Die Schiller-Grundschule in Schweinfurt will sich umbenennen. In Paul-Maar-Grundschule. Schulleitung, Lehrerkollegium und Elternbeirat hätten sich dafür ausgesprochen, heißt es in einem Schreiben an die Stadt Schweinfurt, die als Sachaufwandsträger einer Namensänderung zustimmen muss.
Was nicht in dem Schreiben steht: Die Umbenennung der Schule wurde kontrovers diskutiert und ist "gegen den Wunsch etlicher Eltern", sagt ein Vater. Was aus dem Antragsschreiben der Schule auch nicht hervorgeht: Der Elternbeirat ist gespalten. Die Abstimmung für die Namensänderung ging mit 5:4 bei einer Enthaltung denkbar knapp aus.
Die Idee, die Schule nach dem in Schweinfurt geborenen Kinderbuchautor Paul Maar zu benennen, kam im vergangenen Schuljahr auf, als der berühmte Sohn der Stadt im Rahmen der Dreharbeiten zu dem Film "Lebenslinien" die Schiller-Schule besuchte, in der er selbst Schüler war. "Aus diesem Grund ist unsere Schule eindeutig prädestiniert", schreibt Rektorin Kerstin Geus in ihrem Antrag auf Namensänderung.
In dem dreiseitigen Schreiben sind noch viele weitere Gründe genannt, warum nicht mehr der deutsche Dichterfürst Friedrich Schiller Namenspatron der Schule sein soll. Zum Beispiel, dass Schiller als klassisches Vorbild für Bildung, Kultur und Freiheit eher für weiterführende Schulen wie Gymnasien tauge. Die Grundschule brauche altersgerechte Vorbilder, die konkret und verständlich seien. "Der Schriftsteller Paul Maar kann dies bei den Kindern heute leichter erreichen als Schiller", meint Rektorin Geus.
Falsches Signal an die Öffentlichkeit
Es gibt Eltern, die sind da ganz anderer Meinung. "Eine Entscheidung für Paul Maar ist eine Entscheidung gegen Schiller", sagen sie und verweisen hier vor allem auf die humanistischen Werte, die hinter dem Namen Friedrich Schiller stehen und die auch von der Schiller-Schule vertreten werden. "Wofür steht Paul Maar, dass man bereit ist, einen Namensgeber wie Schiller aufzugeben?", fragt ein Vater. Eine Umbenennung der Schiller-Schule in Paul-Maar-Schule hält er für ein falsches Signal an die Öffentlichkeit, sie entspreche allenfalls dem Zeitgeist. "Ein schlechter Tausch", findet er.
Knapp 200 Kinder werden aktuell an der Schiller-Schule unterrichtet. In manchen Familien gibt es eine historische Bindung zu dieser Einrichtung. Teilweise sind drei Generationen einer Familie an der Schule gewesen. "Man identifiziert sich mit der Schiller-Schule", sagen diese Eltern, die keinen echten Umbenennungsgrund erkennen können. "Man tauscht einen Schriftstellernamen gegen einen anderen aus."
Dabei gebe es viele Formen, Paul Maar, das Sams und das Lesen zu behandeln, ohne gleich die Schule umzubenennen. Zudem gebe es schon etliche Paul-Maar-Schulen in Deutschland, "warum muss es die Schiller-Schule auch noch werden?".
Eltern konnten sich schriftlich zur Namensänderung äußern
Dass Eltern die geplante Umbenennung der Schule und ihre Kritik daran jetzt öffentlich machen, empört die Schulleiterin. "Es war unsere gemeinsame Sache", verweist Kerstin Geus auf die Zustimmung der gesamten Schulfamilie zur Namensänderung. Die Eltern seien dazu schriftlich befragt worden, der Elternbeirat habe auf dieser Grundlage seine Entscheidung getroffen, die Schulleitung habe über das Ergebnis die Eltern wiederum informiert und den Antrag an die Stadt geschickt. "Wir haben alles transparent gemacht."
Einige Mütter und Väter sehen das anders. Das kontroverse Thema sei weder mit den Eltern diskutiert, noch beim Elternabend der gesamten Schillerschule am 26. September angesprochen worden. "Alles musste ganz schnell gehen." Die erste Information über die geplante Namensänderung seien wenige Zeilen im Elternbrief zum Schuljahresende im Juli 2022 gewesen. Mit der Aufforderung, sich dazu schriftlich zu äußern.
"Wir haben aber nie eine Rückmeldung darauf bekommen", kritisiert ein Vater. Man hätte sich einen Elternabend gewünscht, um die Argumente austauschen zu können. Stattdessen seien nach nur drei Monaten die Umbenennung beantragt und Fakten geschaffen worden. Eine Diskussion sei anscheinend unerwünscht. "Basta"-Mentalität nennt dies der Vater.
Nur wenige schriftliche Rückmeldungen der Eltern
Dass es auch im Elternbeirat Gegner einer Namensänderung gibt, bestätigt Vorsitzende Jasmin Khalifa. Im Gremium sei lange und sehr kontrovers darüber diskutiert worden. "Wir haben das nicht einfach durchgewunken." Sie bestätigt auch, dass die schriftlichen Rückmeldungen der Eltern zum Großteil gegen das Vorhaben der Schulleitung waren. Allerdings hätten sich nur sehr wenig Eltern gemeldet. Vielleicht ein Dutzend. Eine massive Gegenwehr sei nicht erkennbar gewesen. "Für uns war das Stimmungsbild bei den Eltern positiv." Sonst hätte man nicht so reagiert.
Insofern hatte sich der Elternbeirat auch nicht berufen gefühlt, eine Elternversammlung einzuberufen, um das Thema noch einmal breiter zu diskutieren. "Bei uns ging's darum, ob der Elternbeirat zustimmt oder nicht."
Nachdem sich das Gremium für die Namensänderung ausgesprochen hat, sei seitens der Schule "der Beschluss durch", sagt Jasmin Khalifa. Die Entscheidung liegt nun bei der Stadt, ob dem Ansinnen der Schule Rechnung getragen wird oder nicht. Für den zuständigen Sozialreferenten Jürgen Montag steht jetzt schon fest, dass er diese Entscheidung nicht ohne den Stadtrat treffen wird. Und er weiß auch schon: "Egal wie wir's machen, es wird falsch sein."
Von einem betroffenen Vater kommt ein Vorschlag zur Güte: "Wie wäre die Benennung eines Klassenzimmers mit dem Namen Paul Maars?".
Ich finde das eine Schnapsidee!
In 20 Jahren ist dann Paul Maar-Schule auch nicht mehr "zeitgemäß". Man benennt dann in "Böhmermann-Schule" um.