
Das Thema ist nicht neu. Erst kürzlich forderte die SPD, die Höchstgeschwindigkeiten in Teilen Schweinfurts zu verringern. Gerade im Hinblick auf das neue Radverkehrskonzept könne eine Temporeduktion generell für mehr Sicherheit sorgen, so die Sozialdemokraten. Der Haupt- und Finanzausschuss behandelte nun einen weiteren Antrag der SPD, in dem es speziell um den Stadtteil Oberndorf ging. Bezogen auf das dortige hohe Verkehrsaufkommen stellt sich die Frage: Kann die Einführung von Tempo 30 dort für mehr Sicherheit und weniger Gesundheitsschäden sorgen?
Laut SPD-Stadträtin Marianne Prowald könnte das funktionieren. Demnach sorge die Verringerung der Geschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer dafür, dass weniger schwere Unfälle passieren. "Mit zunehmender Geschwindigkeit wird der Bremsweg länger, die Reaktionszeit kürzer, die Aufprallenergie steigt", so Prowald. Außerdem fördere Tempo 30 die "Lebensqualität und soziale Interaktion", wovon vor allem Kinder profitieren könnten. Auch die Luft könnte durch weniger Feinstaub sauberer werden und man leiste dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz. Besonders wichtig sei zudem, dass die immense Lärmbelastung in Oberndorf verringert werden könne. Und das, mal abgesehen von Beschilderung und Fahrbahnmarkierung, "fast kostenlos".
Der Stadt sind die Hände gebunden
Konkret möchte die SPD Tempo 30 in der Würzburger Straße, der Engelbert-Fries-Straße und der Hauptstraße in Oberndorf einführen. Sowohl Stadträte anderer Parteien also auch die Stadtverwaltung selbst standen dem Vorschlag der SPD grundsätzlich offen gegenüber. Jedoch machte Ordnungsreferent Jan von Lackum schnell deutlich, dass der Stadt in der Angelegenheit die Hände gebunden seien. "Wir können nicht einfach ohne Grund die Regelgeschwindigkeit von 50 reduzieren." Grundsätzlich könne diese Anordnung auf einer "klassifizierten Ortsdurchfahrt" (Landstraßen, Bundesstraßen, Kreisstraßen) nicht nur darauf gestützt werden, dass sich Anlieger vom Verkehrsaufkommen oder einem bestimmten Lkw-Anteil gestört fühlen.
Straßen wie diese dienten dem "überörtlichen Verkehr". Nur um den Fluss zu verlangsamen, könne eine Geschwindigkeitsbeschränkung ohne Gefahrenlage, die hier nicht ausreichend begründet werden könne, nicht vorgenommen werden. Sowohl Würzburger Straße (24 000 Fahrzeuge am Tag) als auch Hauptstraße (13 000) dienten als Staatsstraßen dem Zu- und Abfluss, insbesondere auch des überörtlichen Verkehrs. Die Engelbert-Fries-Straße hätte als Gemeindestraße die Funktion, den Verkehr zügig im Erschließungsgebiet zu verteilen. Gerade im Hinblick auf den Industriestandort Schweinfurt sei es deshalb wichtig, den Verkehrsfluss auf den besagten Strecken nicht zu stören.
Keine Lärm- und Abgasüberschreitung, aber ...
Auch das Argument der Lärm- und Abgasbelastung greife in Oberndorf nicht, so die Stadtverwaltung. Zum einen belege die Luftüberwachungsstation am Obertor, dass dort kein Handlungsbedarf bestehe. Zum anderen ergab eine Berechnung der Lärmwerte für die Hauptstraße, dass eine unzulässige Überschreitung nicht vorliegt. Diese Messung wurde mit der Regierung von Unterfranken abgestimmt. Allerdings betonte die Stadtverwaltung, dass die "sogenannten Auslösewerte, welche eine Lärmaktionsplanung grundsätzlich erforderlich machen, überschritten" seien. Heißt im Klartext: Ob hier doch eine Anordnung von Tempo 30 in Frage kommt, werde noch mit der unterfränkischen Regierung abgeklärt.
Allerdings befürchte man, sollte die Geschwindigkeit in der Hauptstraße tatsächlich verringert werden, dann wiederum einen möglichen "Ausweichverkehr" in die Engelbert-Fries-Straße. Eine Ideallösung, so machte Ordnungsreferent von Lackum deutlich, werde es wohl in keinem Fall geben. Denn selbst bei Tempo 30 könnten beispielsweise Fahrradfahrer bei entsprechender Verkehrsmenge nicht ungesichert auf der Straße fahren. Ein extra angelegter Radfahrstreifen bedeute dann aber wiederum, dass man einen der normalen Fahrstreifen aufgeben müsste, was dann zu weiteren Verkehrsbehinderungen führen könnte. Und so weiter.
Die Verwaltung erkenne das hohe Interesse der Anlieger bezüglich mehr Ruhe, weniger Abgasen und mehr Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger an, hieß es in der Ausschusssitzung. Allerdings stünden diese "berechtigten Belange" dem erforderlichen Verkehrsfluss, gerade was die vielen Pendler angeht, gegenüber. Man habe erhebliche Zweifel daran, dass eine Einführung der geforderten Tempobeschränkungen aus rechtlicher Sicht möglich sei. Wenn die Stadt sich mit der Regierung abgestimmt hat, wolle man einen abschließenden Beschlussvorschlag abgeben, der dem Gremium dann unterbreitet werden soll.
Die Engelbert-Fries-Str. ist ein kürzeres, zweispuriges Nadelöhr der sonst durchgehenden viespurigen SWer Westtangente B 303-Kennedy-Ring-Würzburger Str., die die A 71 mit der A 70 verbindet. In den 70er Jahren war vmtl. bereits angedacht, dieses Nadelöhr auch vierspurig auszubauen.
Hab gerade im BayernAtlas nachgemessen: es wäre in der Engelbert-Fries-Str. genug Platz für den Ausbau als großzügige, vierspurige Allee, mit grünen Mittelstreifen und beidseitigen Rad- und Fußwegen, mit Alleebäumen. Lediglich ein kürzeres Stück wäre hierfür ca. 2 m zu schmal. Hier könnte man stadtauswärts von zwei auf eine Spur reduzieren.
Dann könnte man Tempo 30 in der Hauptstraße ohne Problem mit Ausweichverkehr einführen!
Bei ''Vierspuriger Straße" sehen heute Viele rot. Die sollten dann besser in einen Gemeinderat für Dorfplanung gehen. Ein Obertzentrum sollte an dieser Stelle eine repräsentative Einfahrt haben, mit sukzessiv errichteter Boulevard-Bebauung.