Wie geht es weiter mit der Kultur in Schweinfurt? Erst kürzlich wurde bekannt, dass das Theater mit seinen 750 Plätzen, lockdown-bedingt seit November geschlossen, erst im Oktober 2024 wieder öffnen soll. Grund dafür: Das 1966 eröffnete Theater muss generalsaniert werden. Ursprünglich sollte die kommende Saison noch stattfinden, doch angesichts der Unklarheit, wann überhaupt wieder gespielt werden kann, wurde die Sanierung vorgezogen. Der Schul- und Kulturausschuss beschäftigte sich nun mit einem möglichen Ersatzprogramm für die kommenden Jahre.
Laut Christian Federolf-Kreppel, Leiter des Theaters der Stadt Schweinfurt, ist eines schon jetzt klar: "Wir müssen das entstehende Vakuum mit kulturellen Angeboten füllen." Gemeint ist ein mögliches Ersatzprogramm in Ausweichspielstätten, um die jahrelange Schließung des Schweinfurter Theaters zumindest teilweise zu kompensieren. "Auf eine letzte Spielzeit 2021/2022 vor dem Beginn der Sanierung hatte ich gehofft und alles darauf hin geplant", so Federolf-Kreppel. Nun ist alles anders und dennoch sei der erste Gedanke die Hoffnung auf ein Angebot in den folgenden Jahren, womit man die jährlich bis zu 85 000 Theaterbesucher weiterhin an Schweinfurt binden kann.
Welche Ausweichspielstätten kommen in Frage?
Als "deutschlandweiter Leuchtturm" habe das Theater mit Qualität und Programmvielfalt einen Publikumsstrom aus Thüringen, Bamberg oder Würzburg sowie aus der direkten Umgebung angelockt. "Der Stamm der Abos lag viele Jahre bei über 6000, im Zuge des Corona-Jahres gab es einen Rückgang auf knapp über 5000, was immer noch beachtlich ist", erklärt der Theaterleiter. Seit der Nachricht der Schließung Anfang Februar habe man nur 50 Abos verloren. Die Reaktionen auf die Schließung seien "gefasst und mehr als freundlich – im Bewusstsein, dass dieses nicht nur architektonische Schmuckstück erhalten und zukunftsfähig gemacht wird". Es gebe sogar bereits Abobestellungen für die Saison 2024/2025.
Umso wichtiger sei ein Ausblick auf "Ersatzangebote" für die Zeit der Schließung. Laut Federolf-Kreppel müssten aber noch endgültige Fakten geschaffen werden, die Planungen seien noch nicht abgeschlossen. "Da wir seit fünf Jahren an der Generalsanierung arbeiten, wissen wir natürlich, dass das Thema Ersatzspielstätten auf uns zukommen wird", erklärt Federolf-Kreppel. Derzeit besichtige man zahlreiche potentielle Spielstätten und prüfe diese auf "Herz und Nieren". Konkret sprach der Theaterleiter vom Konferenzzentrum, der Stadthalle, dem Evangelischen Gemeindehaus, der ESKAGE am Hainig, dem Wohnstift Augustinum, dem Leopoldina-Saal im Rückert-Bau, von der Kulturhalle Grafenrheinfeld, den Schul-Aulen und Konzertkirchen und auch vom ZF-Kesselhaus.
"Planen eines möglichen Spielplans nicht das Problem"
Ausgeschlossen habe man dagegen die Errichtung eines Ersatzbaus oder eines Zeltes. "In jedem Fall brauchen wir aussagefähige Informationen zu den Themen Brandschutzordnung und Betriebserlaubnis", so Federolf-Kreppel. Auch die Themen Barrierefreiheit, Evakuierungskonzept, Toiletten-Situation, Garderoben, Proberäume, Foyer und die Möglichkeit einer Gastronomie müssten nun bewertet werden. "Wenn klar sein wird, wo wir spielen können, ist das Planen eines möglichen Spielplans nicht das Problem", betonte der Theaterleiter. Er sei in einem künstlerischen Netzwerk seit über 30 Jahren verflochten, da werde es schöne Formate geben können.
Eine weitere Möglichkeit für das Publikum seien Theaterfahrten, wenn die Corona-Pandemie diese wieder zuließen. Dafür gebe es bereits konkrete Gespräche mit den Bamberger Symphonikern, der Bayerischen Staatsphilharmonie (Orchesterkonzerte) und dem Staatstheater Meiningen (Oper, Operette, Musical). "Wir werden eine Lösung finden, die Menschen bei der Stange zu halten", betonte Federolf-Kreppel. Obgleich Oberbürgermeister Sebastian Remelé betonte, dass besagte Theaterfahrten nur als Ergänzung verstanden werden sollten. Im Kern gehe es darum, die Menschen mit Angeboten in der Stadt zu halten.
CSU schlägt Open-Air-Bühne im Rathaus-Innenhof vor
Die grundsätzlichen Alternativüberlegungen begrüßte auch CSU-Stadtrat Oliver Schulte. Seine Fraktion habe sich ebenfalls Gedanken über die Situation gemacht und wolle dem Theaterleiter nun zwei Schwerpunkte mit auf den Weg geben. Zum einen, so Schulte, sollten die Abo-Kunden ganz besonders in den Fokus genommen, betreut und mit alternativen Angeboten versorgt werden. Zum anderen möge man die Schweinfurter Innenstadt in den kommenden Jahren stärker in den Blickpunkt rücken. "Wir sollten die Innenstadt mehr in die Konzeptionen mit einbeziehen", so Schulte. Dafür schlug er etwa eine Openair-Bühne im Rathaus-Innenhof vor. "Wenn wir solche Angebote in die Stadt bringen, dann werden uns das Gastro und Einzelhandel danken."
Oberbürgermeister Remelé zeigte sich im Schul- und Kulturausschuss durchaus optimistisch, was die kulturelle Zukunft Schweinfurts angeht. "In der Krise und auch in der Schließung des Theaters sehe ich jetzt eine riesige Chance." Die jetzige Zeit biete die Möglichkeit zu einem "echten Aufbruch". Deshalb sei er alles andere als "kulturpessimistisch". In der nächsten Sitzung des Schul- und Kulturausschusses will Theaterleiter Christian Federolf-Kreppel dann konkretere Pläne für ein Ersatzprogramm in den kommenden Jahren vorlegen.