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Bergrheinfeld
SuedLink: Wird der Bergrheinfelder Klimawald gerettet?
Die Stromtrasse soll auf den letzten 700 Metern zum Umspannwerk durch den Bergrheinfelder Klimawald laufen. Die Gemeinde protestierte. Jetzt wird eine neue Trasse geplant.
Einen Teilerfolg haben die Bergrheinfelder mit ihrem Protest gegen den geplanten Verlauf der SuedLink-Trasse durch den Gemeindewald erreicht: Die Bundesnetzagentur hat Tennet mit der Planung einer Alternativtrasse östlich am Wald vorbei beauftragt. Sie führt entlang der Zufahrtsstraße (links) zum Umspannwerk. 
Foto: Anand Anders | Einen Teilerfolg haben die Bergrheinfelder mit ihrem Protest gegen den geplanten Verlauf der SuedLink-Trasse durch den Gemeindewald erreicht: Die Bundesnetzagentur hat Tennet mit der Planung einer Alternativtrasse ...
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 12.02.2024 19:12 Uhr

Im Dannenröder Forst verschanzten sich die Umweltaktivisten auf den Bäumen. So weit ist man in Bergrheinfeld noch nicht. Und Bürgermeister Ulrich Werner hofft, den kleinen Gemeindewald am Galgenberg retten zu können, auch ohne sich an die Bäume ketten zu müssen. Einen Teilerfolg hat man jetzt auch errungen. Vom Tisch ist die Geschichte mit dem SuedLink quer durch den Bergrheinfelder Klimawald aber noch nicht.

Rückblick: Ende 2026 soll der SuedLink in Betrieb gehen und Strom über gut 700 Kilometer von der Nordsee in den Süden Deutschlands transportieren. Der östliche Teil der Erdkabeltrasse wird am Umspannwerk West bei Bergrheinfeld enden. Genauer gesagt 700 Meter davor in einem noch zu bauenden Konverter, in dem der Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt werden muss, bevor er ins Umspannwerk geführt wird.

Dieses letzte Stück SuedLink ist oberirdisch geplant. Stromnetzbetreiber Tennet möchte es auf dem kürzesten Weg ans Ziel bringen. Und dieser führt mitten durch den Bergrheinfelder Klimawald, der sich genau zwischen dem geplanten Konverterstandort und dem Umspannwerk befindet. Dazu müsste für die Aufstellung von Masten eine breite Schneise quer durch den vor 26 Jahren mit erheblichen Haushaltsmitteln und unter schwierigsten Bedingungen angepflanzten Gemeindewald geschlagen oder der Wald mit großen Masten überspannt werden.

Die Alternative, eine Führung der Freileitung westlich um den Wald herum, war wegen der längeren Leitungsstrecke und der dadurch höheren Kosten von Tennet nicht favorisiert worden. Eine östliche Umgehung des Waldgebietes hatte man gar nicht erst untersucht.

Bergrheinfelds Wald soll unangetastet bleiben. Auch die Bayerische Forstverwaltung lehnt eine Stromtrasse über oder quer durch den Wald Am Galgenberg ab.
Foto: Anand Anders | Bergrheinfelds Wald soll unangetastet bleiben. Auch die Bayerische Forstverwaltung lehnt eine Stromtrasse über oder quer durch den Wald Am Galgenberg ab.

Die Pläne von Tennet hatten wegen des Eingriffs in den Wald für große Empörung in Bergrheinfeld gesorgt. Auch die Bayerische Forstverwaltung lehnt eine Stromtrasse über oder quer durch den Wald Am Galgenberg ab. Der Gemeinderat hatte den Netzbetreiber in einer Protestnote deshalb aufgefordert, seinen Trassenvorschlag durch den Wald sowie den davor geplanten Konverterstandort sofort wieder zurückzunehmen und eine alternative Vorzugstrasse östlich am gemeindlichen Wald vorbei an die Bundesnetzagentur zu geben. Diese Behörde trifft die finale Entscheidung zum Trassenverlauf.

Tennet lässt drei Trassenverläufe planerisch ausarbeiten

"Es hat sich nichts an der Planung geändert", stellt Bürgerreferent Thomas Wagner von Tennet auf Nachfrage dieser Redaktion klar, dass die Trasse durch den Wald nach wie vor in der Planung ist. Die Gemeinde hat mit ihrem Protest aber erreicht, dass nicht nur diese Vorzugstrasse planerisch ausgearbeitet wird, sondern auch die westliche Variante und vor allem neu die von Bergrheinfeld vorgeschlagene Ostvariante entlang der Zufahrtsstraße zum Umspannwerk.

