Im vergangenen Sommer wurde das 576 665 Quadratmeter große und rund 42 Kilometer lange Bahn-Grundstück der ehemaligen Steigerwaldbahn von Großlangheim bis Sennfeld verkauft. Einige Wochen später trennte sich die Immobilien-Abteilung der Deutschen Bahn (DB) auch von dem etwa 3,3 Kilometer langen, bereits entwidmeten restlichen Teilstück auf der Gemarkung der Stadt Kitzingen. Käufer in beiden Fällen ist die Firma Gleisrückbau Meißner aus dem baden-württembergischen Dörzbach. Der Familienbetrieb hat sich seit 2005 unter anderem auf den Gleisrückbau spezialisiert. Timo Meißner stellte sich nun für ein Gespräch mit der Main-Post zur Verfügung.
Timo Meißner: Wir brechen die Gleise mit einem hydraulischen Schienenknacker in Stücke von sechs Metern Länge. Dann werden diese Stücke mit einem Bagger, der auf den noch bestehenden Gleisen fährt, samt den Schwellen aus dem Schotterbett herausgehoben und abtransportiert. An einem zentralen Platz werden erst später dann die Gleise von den Schwellen getrennt.
Dass uns die Grünen da eine "Provokation" und eine "gezielte Missachtung der demokratisch gewählten Gremien" vorgeworfen haben, hat uns sehr getroffen. Das grenzt an Rufschädigung unserer Firma. Richtig ist vielmehr, dass wir mit dem Bauamt der Stadt Kitzingen und mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Kitzingen einen Termin gesucht haben, um den Behördenvertretern vor Ort zu zeigen, wie der Rückbau in der Praxis aussieht. Den Termin dafür haben die Stadt und das Landratsamt festgelegt – und nicht wir!
Die Strecke auf der Kitzinger Gemarkung ist in einem desaströsen Zustand – noch schlimmer als befürchtet. Beim Abbau zeigt sich nun, dass nahezu alle Betonschwellen kaputt sind. Entweder sind sie gebrochen oder sie sind rissig und haben dadurch Frostschäden. Leider sind diese Schwellen von uns nicht mehr weiterzuverkaufen, sondern landen nur noch in der Brecheranlage.
Ebenso wie bei den Schwellen gibt es auch bei Eisenbahngleisen einen internationalen Gebrauchtwarenmarkt, wo man Gleise nach ihrem Ausbau noch verkaufen kann. Leider hat sich jetzt herausgestellt, dass die Gleise auf der Strecke alle 'unter Maß sind', das heißt, die Höhe ihres Profils entspricht nicht mehr den Vorschriften. Einfach ausgedrückt: Die Gleise sind komplett abgefahren und abgenutzt. Kein Teil ist mehr verwertbar, kein einziges Schienenstück eignet sich noch für den Markt für gebrauchte Gleise. Die Gleise sind nur noch Schrott. Und im Bahnhof Etwashausen sind von den acht Weichen dort höchstens noch eineinhalb Weichen wiederverwendbar.
Dies gilt für die gesamte Strecke. Der Zustand ist desolat. Die Schienen und Betonschwellen sind überall abgefahren und rissig. Die Holzschwellen sind völlig verrottet. Hinzu kommt, dass es auf der gesamten Trasse teils massive Setzungen am Bahndamm gibt. Man sieht selbst mit bloßem Auge eine regelrechte Berg- und Talbahn. Der Grüntrupp unserer Firma hat sich inzwischen schon bis nach Wiesentheid vorgearbeitet und die Trasse von der Vegetation befreit. Die Schäden, die man da sieht, sind außerordentlich groß.
Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Unser Bagger erreicht, wenn er auf der Schiene fährt, eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 20 km/h. Aber selbst diese langsame Geschwindigkeit konnte er nirgends fahren, sonst wäre er entgleist! Um die Strecke wieder befahrbar zu machen, wäre eine hohe Investition nötig. Alleine nur der Bahnübergang an der Staatsstraße 2272 in Wiesentheid dürfte meiner Schätzung nach schon 500 000 Euro kosten.
