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Schweinfurt
Streit um Förderung der Schweinfurter Sportvereine
Neue Sportförderrichtlinien der Stadt bringen den Vereinen mehr Geld. Was der ISB-Vorsitzende Sebastian Bauer kritisiert und warum die Vereine seine Kritik von sich weisen.
Die ehrenamtlich tätigen Übungsleiter sind das Fundament der Schweinfurter Sportvereine. Sie sind für die neuen Sportförderrichtlinien der Stadt und können die Kritik daran nicht nachvollziehen.
Foto: Anand Anders | Die ehrenamtlich tätigen Übungsleiter sind das Fundament der Schweinfurter Sportvereine. Sie sind für die neuen Sportförderrichtlinien der Stadt und können die Kritik daran nicht nachvollziehen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:05 Uhr

166 000 Euro mehr für die Schweinfurter Sportvereine, das beschloss der Stadtrat kürzlich, als er die Änderung der Sportförderrichtlinien genehmigte. Darin geht es unter anderem um mehr Geld für Übungsleiter, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, aber auch für Vereine mit eigenen Liegenschaften. Es ist ein großes Paket, das auch Empfehlungen des Sportentwicklungsplanes der Stadt umsetzt. Dennoch gibt es Kritik, allerdings nur von einer Seite.

Der Vorsitzende des Idealvereins für Sportkommunikation und Bildung (ISB), Sebastian Bauer, bis Ende Oktober auch Vorsitzender der Bayerischen Sportjugend im Kreis Schweinfurt, hält seine bereits geäußerte Kritik an den neuen Richtlinien und insbesondere der Art und Weise ihres Zustandekommens ausdrücklich aufrecht. Ein kürzlich auf seinen Social-Media-Kanälen eingestelltes Statement liegt der Redaktion vor.

„Wer dauernd die Dosis seines Schmerzmittels erhöht, ohne die Schmerzursache zu bekämpfen, wird schmerzmittelabhängig – aber nicht gesund", umschreibt Bauer seine Kritik. Aus seiner Sicht handele es sich bei den 166 000 Euro mehr von Seiten der Stadt für die Vereine um „Besitzstandswahrung etablierter Großvereine ohne klare Zielvereinbarungen, wie der Patient – die große und infolgedessen natürlich auch träge Schweinfurter Sportlandschaft – gesund und zukunftsfest gemacht werden könne." „Das ist ideen- und perspektivlose Status-Quo-Verwaltung“, moniert der ISB-Chef.

Bauer kritisiert, dass die Bayerische Sportjugend nicht gefragt wurde

Er erklärt, aus seiner Perspektive müsse die Stadtverwaltung andere Schwerpunkte setzen, zum Beispiel die Sportvereine in die Betreuungsarbeit an Kitas und Ganztagsschulen und in die Integrationsarbeit mit einbinden. Der ISB, dem Bauer vorsteht, bietet diese Konzepte an. Sebastian Bauer hält auch ausdrücklich seine Kritik an der Arbeit mit einem von der Schweinfurter Sportverwaltung "freihändig zusammengestellten Beratungsgremium" aufrecht. Er mache den beteiligten Vereinsvertretern keinen Vorwurf, dass sie Interessenvertreter in eigener Sache seien. Aus seiner Sicht hätte es "für wirklich unabhängige Beratung die Bayerische Sportjugend gegeben." Diese nicht eingebunden zu haben, bezeichnet er als "Kardinalfehler der Sportverwaltung".

"Das ist ideen- und perspektivlose Status-Quo-Verwaltung."
Sebastian Bauer, Vorsitzender des ISB, kritisiert die neuen Sportförderrichtlinien der Stadt.

Er erklärt, 16 von 49 Schweinfurter Sportvereinen würden nicht mehr Geld bekommen und nennt das „krass unbefriedigend". Nach Informationen dieser Zeitung liegt das aber daran, dass bei der Übungsleiter- und Jugendförderung von der Verwaltung Untergrenzen eingezogen wurden, sprich ein Verein muss mindestens zehn Jugendliche betreuen, um Förderung zu bekommen. Bauer nennt den Sportentwicklungplan eine "städtische Fehlinvestition und Steuergeldverschwendung.“

Die Nachrichten aus der Schweinfurter Sportwelt sind im Moment nicht sonderlich gut, wenn man auf den Streit um die Sportförderrichtlinien schaut.
Foto: Stefan Pfister | Die Nachrichten aus der Schweinfurter Sportwelt sind im Moment nicht sonderlich gut, wenn man auf den Streit um die Sportförderrichtlinien schaut.

Schweinfurter Sportvereine sind entsetzt über Bauers Kritik

Die harsche Kritik Sebastian Bauers weisen bei einem Pressegespräch Karl-Heinz Knötig, Martin Feuerbacher und der Vorsitzende des Stadtverbandes für Sport, Klaus Schuler, von sich. "Wir stehen hinter den Änderungen der Sportförderrichtlinien, halten sie für absolut sinnvoll und haben auch mit vielen Vereinen darüber gesprochen", so Klaus Schuler. Aus Sicht von Karl-Heinz Knötig, der seit Jahrzehnten sich als ehrenamtlicher Übungsleiter in der Turnabteilung der DJK engagiert, ist Bauers öffentlich geäußerte Kritik "schädlich für den Sport in Schweinfurt."

