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Schweinfurt
Streit im Stadtrat: Lässt die Stadt Schweinfurts Stadttauben sterben?
Die Taubenhilfe "White Angels" darf die Stadttauben nicht mehr füttern. Warum Tierschützer entsetzt sind und über welchen Antrag der Hauptausschuss berät.
Während des Lockdowns durfte die Stadttaubenhilfe 'White Angels' am Martin-Luther-Platz füttern. Diese Erlaubnis wurde vergangene Woche zurückgenommen, was auf Unverständnis bei der Taubenhilfe und Stadträtin Ulrike Schneider stieß.
Foto: Katja Beringer | Während des Lockdowns durfte die Stadttaubenhilfe "White Angels" am Martin-Luther-Platz füttern. Diese Erlaubnis wurde vergangene Woche zurückgenommen, was auf Unverständnis bei der Taubenhilfe und Stadträtin Ulrike ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:04 Uhr

Der Streit um die Stadttauben in Schweinfurt ist wieder auf der Agenda. Der Grund: Die Stadt hat Mitte vergangener Woche offenbar die Sondererlaubnis zum Füttern der Tauben während der Corona-Pandemie durch die Taubenhilfe "White Angels" widerrufen. Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) und einige Bürger sind darüber entsetzt. In seiner Sitzung am Dienstag, 14. Dezember, wird sich der Hauptausschuss mit dem Thema beschäftigen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Frage, ob die Stadt eine Ausnahme vom grundsätzlichen Fütterungsverbot in der Innenstadt machen soll oder nicht, immer wieder Thema in Ausschüssen und im Stadtrat. Zuletzt wurde der Taubenhilfe eine Fütterung an einem bestimmten Punkt in der Stadt gewährt. Außerdem ist die Stadt nach wie vor auf der Suche nach Standorten für betreute Taubenschläge in der Innenstadt.

Bereits am Donnerstag, 9. Dezember, hatte Ulrike Schneider ihren Eilantrag im Bau- und Umweltausschuss eingereicht. Dort wurde von der Verwaltung allerdings abgelehnt, den Antrag zu behandeln und auf den Hauptausschuss am 14. Dezember verwiesen, der dafür zuständig sei. Zu der Frage, warum die Fütterungs-Erlaubnis widerrufen wurde, äußerte sich die Verwaltung in der Sitzung nicht.

"Ich bin sicher, die Tauben werden sich durchschlagen."
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) im Umweltausschuss.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sah auch keine Eilbedürftigkeit. Die Befürchtung Schneiders, die Tauben würden nun mangels Futter sterben, kommentierte er mit der Frage, ob sie fürchte, die Vögel fielen vom Himmel. Er sei sich sicher, so der OB, dass die Tauben "sich durchschlagen" werden und außerhalb der Stadt genügend Futter fänden.

Schweinfurts Stadttauben leiden unter dem Fütterungsverbot und der Kälte, sagt die Taubenhilfe 'White Angels'.
Foto: White Angels | Schweinfurts Stadttauben leiden unter dem Fütterungsverbot und der Kälte, sagt die Taubenhilfe "White Angels".

Schneider fordert in ihrem Antrag, die Stadt solle "eine kontrollierte, artgerechte und regelmäßige Fütterung der Stadttauben zulassen und das Fütterungsverbot aufheben, bis ein betreuter Taubenschlag nach Vorbild des Augsburger Modells eingerichtet ist."

Sie ist entsetzt über die Haltung des Oberbürgermeisters den Tieren gegenüber. Die Corona-Pandemie beeinflusse nicht nur das Leben der Menschen, sondern auch das der Tierwelt, mit weitreichenden Folgen. Da die Innenstädte zumeist leer seien, Weihnachtsmärkte abgesagt und die Gastronomie deutlich geringer besucht, fänden die Tauben in den Straßen nicht genug zu fressen. Aus Schneiders Sicht ist "nicht zu verstehen, dass die Fütterungserlaubnis entzogen wurde"

Den indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi zitierend, erklärt Schneider: „Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt.“ Die Stadt gebe hier ein "erbärmliches Bild ab". Und das, obwohl es genügend Experten gebe, die eindeutige Empfehlungen für die Fütterung aussprechen. Insbesondere, weil aus deren Sicht Tauben keine Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere seien.

