Als "schönste Nebensache der Welt" hatte Sebastian Bauer, bisheriger Vorsitzender der Bayerischen Sportjugend (BSJ) im Kreis Schweinfurt, seine Leidenschaft ursprünglich bezeichnet. Dass Sport für ihn und seine Vereinskollegen in Wahrheit viel mehr ist, und mitunter sogar zu Verstimmungen mit der Politik führen kann, sollte sich vergangene Woche in Schweinfurt zeigen. Was war passiert?
Am letzten Donnerstag hatte sich die BSJ zum turnusmäßigen Kreisjugendtag getroffen. Alle vier Jahre versammeln sich die Bezirksverbände der Jugendorganisation des Bayerischen Landes-Sportverbandes. Dabei werden langjährige Mitglieder für ihr Engagement geehrt, aktuelle Herausforderungen und Probleme thematisiert und ein neuer Vorstand gewählt.
So auch dieses Jahr. 44 Delegierte der unterschiedlichen Vereine waren gekommen, um ihren zukünftigen Vorstand zu wählen. Bernd Rausch von der Turngemeinde Schweinfurt wurde zum Vorsitzenden gewählt, Martina Artes vom Idealverein für Sportkommunikation und Bildung zu seiner Stellvertreterin bestimmt. Zudem wurden Markus Rausch, Matthias Kreß, Richard Grekov und Victoria Söllner als Beisitzer gewählt, Elisabeth Epp und Julian Müller konnten sich als Jugendsprecher durchsetzen.
Satzung sorgt für kuriose Problematik
Für Ratlosigkeit sorgte zunächst ein kurioser Umstand: Mit Philipp Hüllmantel und der noch minderjährigen Antonia Saam fanden sich zwei weitere Kandidaten für den Vorsitz, für die kein satzungsmäßiges Amt mehr zu Verfügung stand. Grund dafür ist die BSJ-Jugendordnung, die für verschiedene Wahlämter unterschiedliche Altersgrenzen vorsieht.
"Wer hätte jemals erwartet, es gäbe zu viel junge Kandidierende für die Bayerische Sportjugend", kommentierte der bisherige Vorsitzende Sebastian Bauer. Man werde die Kandidaten dennoch in die Geschicke der BSJ einbeziehen, kündigte der neue Vorsitzende Bernd Rausch an. Sobald sie das erforderliche Alter erreicht hätten, könnten sie dann nachbestellt werden.
Äußerst negativ diskutierten die Delegierten der BSJ die neue Sportförderrichtlinie der Stadt Schweinfurt, die eine zusätzliche finanzielle Förderung der Jugendarbeit in Sportvereinen in Höhe von 50 000 Euro vorsieht. "Das ist grundsätzlich erst einmal zu begrüßen", erklärt Sebastian Bauer, "aber auf die Details kommt es an." Für die Verteilung der Gelder sei ein "nebulöser Kreis" durch die Sportverwaltung berufen, die BSJ jedoch nicht einbezogen worden. Einige wenige Vereine würden durch die neue Richtlinie überproportional begünstigt.
Im letzten Sportausschuss hatte Sportamtsdirektor René Gutermann eine zusätzliche Förderung der städtischen Sportvereine von rund 160 000 Euro angekündigt. Knapp 50 000 Euro davon sollen in die Jugendförderung fließen, außerdem sollen Vereine mit eigenen Liegenschaften davon profitieren. Über die Verteilung der Gelder entschied ein Gremium, das sich unter anderem aus Vertretern der TG 48, MHV, DJK, TV Oberndorf, ERV Schweinfurt, Soli Schweinfurt sowie dem Vorsitzenden des Stadtverbands für Sport, Klaus Schuler, zusammensetzt.
Gefragt nach der Zusammensetzung des Gremiums, hatte Gutermann im Ausschuss geantwortet: "Ich halte das für ausgewogen." Sowohl Vereine mit eigenen Liegenschaften, als auch Vereine ohne eigenes Gelände hätten für die Änderungen der Sportförderungsrichtlinie gestimmt. Aus Urlaubsgründen war Sportamtschef Gutermann für eine Antwort auf die direkten Vorwürfe der BSJ nicht verfügbar.
Der Ärger über die gefühlte Ungerechtigkeit war bei der BSJ so groß, dass sie am Kreisjugendtag über die Abschaffung der Kreisebene abstimmte, weil man ohnehin regelmäßig übergangen würde. Wie zu erwarten, wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt und auch der scheidende Vorsitzende Sebastian Bauer zeigte sich angesichts des Abschieds versöhnlich:"Es macht Freude, so viel junges Engagement zu sehen. Dass es mit derart viel Enthusiasmus weitergeht, macht den Abschied weniger schwer."