
Die Berichterstattung über die mutmaßliche Verletzung eines privaten Jagdreviers Hundelshausen/Altmannsdorf/Neuhof bei einer von den Bayerischen Staatsforsten organisierten Drückjagd im Bereich des Zabelsteins (Lkr. Schweinfurt) hat für zahlreiche Reaktionen gesorgt. Mehrere Jäger, die Reviere im Steigerwald in unmittelbarer Nachbarschaft zum Staatswald haben, meldeten sich bei der Redaktion und berichteten ebenfalls von Grenzverletzungen. Dabei wird deutlich: Gerade wenn es um die Bejagung von Rehen geht, ist es um das Verhältnis zwischen Staatsforsten und privaten Jägern nicht zum Besten bestellt. Die Staatsforsten selbst wollen sich derzeit nicht äußern.
Horst Kerscher aus Untersteinach (Burgwindheim, Lkr. Bamberg) hat seit 2014 ein Revier oberhalb der Oberschwarzacher Gemeindeteile Breitbach und Kammerforst (Lkr. Schweinfurt) gepachtet. Er ist dort der Nachfolger seines Onkels Michael Rebhann aus Gerolzhofen, mit dem er hier bereits seit 2003 zur Jagd ging. Auch Kerscher bestätigt, dass es die Inhaber von Jagdrevieren, die direkt an den Staatsforst angrenzen, sehr schwer haben, trotz sehr vieler Einzelansitze die von den Fachbehörden vorgegebene Abschussquote überhaupt zu erfüllen. Grund dafür seien aber nicht nur die großen Drückjagden, sagt der 72-Jährige. Es gehöre nämlich zur Hauspolitik der Staatsforsten, dass man Pirschbezirke an auswärtige Jäger vergebe und diese Pirschbezirke direkt an der Grenze zu Privatrevieren liegen.
Nachbar aus Wiesbaden
Auch Kerscher hat in seinem rund 220 Hektar großem Revier einen "Pirschbezirkler" als direkten Nachbarn. "Der wohnt in Wiesbaden", sagt Kerscher. Der Mann reise einmal im Jahr an, miete sich in der Nähe in einer Ferienwohnung ein und versuche dann im Staatsforst so viele Rehe wie möglich in kurzer Zeit zu schießen. Die Hege als Grundelement der Waidgerechtigkeit spiele für solche Leute überhaupt keine Rolle, kritisiert der Untersteinacher. Ziel sei es nur, dass der Bestand an Rehen sich auf keinen Fall erholen kann.
Die Berichterstattung der Main-Post über die umstrittenen Drückjagden und die Revierverletzungen seien in der Jägerschaft derzeit das Gesprächsthema Nummer eins, erzählt Kerscher. Und man sei sich in der ablehnenden Haltung gegenüber den Staatsforsten einig. Es habe zwar auch einen Leserbrief pro Staatsforst gegeben, "aber diesen Brief muss man entsprechend einordnen": Der Verfasser nehme regelmäßig selbst an den Drückjagden des Staatsforstes teil, und der Sohn sei sogar bei den Staatsforsten beschäftigt.
"Auch wir hatten mehrfach Probleme mit dem Forstbetrieb Ebrach wegen Revierüberschreitungen", berichtet Kerscher. Bei einer Drückjagd im benachbarten Staatswald seien Jagdhunde weit in das Privatrevier eingedrungen. "Mein Onkel musste mit ansehen, wie ein deutlich gezeichneter Jagdhund ein Reh hetzte, bis es nicht mehr konnte und kurz verweilte, dabei den Lecker deutlich aus dem Äser heraus schob." Der Jagdhund habe das Tier dann in Richtung Staatswald getrieben. "Keine zehn Sekunden später fiel ein Schuss."
Entschuldigung aus Ebrach
Michael Rebhann habe sich damals schriftlich beim Staatlichen Forstbetrieb in Ebrach beschwert. Dessen Leiter Ulrich Mergner habe sich umgehend telefonisch entschuldigt. Auch der inzwischen schon verstorbene örtliche Revierleiter habe sich sofort bei Rebhann gemeldet und ihm versichert, dass in Zukunft besser auf die Grenzen geachtet wird – und dies durchaus auch aus Eigennutz, denn der Forstbetrieb Ebrach müsse sich für jede öffentlich gewordene Revierverletzung bei der Zentrale der Bayerischen Staatsforsten in Regensburg rechtfertigen. "Nachdem ich 2014 das Jagdrevier übernahm, wurden noch im selben Jahr wieder bei einer Drückjagd Jagdhunde in meinen Jagdrevier gesichtet, wie sie Rehe nachstellten", erzählt Horst Kerscher. "Ich schrieb sofort Mergner ein Brief und verbat mir in Zukunft das Überlaufen von Jagdhunden."
Baumwipfelpfad ist zu laut
Das Problem der Revierverletzungen gehört aber seit dem Jahr 2017 der Vergangenheit an. Der Staatsforst führt an der östlichen Grenze zum Kerscher-Revier keine Drückjagden mehr durch. Der Grund ist für Kerscher klar: "Es rentiert sich nicht mehr." Der Wald ist leer, sowohl auf der staatlichen, als auch auf der privaten Seite. Der Waidmann meint auch die Ursache zu kennen: "Es liegt am Baumwipfelpfad." Seit der Eröffnung im Frühjahr 2016 sind schon deutlich über 700 000 Besucher zu diesem Aussichtspunkt im Staatswald oberhalb von Ebrach gepilgert.
Kerschers Revier beginnt nur rund 400 Meter neben dem Baumwipfelpfad. Die fast ständig präsente Geräuschkulisse der Besucher habe dafür gesorgt, dass dort schon seit Jahren weder ein Reh noch ein Wildschwein gesichtet wurde. Tiefer im Revier drin, weiter entfernt vom Wipfelpfad, dort, wo vielleicht noch Wild steht, hat der passionierte Jäger aber jetzt ein neues Problem bekommen: Jagdgegner. "Wenn die sehen, dass mein Auto am Waldrand steht, kommen die mit ihren Autos mitten in den Wald gefahren, steigen aus und beginnen zu schreien, um das Wild zu vertreiben." Es sei auch schon eine Gruppe von fünf, sechs Personen mitten in der Nacht mit Stirnlampen lärmend durch sein Revier gezogen. Kerschner hat nun genug davon. "Ich habe dies bei der Staatsanwaltschaft Bamberg zur Anzeige gebracht."
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Und weiter geht es mit harten Fakten:
Einen Leserbrief, der nicht die allseits gewünschte Position vertritt, müsse man „entsprechend einordnen“! Wenn ein Journalist dann noch mutmaßt, daß der Sohn des Leserbriefschreibers bei den Staatsforsten arbeiten, weiß doch jeder schon Bescheid!
Was will die Main Post damit sagen, außer daß sie sich da ganz ganz hinten in der Schmuddelecke bedient hat?
Seriöser Journalismus jedenfalls sieht anders aus.
Über den Rest kann man gerne geteilter Meinung sein.
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
wir nehmen an, dass der Kommentar hier Bezug auf die Anzeige gegen das Forstamt Ebrach nimmt. Auch wenn diese Angelegenheit unseres Wissens noch nicht juristisch entschieden ist, hat die Aussage des Kommentars doch einen belegbaren Bezug zum Thema. Korrekter wäre jedoch die Formulierung "und deren [möglicherweise] illegalen Methoden" gewesen.
Freundliche Grüße
Lukas Will
Digitales Management