Ein von Schneider kontaktierter Mitarbeiter des Landestierschutzbeauftragten in Berlin kritisiert die Entscheidung der Stadt. Aus dessen Sicht handelt es sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Wichtig seien betreute Taubenschläge, wenn es die nicht gebe, eine kontrollierte Fütterung.

Stadtverwaltung ist seit Monaten auf der Suche nach Standorten für Taubenschläge

Ordnungsreferent Jan von Lackum hatte in den Diskussionen im Frühjahr  zugesagt, in den nächsten Monaten einen Standort für einen betreuten Taubenschlag zu finden und mit der Stadttaubenhilfe ein Konzept zu erarbeiten, wie der Schlag betreut wird. Die Standortsuche ist noch nicht abgeschlossen, war auch Thema bei den Haushaltsberatungen. Ob die Stadt nun weiter gemeinsam mit der Stadttaubenhilfe eine Lösung sucht, ist offen.

Ulrike Schneider hatte im Frühjahr unterstützt von vier weiteren Fraktionen im Stadtrat den Antrag eingereicht, einen Taubenschlag zu bauen, das Fütterungsverbot während der Pandemie zu lockern und die Taubenhilfe finanziell zu unterstützen. Sie plädiert für einen Taubenschlag nach dem so genannten Augsburger Modell.

Derartige betreute Schläge gibt es in Gerolzhofen und Würzburg. "Alleine in Würzburg konnten im vergangenen Jahr 2000 Taubeneier durch Gipseier getauscht werden", so Schneider. Daran könne man sehen, dass ein Taubenschlag ein guter Weg sei, die Tauben-Population zu kontrollieren.

Die Stadt prüft ihre eigenen Liegenschaften in der Innenstadt, ob dort ein Taubenschlag installiert werden kann, bittet aber auch private Hausbesitzer sich zu melden, wenn sie bereit wären einen Taubenschlag auf ihrem Dach bauen zu lassen. Ein Vorschlag, im Dachgeschoss des Friederike-Schäfer-Heims einen betreuten Taubenschlag einzurichten, war vom Gesundheitsamt und dem Veterinäramt gebilligt worden, wurde aber im Wahlkampf 2019 durch die CSU aus politischen Gründen verworfen.

 
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Kommentare
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  • der_Prophet
    Vielleicht zeigt das folgende Video eine Möglichkeit dem Problem Herr zu werden?
    https://youtu.be/B2PH3hXSA0Y
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  • wochacha
    Beobachtung: "Tierfreunde" streuen wild das Futter rings um Bäume aus. Das ist nicht zu dulden, da Ungeziefer angelockt wird.
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  • hoffmann-voigt@web.de
    die Verantwortlichen der Stadt, allen voran Bürgermeister remele und herr von Laccum, habe sich wohl nur die Hintergrundinformationen geholt, die ihnen passen. Fakt ist, das Stadttauben Ihr Futter im Umkreis von 500m um ihren Nistplatz suchen und NICHT ausserhalb de Stadt. Sie sind zuchtbedingt reine Körnerfresser sind und somit auf artgerechtes Futter in der Stadt, in die sie durch den Menschen (Züchter) erst gekommen sind, angewiesen. Stadttauben sind auf artgerechtes Füttern durch Menschen angewiesne, denn selbst auf dem Land gibt es nicht das ganze Jahr Getreidekörner und Sämereien zu finden - also gebt Ihnen was sie brauchen und lasst nicht Elterntiere und Küken verhungern! Stadtauben sollten in betreute Taubenschläge gelockt werden, wo sie dann ihre Nistplätze haben. Dort gibt es sanfte Geburtenkontrolle durch Eieraustausch. So wären sie in der Stadt auch nicht mehr "lästig" und können von den Strassen bleiben. Die Kommune hat eine Fürsorgepflicht für die verwilderte Hausttauben!
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  • ulrisch0
    Was für ein „menschliches“ Wesen hat hier denn gepostet?
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  • Schmetterling
    Nur noch Fremdschämen fällt mir bei diesen Aussagen ein!
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Man sollte gegen die Viecher Falken aussetzen!
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  • A.C.Greber
    Blöder geht's nimmer, oder?
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