"Wir stehen hinter den Änderungen der Sportförderrichtlinien, halten sie für absolut sinnvoll."
Klaus Schuler, Vorsitzender des Stadtverbands für Sport.

Die Vereinsvertreter fühlen sich von Bauer als Ehrenamtler herabgesetzt, insbesondere bezüglich seiner Kritik an der Zusammensetzung des Gremiums, dem Sportamtsleiter René Gutermann und Sportreferent Jürgen Montag die städtischen Vorschläge zur Diskussion vorlegten. In diesem Gremium waren der Stadtverband für Sport sowie Vertreter der TG 48, der DJK, des TV Jahn, des TV Oberndorf, des TC Schweinfurt, der Freien Turner, des MHV, des ERV, von Soli Schweinfurt und der FC 05, der aber keinen Vertreter zur Beratung schickte.

Martin Feuerbacher verwahrt sich dagegen, man habe hinter verschlossenen Türen neue Regeln zum eigenen Nutzen erarbeitet. Man sei gefragt worden, habe seine Meinung gesagt und das einzige Gremium, das die Macht habe, über die neuen Richtlinien zu entscheiden, sei der Stadtrat.

Jürgen Montag wollte sich auf Nachfrage zu Bauers Kritik nicht erneut äußern, erklärte aber, das Gremium sei "bewusst mit kleinen und großen Vereinen und solchen mit und ohne Liegenschaften zusammengesetzt." Zählt man die Mitgliederzahlen dieser Vereine zusammen, repräsentieren sie  fast zwei Drittel der Schweinfurter Sportwelt. Für Montag sind die neuen Richtlinien "ein Zeichen der Anerkennung der Stadt für den Sport in Schweinfurt."

Das Engagement der Übungsleiter in den Schweinfurter Sportvereinen soll künftig mehr gefördert werden.
Foto: Anand Anders | Das Engagement der Übungsleiter in den Schweinfurter Sportvereinen soll künftig mehr gefördert werden.
Die Schweinfurter Sportvereine
In der Wälzlagerstadt gibt es im Moment 73 Sportvereine und sechs Betriebssportgemeinschaften. Vor zehn Jahren waren es sieben Betriebssportgemeinschaften und 78 Vereine. Insgesamt wurden 22 148 Mitglieder gezählt, das sind 50 mehr als im Jahr 2018, aber 440 weniger als 2009.
Gut die Hälfte, 11 111 Mitglieder, waren Schweinfurter, der Rest aus dem Landkreis und umliegenden Regionen. Die Zahl der Mitglieder wuchs analog der Einwohnerzahl, die nun 55 111 beträgt – 1578 mehr als vor zehn Jahren. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen sinkt seit einigen Jahren, 2019 betrug er 25,9 Prozent, in Zahlen 5611. Im Jahr 2009 wies die Statistik 6059 Kinder und Jugendliche in den Sportvereinen aus.
 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    es gibt immer jemanden der etwas zu meckern hat! Vor allem kann man es auch nie allen recht machen. Trotzdem ist Kritik immer wichtig! Davon sollte sich in dem Fall keiner persönlich angefriffen fühlen; vielleicht sollte Herrn Bauer die Gelegenheit gegeben werten sein Konzept bzw. seine Vorschläge im Detail vorzustellen - vielleicht sind ja ein paar gute Ansätze dabei!

    Meiner Meinung nach sollte man vor allem Vereine unterstützen die vieles ehrenamtlich stemmen, die möglicherweise eigene Gebäude haben die dem Gemeinwohl zugute kommen.

    Wer aber "freiwillig" Spieler hoch bezahlt etc. der braucht nicht jammern wenn es an allen anderen Ecken und Enden fehlt. Da ist es fehl am Platze permanent höhere Zuschüsse etc. zu fordern. Letztlich muss jeder mit den Mitteln haushalten die ihm zur Verfügung stehen - und die Förderung durch die Stadt sollte hier der kleinste Posten sein!

    Ein Dorfverein der sich zum "FC Bayern" entwickeln möchte kann von seiner Kommune auch nicht Millionen fordern...
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  • Hundekeks
    Die großen Vereine werden wieder mal bezuschusst, die Kleinen gehen leer aus und müssen sich irgendwie über Wasser halten. Herr Montag schwänzelt dem Bürgermeister nach, der hat keine eigene Meinung. Als Mitglied in einem kleinen Sportverein sehe ich was die Stadt verpasst zu tun. Wir haben eine Jugendsportgruppe ins Leben gerufen, bieten Kindersport an, arbeiten an der Integration und zum Dank schließt die Stadt den Fußballplatz aus niedrigen Gründen. Es ist zum Heulen. Ich hoffe die Wahl im März wird Schweinfurt wieder sozialer machen!
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  • jpensl@t-online.de
    Wenn Sie den Platz beim SC 1900 meinen... Die Stadt hat den Platz zurecht wegen der Verletzungsgefahr gesperrt. Dass für so lange Zeit auf solch einem Platz überhaupt noch gespielt werden durfte...
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  • Hundekeks
    Der Platz gehört der Stadt, diese hat es Jahre lang verpasst den Platz in Stand zu halten, nun da er völlig hin ist wird es natürlich eine größere Sache.
    Aber es geht der Stadt nicht um den Platz für den Sport und die Jugend - sie möchte die kleinen Vereine gar nicht fördern, die bringen der Stadt kein Ansehen.
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