frank Friedrich von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft erinnerte im theoretischen Teil an die Sicherheitsvorschriften und vor allem an die Schutzbekleidung beim Umgang mit der Motorsäge, also an Sicherheitsstiefel und einen höchstens fünf Jahre alten und durch keinen Schlag in seiner Festigkeit beeinträchtigten Helm, an Gesichts- und Gehörschutz sowie an Handschuhe, schnittfeste Hose (sollte nicht öfters als zehnmal gewaschen werden) und Reflektoren an der Kleidung.
Friedrich warnte vor den "oft unterschätzten Gefahren". Totholz und ein fallender Baum seien oft stärker und schneller" als der Mensch. Ein stürzender Baum mit einem Durchmesser von nur zwanzig Zentimetern habe "tödliche Wirkung", so der Referent. Auch riet Friedrich, sich vor er Fällung einen Baum ganz genau anzuschauen, Stolperfallen wie herumliegende Äste und Zweige aus dem Bereich des Arbeitsplatzes zu entfernen, nie alleine ins Holz zu gehen, die eigene Fitness zu beachten und bei einer Fällung die Gefahrenbereiche gründlich abzusperren.
In die Rubrik "Auffrischung" gehörte auch die Beschreibung der gängigen Schnitttechniken, jedoch nicht die Warnung vor den besonderen Gefahren durch das Totholz, die bei jeder noch so bewährten Schnittmethode zu beachten seien. Und da durch die Trockenschäden viel Holz auf dem Markt sei, seien die Preise im Keller, weshalb beispielsweise tote Kiefern noch lange im Wald stehen und nicht geschlagen würden. Erhöhte Gefahr gehe von diesen auch aus, wenn ein benachbarter Baum zu ernten ist.
Anschließend ging es in einen Wald bei Brebersdorf, in dem noch vor dem Sommer prächtige, etwa 100 Jahre alte Buchen standen, von denen jetzt viele vertrocknet sind. Die Bäume "sterben fortlaufend", erklärte Stephan Thierfelder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem hohen Anteil an Totholz. Dass die Bäume noch braunes Laub haben und schon die ersten Äste fallen, "haben wir noch nie gehabt", so der für den Forst zuständige Bereichsleiter. Wo die Verkehrssicherungspflicht nicht zu sofortiger Fällung zwinge, müsse die Gemeinde entscheiden, ob und welches Risiko den Mitarbeitern zuzumuten sei, hieß es weiter.
Reduzieren lässt sich das Risiko durch die von Wolfgang Brosche (ebenfalls landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft) vorgeführte hydraulische Fällhilfe der Firma Strixner-Fällsysteme. Die allermeisten schweren und tödlichen Waldunfälle ereignen sich in unmittelbarer Nähe zum Stamm. Der Keil der Fällhilfe kann mit einer Hubkraft von bis zu 50 Tonnen in die Schnittstelle am Stamm aus sicherer Entfernung getrieben werden.
Außerdem warb Brosche für den Einsatz der Totmannschaltung am Handy. Die App informiert eine eingegebene Adresse, falls das am Körper getragene Handy zu lange unbewegt bleibt. Frank Friedrich sprach bei diesem Thema die "Rettungskette Forst" an. Überall in den Wäldern gibt es mittlerweile die mit Schildern gekennzeichneten Rettungstreffpunkte (landesweit über 12 000).
Nach der Erstversorgung des Opfers markiert der Helfer seinen Weg von der Unfallstelle bis zum nächsten (nummerierten) Rettungstreffpunkt. Diese Standorte sind den Leitstellen des Rettungswesens allesamt bekannt. Von dort wird der über das Handy gerufene Rettungsdienst dann von dem wartenden Kollegen des Opfers bis zur Unfallstelle gebracht. Mittlerweile sind diese Punkte auch in einigen Freizeit-Apps, etwa für Mountainbiker, vermerkt.
Keine Gefahr für Wanderer und Pilzsammler
Der letzte Teil der Schulung führte zu einer Waldung der Marktgemeinde Werneck. Wie an etwa 30 weiteren Stellen in Landkreis hat sich dort die Rußrindenkrankheit am Bergahorn ausgebreitet. Dieser neuartige Waldschaden ist noch kaum untersucht. So gilt, dass auch die Sporen dieses Pilzes die Lungenbläschen des Menschen anreifen können. Mögliche Folgen wären dann Übelkeit, Fieber und Atemnot. Bislang ist jedoch der Rußrindengrankheit kein eigenes Krankheitsbild beim Menschen zugeordnet. Die Vertreter der Berufsgenossenschaft und der staatlichen Forstverwaltung sehen – aufgrund der bisherigen Erkenntnisse – keine Gefährdung für Spaziergänger, Wanderer und Pilzsammler.
Da der Pilz mittlerweile in jedem Bergahorn sitzt, die Krankheit aber nur bei geschwächten Bäumen ausbricht und diese absterben lässt, ist den Waldbesitzern in den Beständen keine flächendeckende Entnahme empfohlen. Verschwinden müssen erkrankte Bäume jedoch, wenn die Verkehrssicherungspflicht ins Spiel kommt, also an Wegen oder etwa in Parks. Das geschlagene Holz darf jedoch nicht als Brennstoff an Haushalte abgegeben werden.