Manche Menschen halten Tauben für dumm, hässlich und lästig. Immer wieder machen Tierquäler auf die Vögel mit Pfeil und Bogen oder Luftgewehr Jagd. Andere sehen in Stadttauben intelligente und empfindungsfähige Mitgeschöpfe. Um die Vögel artgerecht zu ernähren, verstoßen Tierschützerinnen und Tierschützer bewusst gegen Fütterungsverbote - wie in Schweinfurt oder in Würzburg.
Was sind die Fakten? Was ist die Lebensweise von Stadttauben? Für einen möglichst objektiven Blick auf das polarisierende Thema haben wir Informationen u.a. von den städtischen Veterinärämtern in Schweinfurt und Würzburg, der Stadttaubenhilfe Unterfranken und dem Verband deutscher Brieftaubenzüchter zusammengetragen.
Stadttauben stammen wie Haustauben von Felsentauben ab. Sie nisten auf Mauersimsen von Gebäuden und ernähren sich von Abfällen oder Essensresten auf der Straße. Diese Bedingungen finden sie vor allem in Innenstädten. Experten vermuten, dass Stadttauben Nachfahren von Haustauben sind, die bis in die 50er Jahre als Lieferanten für Fleisch-, Feder- und Dünger gehalten wurden. Als diese Schläge aufgegeben wurden, fanden die Tauben in den Städten neue Nistplätze und Nahrung. Andere Fachleute sehen in den Stadttauben eher "Kulturfolger", also Wildtiere, die vom Menschen geschaffene Lebensräume nutzen und dabei ihre Scheu verlieren.
In der Würzburger Altstadt beschweren sich Anwohner laut städtischem Veterinäramt immer wieder über Ausscheidungen und Geräusche durch Tauben. In der Schweinfurter Innenstadt verursachen die rund 500 dort lebenden Vögel laut städtischer Pressestelle vor allem durch ihren Kot auf Gehwege und Bänken Probleme. "Zudem fühlen sich manche Bürger durch das Gurren gestört", so Pressesprecherin Marina Euler.
Ein fliegender Taubenschwarm am Himmel, eine Taube, die auf einer Wiese im Park nach Futter sucht oder in der Sonne chillt - für Städter sind diese Begegnungen schöne Erlebnisse und viele sehen in Tauben schutzbedürftige Tiere. So berichtet das Würzburger Veterinäramt, dass ihnen Bürger immer wieder verletzte Tauben in der Stadt melden, damit diesen geholfen wird.
Die rund 30 000 deutschen Brieftaubenzüchter schätzen Intelligenz, Treue und den enormen Orientierungssinn der Vögel. Verhaltensstudien zeigen, dass Tauben lernen können und beeindruckende visuelle Fähigkeiten haben. Sie zählen zu den ältesten Haustieren des Menschen und hatten lange ein positives Image: Monogamie und turtelndes Balzen machten Tauben zu einem Symbol für Liebe und Frieden.
4. Sind Tauben eine Gefahr für die Gesundheit?
Tauben können verschiedene Krankheitserreger in sich tragen. Die allermeisten gefährden nur die Tiere selbst, einige wenige sind auf Menschen übertragbar. Gefährdet sind den Veterinären zufolge aber vor allem Menschen mit einem geschwächten Gesundheitssystem. Da die Hefepilze, die auf Vogelkot wachsen, Krankheiten auslösen können, sei ein Atemschutz zu tragen, wenn man Taubenkot entfernt.
"Dass Tauben eine Gesundheitsgefahr darstellen, behauptet die Schädlingsbekämpfungsindustrie, die mit Vergrämung viel Geld verdient", sagt Nadine Hofmann-Voigt von der Stadttaubenhilfe Unterfranken. Laut wissenschaftlichen Studien seien sie nicht gefährlicher als Meisen oder Amseln. Allerdings sind Stadttauben weniger scheu und kommen deshalb Menschen oft deutlich näher als Singvögel.
Tauben verschmutzen Bauwerke mit ihren Ausscheidungen. Laut dem Würzburger Rathaus können Schäden entstehen, wenn Kot entfernt wird oder Harnsäure eindringt. Es gibt aber auch Untersuchungen, die zeigen, dass Säure im Regen die Bausubstanz deutlich mehr angreift als Taubenkot.
Stadttauben leben in einem standorttreuen Schwarm, gerne in der Nähe von Außengastronomie an Plätzen. Die Vögel nisten nicht weit entfernt voneinander und suchen sich in einem engen Radius ihr Futter. Pärchen können zwei bis acht Mal jährlich je zwei Junge aufziehen. "Die Kükensterblichkeit liegt bei 90 Prozent", sagt Tierschützerin Hofmann-Voigt und nennt Infektionen sowie Verletzungen durch Spikes und andere Vergrämungsmaßnahmen als Ursache. Biologisch wäre ein Alter von 15 Jahren möglich, Straßentauben würden im Schnitt aber nur zwei bis drei Jahre alt.
