750 Plätze hat das Theater der Stadt Schweinfurt normalerweise zu bieten. Wenn die neue Saison beginnt, dürfen aber nur 200 Zuschauer das Haus betreten. Das ist die derzeit in Bayern gültige Obergrenze für Veranstaltungen im Inneren. Würde diese erhöht, brächte es dem Haus nicht viel: "200 Leute sind ziemlich genau das, was wir unter Einhaltung der Abstandsregel unterbringen können", sagt Theaterleiter Christian Federolf-Kreppel.
Seit dem Auftritt des Tenors Daniel Behle Mitte März haben hier keine Veranstaltungen mehr stattgefunden. Nun soll es Ende September wieder losgehen: "Ich freue mich wie ein Schneekönig, wenn hier endlich wieder Künstler auf der Bühne stehen", so Federolf-Kreppel. Die Regelungen für die Besucher seien vergleichsweise leicht umzusetzen: Eintritt mit Maske und zuvor gekaufter Karte von einer Seite, Ausgang nach der anderen. Keine Garderobe, kein Einlassdienst. Maximal 90 Minuten Vorstellung, keine Pause.
In der kommenden Saison wird es Karten nur im Freiverkauf geben
"Die kompliziertere Einheit ist das Bühnenhaus", sagt Federolf-Kreppel. Gastierende Orchester und Schauspielensembles dürfen das Haus nur mit Maske betreten, müssen sich die Hände desinfizieren und dann ohne Umwege ihre Garderobe aufsuchen, die sie nur für den Bühnenauftritt verlassen dürfen. Nur dort dürfen sie sich schminken, an- und umziehen. Nach der Vorstellung müssen sie das Haus verlassen – ohne jegliches Verweilen, so die Regelung. "Dabei ist gerade das im Theater ein wesentlicher Teil", sagt Federolf-Kreppel. "Ich bin in großer Sorge um dieses unersetzliche Theatererlebnis. Die Atmosphäre, die Schwingungen, kurz, alles, was jeder kennt, der Theater oder Konzert liebt." Die Nachfrage sei da. "Wir werden zugeschüttet mit Mails, die Leute wollen, wollen, wollen."
In der kommenden Saison wird es Karten nur im Freiverkauf geben, das Theater setzt die Abonnements aus ("wir buchen nicht ab"), räumt den Abonnenten aber ein Vorkaufsrecht ein: Sie können für die gesamte Saison vorbestellen. Gut möglich, dass es für Nicht-Abonnenten gelegentlich schwierig wird, an Karten zu kommen. Allein das Tanzabo hat 900 Abonnenten, die für zuverlässiges Erscheinen bekannt sind. Bei zwei Vorstellungen pro Gastspiel mit je 200 Plätzen werden Engpässe also kaum zu umgehen sein.
Coronabedingt musste Christian Federolf-Kreppel auch einige Änderungen am Spielplan vornehmen. So wird am 23. und 24. September die nonverbale Ein-Mann-Comedy-Show "LEO" mit Tobias Wegner die Saison eröffnen. Anstatt des Cirque Nouveau aus Brisbane, Australien. Statt der "Fledermaus" von Johann Strauss wird am 19. Oktober zweimal "Wiener Blut" mit der
Operettenbühne Wien Heinz Hellberg gespielt.
Da das Landestheater Detmold wegen der Corona-Sicherheitsbestimmungen nicht für die Puccini-Oper "Turandot" proben konnte, kam die ganze Produktion nicht zustande. In Schweinfurt wird deshalb ersatzweise von 28. Oktober bis 1. November "La Traviata" von Verdi als Kammerstück mit Klavierbegleitung mit der Compagnia Nuova aus Berlin zu sehen sein.
Thema Ballett: Sechs Meter Abstand beziehungsweise 20 Quadratmeter pro Tänzer schreiben die Bestimmungen vor. Wer nicht, wie etwa John Neumeier in Hamburg, über ein Paar verfügt, das auch im echten Leben liiert ist und deshalb die Pas de deux tanzen kann, der wird neue, coronakonforme Choreografien entwickeln müssen. "Das wird es sicher geben", sagt Christian Federolf-Kreppel. Auch durchsichtige Schutzmasken, die auf der Bühne getragen werden können, würden erprobt. "Dann müssten die Stimmen aber verstärkt werden, was wir im Theater ja nicht wollen", so der Theaterleiter.
Alle Gastensembles müssen versichern, dass ihre Auftritte die Auflagen erfüllen
Bis Ende des Jahres steht soweit der Spielplan, Christian Federolf-Kreppel hat sich von allen Gast-Ensembles versichern lassen, dass ihr Angebot unter den gegenwärtigen Auflagen über die Bühne gehen kann. "Wir werden das auch noch verschriftlichen. Wir wollen auf keinen Fall etwas tun, was Menschen gefährdet."
So muss das Theater mit allerhand Unsicherheiten leben. Können die Schulen in der Weihnachtszeit zum Kinderstück kommen? Ist mit weiteren Restriktionen zu rechnen (Federolf-Kreppel glaubt nicht an einen zweiten Lockdown)? Wie rettet sich die freie Kunst-, Musik- und Theaterszene durch die Krise? Werden digitale Angebote das Live-Erlebnis verdrängen? "Es kommt immer wieder der Ruf nach einem Konzept. Aber niemand hat ein Konzept. Weil das alles so unvorhersehbar ist." Obwohl ihm die existenziellen Nöte vieler Künstler große Sorgen machen, ist der Theaterleiter sicher, dass das analoge Theater nicht verschwinden wird: "Dazu gibt es zu viele Menschen, die das wollen und auch brauchen."
Karten fürs Theater Schweinfurt – so funktioniert's:
Sitzplatznummern. Dazu benötigt das Theater die Kontaktdaten der Käuferin/des Käufers (Anschrift und E-Mail-Adresse).