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Bergrheinfeld
Stromtrasse: Warum die Forstverwaltung gegen die Pläne von Tennet ist
Bergrheinfelds Klimawald soll unangetastet bleiben. Das fordert Stephan Thierfelder vom Amt für Landwirtschaft und Forsten. Für ihn gibt es gute Gründe.
'Wenn man hier steht, dann hat man schon ein richtiges Waldfeeling', sagt Forstfachmann Stephan Thierfelder über den noch jungen Bergrheinfelder Klimawald.
Foto: Anand Anders | "Wenn man hier steht, dann hat man schon ein richtiges Waldfeeling", sagt Forstfachmann Stephan Thierfelder über den noch jungen Bergrheinfelder Klimawald.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:19 Uhr

"Die Bayerische Forstverwaltung lehnt eine Stromtrasse über oder quer durch den Wald Am Galgenberg ab." Zu diesem Fazit kommt Stephan Thierfelder, der Forstbereichsleiter vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend in Bergrheinfeld sprach er sich gegen die Pläne von Tennet aus. Der Netzbetreiber hatte der Gemeinde offenbart, dass für den SuedLink auf den letzten Metern zum Umspannwerk eine Schneise in den Wald geschlagen werden soll. 

Der Wald Am Galgenberg habe eine besondere Bedeutung für den Lebensraum und das Landschaftsbild, sagte Tierfelder.  Eine Zerschneidung durch eine Stromleitung führe zur Verinselung von Waldflächen. Dadurch entstünden neue Waldränder, die besonders in den Hitze- und Trockenjahren unter erheblichen klimatischen Stress geraten. Schon aufgrund seiner Lage in einem waldarmen Gebiet und seiner ökologischen Wertigkeit sei dieser Wald zu schützen.

Der Waldanteil in Bayern liegt bei einem Drittel der Fläche. Im Landkreis Schweinfurt sind es nur 23 Prozent, die südliche Region gilt mit nur elf Prozent Waldfläche sogar als ausgesprochen waldarm. Über Jahrtausende hat der Mensch hier Wald zu Siedlungszwecken gerodet. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts fielen Bäume der Landwirtschaft zum Opfer. Thierfelder verwies auf alte Karten, in denen auf Bergrheinfelder Flur noch 22 Hektar Waldflächen waren.

Wie viel Aufwand dahinter steckt

Altbürgermeister Wendelin Fenn hat dann vor 26 Jahren diese Erstaufforstung Am Galgenberg initiiert. "Für uns Förster ist das eine Waldwende gewesen", betont Thierfelder. Auf zehn Hektar Fläche wurden 80 000 Pflanzen gesetzt. Am Unterhang dominieren Eichen, Edellaubhölzer wie Feldahorn, Wildbirne oder Rotbuche wurden am Oberhang gepflanzt. Die Waldränder wurden ökologisch gestaltet. Der Übergang von der Stauden-, Gras- und Sträucherzone zu den Halbbäumen und Hochstämmen ist fließend.

Damit die jungen Bäumchen auf dem trocknen Boden anwachsen konnten, musste eigens ein Brunnen für die Bewässerung gebohrt werden. "Es war ein Riesenaufwand, den Wald hoch zu bekommen." Doch wenn man heute dort stehe, so Thierfelder, "dann hat man schon ein richtiges Waldfeeling". 

Warum ein Wald so wertvoll ist

Es ist aber nicht nur das Gefühl, sondern die Wertigkeit des Waldes, die für den Forstfachmann gegen jeglichen Eingriff spricht. Der Wald binde CO2 und sei wichtig angesichts der klimatischen Veränderungen. "Den Wald gilt es zu schützen", machte Thierfelder deutlich. Er sei inzwischen eine Menschengeneration alt, das allein sei schon ein Wert für sich. Denn: "Je älter, desto wertvoller."

Auch eine Überspannung des Waldes lehnt Thierfelder ab. Dies schaffe einen unnatürlichen Zustand. Aus forstlicher Sicht wäre daher eine Trassenführung um den Wald herum die beste Wahl.

Die Gemeinde wird die forstliche Stellungnahme mit ihrer Protestnote an den Übertragungsnetzbetreiber Tennet weitergeben.

 
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