Ein Ingenieurbüro sei mit der Planung aller drei Varianten beauftragt worden, bestätigt Wagner. Eine Prognose, für welchen Trassenvorschlag sich die Bundesnetzagentur letztlich entscheiden wird, will er nicht abgeben. Fest steht aber: "Der Protest vor Ort ist kein objektives Bewertungskriterium." Es sei zwar nachvollziehbar, dass der  Wald für die Gemeinde Bergrheinfeld eine hohe Bedeutung habe, der tatsächliche Wert stehe aber auf einem anderen Blatt Papier.

"Wir prüfen das wohlwollend", versichert der Tennet-Vertreter, spricht aber von einem "Spagat". Denn auch die Verlegung der Trasse links oder rechts am Wald vorbei sei nicht problemlos realisierbar. Die westliche Variante berge Konfliktpotenzial mit der Nachbargemeinde Werneck, und die östliche Variante erfordere große Winkelmasten, damit die Freileitung – salopp gesagt – die Kurve zum Umspannwerk kriegt. "Schön ist das nicht", meint Wagner.

Erdverkabelung scheidet aus Kostengründen aus

Bürgermeister Ulrich Werner indes ist optimistisch. Allein die Tatsache, dass aufgrund des Protestes aus Bergrheinfeld nun eine östliche Umgehung des Waldes planerisch ausgearbeitet wird, sei schon ein Erfolg. "Und wir haben gute Argumente für den Schutz unseres Waldes", verweist Werner auf die ökologische Wertigkeit der zehn Hektar großen Waldfläche und auf die Steuergelder, die für die Erstaufforstung am Galgenberg vor 26 Jahren ausgegeben wurden. 80 000 Pflanzen wurden damals gesetzt. Darunter Eichen und Edellaubhölzer wie Feldahorn, Wildbirne oder Rotbuche.

Eine Erdverkabelung im übrigen scheidet aus, stellt Wagner auf Nachfrage noch einmal klar. Technisch wäre sie zwar machbar, aber "immens teuer". Der Gesetzgeber würde so ein Vorhaben für Wechselstromleitungen nur unter "ganz bestimmten Bedingungen" genehmigen, zum Beispiel in Bereichen mit Wohnbebauung. In Bergrheinfeld sei das nicht der Fall, "hier fehlen für eine Erdverkabelung die rechtlichen Voraussetzungen".

"Das ist eine Frechheit, dass die Planer von Tennet schon bei ihrem nächsten Projekt das unterlaufen, was zuvor als Verbesserungsvorschlag eingebracht wurde."
Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner

Während an der SuedLink-Front mit der Planung einer Ostvariante Boden gut gemacht wurde, tut sich mit der P43-Fulda-Main-Leitung schon der nächste Abgrund auf: Auch hier liegt das Bergrheinfelder Klimawäldchen bei der Anbindung der Trasse ans Umspannwerk genau im Fadenkreuz. Bürgermeister Ulrich Werner ist empört ob dieser Ignoranz: "Das ist eine Frechheit, dass die Planer von Tennet schon bei ihrem nächsten Projekt das unterlaufen, was zuvor als Verbesserungsvorschlag eingebracht wurde."

Der Bergrheinfelder Rathauschef will nun Tacheles reden und hat alle Projektverantwortlichen zu einem "Arbeitsgespräch" einberufen. Auch die Bürgermeister der beiden betroffenen Nachbargemeinden Werneck und Wasserlosen werden daran teilnehmen. Werners Forderung: "Die Stromnetzbetreiber sollen ihre Planungen so optimieren, dass keine Gemeinde unter die Räder kommt."

 
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  • C. H.
    Ach Leute....ihr wolltet das KKW stillgelegt haben. Habt ihr geschafft.
    Ich wollt die Energiewende. NEIN, wollt ihr nicht!

    Windkraft? NEIIIIIN.
    Solarfeld? NEIIIIIIN.
    ok, Stromleitung? NEIIIIIIIIN

    Strom kommt aus der Steckdose, nicht wahr? Fragt sich nur, wie lange noch!
    Nebenbei bemerkt: egal wie Südlink gebaut wird, ich werde es mitverfolgen können, aus nächster Nähe! Ich bin allerdings auch Fachkraft und verstehe die Dynamik des europäischen und deutschen Stromnetzes. Das mir keiner von euch rumheult, wenn mal wieder der Strom ausfällt. Ihr habt das selbst verursacht!
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