Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren: An 26 Standorten in elf unterfränkischen Kommunen sind Ahornbäume von der Rußrindenkrankheit befallen - eine Gefahr auch für Menschen. Schuld ist der trockene und heiße Sommer 2018. In Franken sind zudem noch zwei Fälle in Bamberg und Neustadt/Aisch aufgetreten. Das Bayerische Forstministerium schlägt Alarm, die Bezirksregierungen sollen alle Gesundheitsämter und Kreisbehörden informieren.
Bayernweit erste Fälle im Sommer 2018 aus Unterfranken
Die Rußrindenkrankheit war erstmals im Juni und Juli 2018 in Bayern bestätigt worden - mit Fällen aus Unterfranken. Es handelt sich um einen Pilz, der sich unter der Rinde ausbreitet und schwarze, rußartige Sporen bildet. Sie können laut Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft beim Einatmen Entzündungen in Lungenbläschen hervorrufen. Beschwerden reichen von Reizhusten, Fieber, Abgeschlagenheit und Schüttelfrost bis zu Atemnot.
Derart verursachte Krankheitsfälle bei Menschen wurden in Unterfranken noch nicht bekannt. Gefahr droht beim Fällen oder Kleinhacken der Bäume. Bürgermeister Roland Schmitt hat in der Gemeinde Rottendorf (Lkr. Würzburg) umgehend Bauhof und Waldarbeiter informiert, nachdem ein Befall im Gemeindegebiet bekannt wurde. Man überprüfe nun weitere Waldflächen, ansonsten warte man Hinweise aus dem Forstamt ab.
Bäumen sterben teilweise sehr schnell ab
Nach Auskunft des Forstexperten Stephan Thierfelder vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt ist bis jetzt ausschließlich der Bergahorn betroffen, er kommt in den Laubwäldern eher selten vor. Die Schäden zeigen sich in trockenen Zweigen, Rissen - und schließlich kommt das schwarze Sporenlager zum Vorschein, das der Krankheit ihren Namen gibt.
Was man weiß: Es handelt sich um einen "Schwächeparasit". Der Pilz (Cryptostroma corticale) kann lange Zeit unbemerkt in den Bäumen sein, sie erkranken erst bei Stress wie Wärme, Trockenheit oder Abgasen. Dann aber sterben sie laut Thierfelder nicht selten binnen Jahresfrist.
Nachgewiesen ist die Rußrindenkrankheit bisher in folgenden unterfränkischen Orten: Giebelstadt, Prosselsheim, Rottendorf, Winterhausen (alle Lkr. Würzburg), Biebelried, Volkach, Willanzheim (alle Lkr. Kitzingen), Geldersheim, Waigolshausen, Werneck (alle Lkr. Schweinfurt) und Arnstein (Lkr. Main-Spessart). Ein Verdachtsfall in der Stadt Würzburg hat sich nicht bestätigt.
Waldexperte: "Wir betreten Neuland"
Als "Hotspot" gilt Biebelried. Wie Peter Aichmüller vom Forstamt Kitzingen bestätigt, hat sich die Rußrindenkrankheit im Ahornbestand ausgebreitet. Es wurde dort eine von vier Untersuchungsflächen eingerichtet, um den Verlauf der Krankheit zu beobachten. In 50 bis 90 Prozent waren befallene Bäume abgestorben. "Wir betreten Neuland", sagt der Waldexperte, deshalb müsse man die Forschung intensivieren. Die Landesanstalt hat eine eigene Stelle dafür geschaffen.
Aichmüller befürchtet, dass der Pilz bei erneut trockenen Sommern weiter um sich greifen könnte: "Gott bewahre, dass er nicht auf andere Baumarten übergeht." In Nordamerika, von wo der Pilz vor Jahrzehnten nach Europa eingeschleppt wurde, attackiert er auch Linden, Birken und Rosskastanien.
Das Forstministerium warnt vor einer Zunahme der Krankheit. Eine Verbreitung über die Sporen gilt als wahrscheinlich. Und möglicherweise sei der Pilz schon latent in Baumbeständen vorhanden oder könne das Saatgut infizieren. Zwar wollen die Experten keine Panik verbreiten. Im Ministerium sieht man bei einer Ausdehnung der Rußrindenkrankheit über Unterfranken hinaus aber eine "Bedrohung der Baumart Ahorn in Bayern".