
Ein kleines Nachkriegshäuschen so umzubauen und zu sanieren, dass ein Niedrigenergie-Standard erreicht wird und darüber hinaus ein idyllischer Wohntraum verwirklicht wurde, das gelang dem Ehepaar Annette und Peter Hagen in Euerbach. Ausschließlich mit biologischen Baustoffen und unter Verwendung alter Materialien entstand ein kreatives, individuelles Wohnerlebnis. Es ist am Tag der Innenentwicklung, 28. und 29. September, geöffnet.
Als "Bewahrer" vieler Dinge versteht sich Bauherr Peter Hagen. Der handwerklich versierte und ideenreiche Euerbacher hat gemeinsam mit seiner Frau unendlich viele Stunden in den Umbau seines Hauses gesteckt. Er hatte das leer stehende Gebäude, eine Doppelhaushälfte mit Baujahr 1952, im Jahr 2011 gekauft und zunächst innen entkernt. Entsorgungskosten hatte er kaum, zumal er einen Großteil der Steine wieder verwendete und zudem andere alte Materialien verbaute.
"Für mich ist das Thema Nachhaltigkeit ganz wichtig", unterstreicht Peter Hagen. "Warum etwas neues produzieren, wenn es bereits vorhanden ist, aber vielleicht nur einen neuen Zweck braucht?", fragt er.
Vollautomatische Holzpelletofen lifert die Wärme
Kern der Sanierung ist die energetische Ertüchtigung des Nachkriegshauses. "Vorher standen in den Räumen, allerdings nicht in allen, solche Einzelöfen", weiß der Bauherr. Er baute stattdessen einen wasserführenden Grundofen in den offenen Wohn- und Essraum mit Küche ein, verschönerte ihn kunstvoll mit handgetöpferter Keramik.

Der vollautomatische Holzpelletofen holt sich den Brennstoff aus dem Bunker im Keller und schiebt ihn über eine Förderschnecke in den Brennraum im Ofen. Über das System der Heizungsrohre wird die rechte Haushälfte über eine Fußbodenheizung erwärmt, die linke mit Wohn- und Esszimmer sowie Spitzboden über eine Wandheizung. "Wegen der Holzböden", erklärt Hagen. Es sind Lärchenbretter, selbst im Wald gefällt, sägerauh verlegt und mit der Parkettschleifmaschine geglättet.
Der Grundofen dient aber auch zum Kochen und Backen und kann auch einen Pufferspeicher füllen. "Es ist quasi ein Zwitterofen", meint der Hausherr. Einer, der die Wärme speichern kann und einen gußeisernen Brennereinsatz hat, aber bei Bedarf auch schnelle Konfektionswärme erzeugt. "Eigentlich sind Grundöfen ja eher träge", sagt Peter Hagen.
Viele kreative Details aus Holz, Stein oder Keramik
Auffallend im 140-Quadratmeter-Haus sind die vielen kreativen Details: aus Holz, Stein oder Keramik. Nicht nur der Ofen ist ein Blickfang, auch die Küche besticht durch einen gemütlichen, italienisch angehauchten Bauernhausstil, zeigt aber auch, dass Alt und Neu gut harmonieren. Da steht etwa ein selbst gemauerter Backstein-Herd mit eingebautem Gas- und Induktionsfeld, alte Eichenbalken kontrastieren mit modernen Einbaugeräten. Selbst das Gäste-WC verrät Individualismus, erinnert an den Hundertwasserstil, mit selbst getöpferten Fliesen und einem alten Steingut-Waschbecken.

Im Obergeschoss sind Eltern- und Kinderzimmer sowie das Familienbad untergebracht. Die Treppe ins Obergeschoss erhielt neue Tritte, der Stützbalken wurde kunstvoll eingeschnitzt.
Die natürlichen Materialien beherrschen sowohl das Innere, als auch das Äußere des Hauses. Lehmputz ist im Wohnbereich auf Schilfrohrmatten aufgetragen, und darauf ein dünner Kalkputz. "Lehm ist klimaregulierend, nimmt die Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab", erklärt Peter Hagen. Was das Raumklima besonders macht.
Zellulose als Dämmung
Hinzu kommt, dass das ganze Haus, Wände und Dach, mit Zellulose gedämmt ist – ein diffusionsoffenes Baukonzept. Die Zellulose ist mit zwei verschiedenen Salzen behandelt, damit kein Ungeziefer sich niederlässt und die Brennbarkeit minimiert wird.


Am Giebel verbirgt sich die Zellulose-Dämmung hinter alten Eichenbretter sowie im Erdgeschoss hinter Holzfaserplatten. Diese tragen den Außenputz mit der schlammfarbenen Kalkfarbe.
Anstelle der Garage erfolgte ein ebenerdiger Anbau hinter dem Haus mit Grasdach, derzeit genutzt als Allzweckraum und Lager. Bei Bedarf kann er aber mit einem behindertengerechten Bad ausgestattet werden und somit auch für den Pflegefall dienen, meint der Bauherr.


Umgeben ist das Haus mit einem idyllischen Garten, mit kreativem Sitzplatz, Backhaus, Nutzgarten und Pool – alles selbst gemacht. Und ständig kommen neue Ideen hinzu, etwa ein Gewächshaus. "Ich bin halt so veranlagt", lächelt Peter Hagen: mit viel Unruhe, Ideen und handwerklichem Geschick.