Mit Strafanzeige drohen Schweinfurter Geschäftsleute dem Gesundheitsamt Schweinfurt, wenn die Stadt wieder in einen Inzidenzbereich kommen sollte, der Einschränkungen oder Schließungen von Gastronomie und Einzelhandel nach sich zieht. Das kündigt der Vorsitzende des Gewerbevereins "Schweinfurt erleben", Werner Christoffel, in einem offenen Brief an Landrat Florian Töpper an.
Bezug nimmt Christoffel "auf die wahrscheinlich wieder falschen hohen Inzidenzen" im Bereich des Gesundheitsamtes Schweinfurt". Die 7-Tage-Inzidenz in der Stadt ist am Donnerstag sprunghaft gestiegen. Nachdem in den sechs Tagen zuvor 0 bis 9 Neuinfizierte pro Tag gemeldet worden waren, waren es am Donnerstag 18. Bei der niedrigen Einwohnerzahl von 53 400 führte das zu einem Anstieg der Inzidenz von 52,2 auf 73,0.
"Falls die Zahlen wider Erwarten stimmen sollten, kann man davon ausgehen, dass dies einzig und allein auf die nicht funktionierende Kontaktnachverfolgung des Gesundheitsamtes Schweinfurt zurückzuführen ist", mutmaßt Christoffel in dem Offenen Brief. Er verweist auf "mehr als ein Dutzend namentlich bekannter Fälle", in denen die Nachverfolgung nicht oder deutlich zu spät geschehen sei. Auf Nachfrage räumt Christoffel ein, dass die Fälle acht bis 14 Tage zurückliegen.
"Das Landratsamt muss etwas machen", fordert Christoffel im Gespräch mit dieser Redaktion die Behebung der "Organisationsmängel" am Gesundheitsamt. Diese nennt er "geschäftsschädigend".
Landrat Florian Töpper bezeichnet die von Christoffel erhobenen Anschuldigungen als "reine Mutmaßungen ohne faktische Grundlage". Basierend auf bloßen Behauptungen sehr viel Lärm zu machen, "das ist ein politischer Stil, den ich nicht zu pflegen gedenke", erwidert Landrat Töpper in einer von dieser Redaktion angeforderten Stellungnahme. "Wir im Landratsamt und im Gesundheitsamt machen nach bestem Gewissen und mit viel Einsatz unsere Arbeit, damit es gelingen kann, das Infektionsgeschehen einzudämmen."
Das Gesundheitsamt führt laut Mitteilung des Landratsamtes die Steigerung der Inzidenz in der Stadt Schweinfurt "auf mehrere Umstände" zurück. Eine Ursache lasse sich in der Übermittlung von mehreren positiven Befunden aus einem größeren Familienverband erkennen, der bereits nahezu die Hälfte des Anstiegs der Inzidenz vom 10. Juni ausmache, heißt es. Berücksichtigt man die geringe Einwohnerzahl der Stadt Schweinfurt, führten zum Beispiel sechs Positivfälle bereits zu einem Anstieg von 11,2 Punkten bei der Inzidenz, so die Behörde.
Bevor ich auf die Behörden schimpfe, die keine Kontaktnachverfolgung schaffen (die Mitarbeiter im Landratsamt gehen seit Monaten auf dem Zahnfleisch!), mal lieber selbe ran die eigene Nase fassen - was hätte die Bevölkerung tun können, dass wir diese Situation gar nicht erst bekommen hätten - oder nicht wieder bekommen!