Wenn es Taubenschläge in ihrer Nähe gibt, ziehen Tauben bereitwillig dort ein - und nisten dann nicht mehr auf Balkonen oder in Hausnischen. Knapp 100 Nistplätze gibt es zum Beispiel seit über zehn Jahren auf dem Dachboden des Würzburger Rathauses. Dort werden die Tiere mit Wasser und Getreide versorgt. Sie verbringen dort den größten Teil des Tages und lassen auch den Großteil ihre Kots dort. Ehrenamtliche säubern und desinfizieren die Schläge und ersetzen einen Großteil der Eier durch Gipseier - so wird die Vermehrung verringert. Zwei Schläge gibt es in Würzburg noch im Parkhaus am Bahnhof, weitere sollen folgen. In Schweinfurt ist ein ähnliches Konzept in Planung. Drei betreute Schläge sollen dort installiert werden.
Für den Verein Stadttauben Unterfranken ist die Sache klar: Stadttauben sind keine Schädlinge, die durch mehr Nahrung zur Plage werden, sondern verwilderte Haustiere, die Hilfe brauchen. Straßentauben glichen in dieser Beziehung Straßenhunden, die man - zumindest in Deutschland - auch nicht einfach töten würde. Tierschützer argumentieren, dass Tauben darauf gezüchtet seien ihrem Standorten treu zu bleiben - auch wenn Futter fehlt wie beispielsweise während des Lockddowns. Deshalb würden sie dann verhungern. Gleichzeitig würden sie unter Stressbedingungen sogar mehr Eier legen, um den Schwarm zu erhalten.
In Schweinfurt und Würzburg ist das Füttern von Tauben im Stadtgebiet verboten, damit die Taubenpopulation nicht wächst. Dem Zoologen Daniel Haag-Wackernagel von der Universität Basel zufolge brüten Tauben, die immer satt sind, häufiger, als solche die ihre Nahrung suchen müssen. Dass Hunger zu einer Stressbrut führen würde, sei wissenschaftlich nicht bewiesen. Die Stadtverwaltungen sind der Meinung, dass die Vögel die Innenstädte verlassen, wenn sie dort kein Futter finden. "Aus der Erfahrung bei der Betreuung der städtischen Taubenpopulation ergaben sich keine Hinweise auf eine Hungersnot bei den Tieren", sagt Stephanie Nagorka, stellvertretende Leiterin des Würzburger Fachbereichs Verbraucherschutz, Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung. Verletzte oder geschwächte Tiere, die den städtischen Veterinären gebracht werden, würden keine Anzeichen von Abmagerung zeigen.
Laut Tierschutzgesetz dürfen Tauben grundsätzlich nicht verletzt oder getötet werden. Nur im Ausnahmefall erteilen Behörden Genehmigungen für den Abschuss. Zum Beispiel wenn es größere Schwärme gibt oder diese in der Nähe von lebensmittelverarbeitenden Betrieben oder denkmalgeschützten Gebäuden auftreten und eine gesundheitliche Gefahr darstellen. In Würzburg gab es in den vergangenen fünf Jahren laut Rathaus keine Abschussgenehmigungen. Das Veterinäramt Schweinfurt erteilt dagegen einem "Betrieb der Großindustrie" seit mehreren Jahren jeweils befristete waffenrechtliche Abschussgenehmigungen auf seinem Betriebsgelände. Die bislang letzte gab es im Juli 2021. "Mit anderem Vergrämungsmaßnahmen ist die vorhandene Taubenproblematik nicht in den Griff zu bekommen", sagt die Schweinfurter Rathaussprecherin Euler.
Das Gegenteil ist richtig: Bei Nahrungsmangel hat der Körper genug damit zu Tun alle Vitalfunktionen aufrecht zu halten und kann sich den "Luxus" der Eiproduktion nicht leisten.
Bei Wildschweinen steigt die Reproduktionsrate bei guter Ernährung steil an. Dann nehmen sogar die unter einjährigen Frischlingsbachen erfolgreich auf. Außerdem steigt die Fötenzahl bei den Bachen an.
Das Gegenteil ist richtig: Bei Nahrungsmangel hat der Körper genügend damit zu tun, die Vitalfunktionen aufrecht zu halten und kann sich nicht den Luxus von Eierproduktion leisten.
Z. B. reagieren Wildschweine bei guter Ernährung bereits mit der Fortpflanzung von unter einjährigen Bachen und die Fötenzahl pro Tier steigt an.