Ja, ich habe davon gehört. Ich habe deswegen auch schon versucht, mit der Thüringer Eisenbahn in Kontakt zu kommen. Sie haben aber nicht geantwortet. Angesichts des schlechten Zustands der Strecke und der enormen Investitionen bezweifle ich allerdings, ob sich überhaupt ein Infrastrukturunternehmen finden wird. Allerdings werden wir die noch nicht entwidmete Strecke nicht anrühren, sondern abwarten. Wir wollen keinen Fehler machen. Und wir wollen nicht ins schlechte Licht gerückt werden.
Selbstverständlich, das ist uns bewusst. Dies ist das Risiko, das wir ganz bewusst beim Kauf eingegangen sind. Allerdings müssen wir eine Nutzung der Strecke nicht kostenlos dulden. Das Infrastrukturunternehmen müsste uns dafür eine 'Pacht' zahlen. Wir lassen derzeit juristisch prüfen, wie und in welcher Art dies zu geschehen hat.
Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich selbst habe allerdings keine Information, wie viele Bieter es außer uns noch gegeben hat und wie hoch deren Angebote waren. Wir haben von der Bahn einen 50-seitigen Vertragsentwurf zugeschickt bekommen und haben diesen akzeptiert. Im Anschluss daran haben wir nach einiger Zeit den Zuschlag für den Kauf bekommen.
Uns ärgert es bei der ganzen Diskussion um die Steigerwaldbahn, die wir intensiv verfolgen, dass von den Bahnbefürwortern immer nur Halbwahrheiten erzählt werden. Dann sollen sie die Geschichte doch bittschön auch mal bis zum Ende erzählen, mit all den Kosten und den Folgen für die Bevölkerung. Was uns auch stört, das sind diese radikalen, sogar ins Persönliche gehenden Attacken. Das brauchen wir nicht. Und das sollte man in Zukunft gefälligst auch unterlassen.
Das Grundstück der Trasse sollte als Ganzes möglichst erhalten bleiben. Man weiß nie, für was dies in Zukunft noch mal gut sein wird. Statt der Bahn, die für teures Geld nur eine überschaubare Zielgruppe anspricht, würde aber ein durchgehender Rad- und Spazierweg der gesamten Bevölkerung etwas nutzen. Die Trasse ist in der Regel acht Meter breit, es ist also genug Platz. Und der Schotter liegt in einer Stärke von 50 Zentimetern schon da. Nach einer artenschutzrechtlichen Prüfung könnte dieser Schotter dann vor Ort gefräst und verdichtet werden. Bei einer Länge von rund 40 Kilometern ist sowas heutzutage für 750 000 Euro machbar. Man könnte im Anschluss daran die Trasse auch asphaltieren. Dann hätte man für sämtliche Ideen eine Grundlage (Schnellradweg, Busspur). Diese Investitionen werden auch stark gefördert, und die einzelnen Gemeinden, die sowieso gegen die Reaktivierung sind, hätten einen sehr geringen Investitionseinsatz. Ich verstehe auch nicht, wieso sich manche so vehement gegen eine Bus-Trasse aussprechen, egal ob autonom fahrend oder nicht, egal ob mit Erdgas-, Wasserstoff-, Elektro oder Hybrid-Antrieb. Bei Zeiten mit geringerer Fahrgast-Auslastung könnte man, statt der immer gleich großen Eisenbahn, dann eben auch kleinere Busse fahren lassen. Die brauchen selbst heute schon nur noch acht Liter.
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Auch-vorzeitiger-Rueckbau-braucht-Verfahren;art769,10299714
So viel zu Thema Glaubhaftigkeit.
Nicht mal einen Monat später - und ohne dass natürlich in dieser kurzen Zeit das Gutachten vorliegen kann - provoziert der gleiche Herr mit diesem Interview erneut das Aufflammen der Diskussion. Aus meiner Sicht bestand keine Notwendigkeit die Meinung eines Schrotthändlers zu diesem Zeitpunkt zu veröffentlichen.
Der Herr ist vielleicht Fachmann für das effiziente Zerstören von Bahninfrastruktur sollte aber Einschätzungen zum Instandsetzungsbedarf entsprechenden Experten überlassen. Es ist schon sehr bemerkenswert, wie exakt seine Ausführungen zu den Vorstellungen der Bahngegner passen. Ich halte die Lancierung dieses Beitrags für tendentiös. Nur gut, dass die Gutachter auf anderer Basis ihre Ergebnisse erarbeiten werden.
Außerdem wollen die gemütlich durch schöne Landschaften radeln - dafür gibt es bereits ein gut ausgebautes Radwege-Netz!
Einen Express-Radweg brauchen die Touristen sicher nicht!
Radwege - auch im hiesigen Raum - gibt es wahrlich genug. Ein Blick in den Bayernatlas der Vermessungsverwaltung genügt. Hier kann man den gezeigten Karten die Radwege als Overlay hinzufügen.
Ein Touristenmagnet ist auch die Rhön. Da hat der Bahnbeseitiger Meissner die Strecke Jossa - Wildflecken beerdigt und teilweise überteert. Die Brückenauer Kurdirektorin hat diese Tatsache bei einem früheren Neujahresempfang im Beisein von Gerhard Eck bejubelt und viele fröhliche Radfahrer prophezeit. Die Praxis sieht da etwas anders aus, auch was den Zustand der Strecke betrifft.
Als leitende Persönlichkeit in Sachen Fremdenverkehr hingegen hätte sie sich mit Bahnverantwortlichen an einen Tisch setzen müssen: gerade für das Brückenauer Klientel - meist ältere Leute - ist die Anreise mit Bussen nicht gerade prickelnd. Die Bahnen hätte man in Jossa flügeln können: Richtung Fulda und Richtung Würzburg, beides ICE-Halte.
So wurde eine Chance vertan.
Wer ernsthaft etwas für den Radtourismus tun will, sollte gerade auf die SPNV-Erschließung pochen. Jede einzelne Kommune die sich nicht pro Bahnerschließung ausspricht muss sich ernsthaft überlegen ob sie sich ernsthaft touristisch engagieren will oder das nur als ABM betreibt.
Mir bekannte Touri-Professoren würden meine Aussage wohl sogar noch als ziemliche Untertreibung beurteilen.
Zumal - unter uns gesprochen - die eigentlichen touristischen Highlights liegen nicht zwischen Schweinfurt und Geo, sondern beginnen doch erst dort. Das Vorland des Steigerwalds mit seinen Weinlagen und der Wald selbst...
Wundere mich doch etwas über die Art der Fragestellungen.
Jetzt dürfen sich echte Fachleute ihr eigenes Urteil bilden ;o
Und die Kosten einer Reaktivierung auch schon beziffert hat: nämlich 100 ... 150 Mio €.
Dieser Sachkundige heisst Gerhard Eck.
https://www.faz.net/aktuell/wissen/forschung-politik/eine-zukunft-fuer-die-schiene-16545769.html
scho wieder in 64 Kommentaren (fast) leeres Stroh gedroschen.
Anders wäre es, wenn die alte Streckenanlage noch brauchbar wäre und auch für Güter nutzbar wäre. So aber, als reine Personenstrecke, ist die Sache gründlich und überlegt abzuwägen. Egal wer das von den politischen Parteien tut. Ein sinnvolles und praktikables, wirtschaftlich souveränes Konzept, hat noch Keine.r.
Fest steht jedoch...., die Schienengrundlage ist kaputt und taugt nichts mehr. Also müsste man neu bauen und vorher planen, damit das Ganze auch sicher wird. Da darf und muss man auch neu denken. ( Jedenfalls ist es doch sicherlich so, dass Niemand mehr zB. von "Rüdenhausen aus, 5 Km zu Fuss den Koffer trägt, um vom Halt "Feu-
bach abfahrend, die weite Welt per Bahn zu erschliessen. Das hat meine Tante vor ca.
80 Jahren gemacht. Sie lebt nicht mehr.) Langer Rede kurzer Sinn: wenn es was werden soll kostet es viel Geld. Für Grüne, Rote, Schwarze, oder ganz Andere. Auf jeden Fall aber ALLEN Bürgern.
Wenn Ihnen ein Schrotthändler erklärt, dass ihr fünfjähriger Gebrauchtwagen mit 40.00 km Laufleistung leider nur noch Schrottwert habe, werden sie dies sicher analog auch als feststehend bezeichnen.....