Nach der deutlichen Kritik des Bayerischen Obersten Rechnungshofs (ORH) am 2014 eröffneten Steigerwald-Zentrum in Handthal hat sich nun dessen Trägerverein zu Wort gemeldet. In einer ausführlichen Stellungnahme bezeichnet der Verein, an dessen Spitze der Schweinfurter Landrat Florian Töpper und als dessen Stellvertreter der Scheinfelder Bürgermeister Claus Seifert stehen, manche Darstellung des ORH als "aus regionaler Sicht etwas plakativ zugespitzt" und als "einseitig".
Finanzielle Aspekte
Wie berichtet, hatte der ORH moniert, dass der Trägerverein eigentlich kostendeckend betrieben werden sollte. Bis 2019 stammte aber stets mehr als die Hälfte des Etats aus öffentlichen Mittel, obwohl dort auch Personal der staatlichen Forstverwaltung ohne Zusatzkosten eingesetzt wird. Der Betrieb des Zentrums sei dauerhaft defizitär, kritisieren die Rechnungsprüfer. "Dessen Trägerverein kam nie ohne staatliche Fördermittel aus – und wird das auch in Zukunft wahrscheinlich nicht erreichen", schreibt der ORH in seinem Jahresbericht 2022, der pointiert mit "Rote Zahlen im grünen Steigerwald" überschrieben ist.
In seiner mehrseitigen Reaktion auf den ORH-Bericht bestätigt der Trägerverein, die ursprüngliche Vereinbarung mit dem Freistaat Bayern vor rund zehn Jahren, somit noch in der Planungsphase des Projekts, habe tatsächlich eine komplette Übernahme der Betriebskosten durch den Trägerverein vorgesehen. Allerdings habe sich sehr bald gezeigt, dass der Trägerverein zwar die überwiegenden Kosten für Betrieb und Weiterentwicklung tragen könne, aber nicht die ganzen. "Er ist daher auf eine bemessene staatliche Förderung dieser Umweltbildungsstätte auch in Zukunft angewiesen." Das Steigerwald-Zentrum biete im Gegenzug dafür aber einen hochwertigen Beitrag zur Umweltbildung, deren Bedeutung angesichts der Klimawandels noch steigen werde. "Eine maßvolle staatliche Unterstützung ist hier gut angelegt", betont der Verein.
Fehlt eine trennscharfe Betrachtung?
Konkret kritisieren die Rechnungsprüfer aus München, dass im Zeitraum von 2012 bis 2021 Fördermittel in Höhe von etwa 852.000 Euro an den Trägerverein geflossen seien. Der Verein betont nun, dass diese Summe nicht nur in den laufenden Betrieb des Steigerwald- Zentrums geflossen sei. Knapp die Hälfte dieser Mittel (rund 396.000 Euro) hätten in der Errichtungsphase des Zentrums vielmehr der Mitfinanzierung von Ausstellung und Einrichtungsgegenständen gedient. Für diesen Zweck habe der Trägerverein gleichzeitig auch noch 250.000 Euro an Sponsorengeldern generiert. "Der Trägerverein hätte eine trennschärfere Betrachtung von Kosten für Errichtung/Einrichtung und laufendem Betrieb begrüßt", wird der ORH vom Handthaler Verein kritisiert.
Staatliche Zuwendungen?
Im Bericht des ORH ist außerdem nachzulesen, dass sich der Trägerverein zwischen 2014 und 2019 unter anderem mit 43,4 Prozent aus staatlichen Zuwendungen, mit 8,1 Prozent aus Mitteln der Bayerischen Staatsforsten und nur zu 18,8 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen finanziert habe. Auch dies will der Verein "nach eigener Analyse" so nicht stehenlassen: Von 2012 bis 2020 habe der staatliche Anteil an der Finanzierung des Betriebs nur 28 Prozent betragen. Die Mitgliedsbeträge würden hingegen 33 Prozent ausmachen, behaupten die Handthaler.
Und noch ein weiterer Punkt bleibt strittig: "Ab 2016 ergaben sich trotz staatlicher Förderungen jährlich Fehlbeträge von durchschnittlich 54.700 Euro", behauptet der Oberste Rechnungshof. Die Antwort dazu aus Handthal: "Wie der ORH einen jährlichen Fehlbetrag von durchschnittlich 54.700 Euro seit 2016 trotz staatlicher Förderung herleitet, kann der Trägerverein nicht nachvollziehen."
Kritik an der Standortwahl
Der Rechnungshof stellt indirekt auch die Grundsatzfrage in den Raum, ob Handthal überhaupt der richtige Standort für so ein Zentrum sei. Das Landwirtschaftsministerium habe im November 2012, schreibt der ORH, eine Studie in Auftrag gegeben einschließlich einer Analyse zum möglichen Standort in Handthal. In dieser Studie sei davon die Rede, dass die touristische Erschließung der Region "ausbaufähig" und die Verkehrsanbindung "suboptimal" sei. Ferner gebe es in Handthal kaum "Highlights" mit überregionaler Anziehungskraft und nur ein geringes "Einwohnerpotenzial".
Auch dagegen verwehrt sich der Trägerverein: "Nicht das Landwirtschaftsministerium, sondern der Trägerverein beauftragte in der Aufbauphase des Steigerwald-Zentrums eine Fachagentur mit einer Studie." Hinsichtlich des Standorts erfolgte dies in Form einer klassischen Stärken-/Schwächen-Analyse. "Aus dieser Analyse zitiert der Oberste Rechnungshof nur die Schwächen, die festgestellten Steigerwald-Stärken finden keine Erwähnung", kritisiert der Trägerverein, obwohl bei der Analyse damals die Stärken überwogen hätten.
Größte Bestätigung für die richtige Standortwahl und die Attraktivität des Steigerwald-Zentrums in Handthal sei doch die Besucherzahl von um die 30.000 Menschen pro Jahr. Dies sei ein gutes Viertel mehr, als von der Fachagentur einst kalkuliert. "Die Besucherzahlen belegen den Erfolg des Steigerwald-Zentrums", heißt es in der Stellungnahme des Vereins.
Und: Das Zentrum bringe der Region auch in touristischer Sicht einen deutlichen Schub, da gerade deswegen viele Tagesgäste in den Steigerwald kommen. "Diese enormen Leistungen und das für die Region Erreichte werden im Bericht des ORH in keiner Weise gewürdigt", bedauert der Trägerverein.
ORH (Oberster Rechnungshof) sollte aus meiner Sicht neutral und objektiv prüfen und seine Stellungnahme abgeben.
Im Bericht ist nachzulesen ich zitiere: "Die Kosten für die Errichtung des SZN überstiegen die Planungen zwar nur geringfügig. Allerdings ....."
https://www.orh.bayern.de/berichte/jahresberichte/aktuell/jahresbericht-2022/staatsministerium-fuer-ernaehrung-landwirtschaft-und-forsten/1319-tnr-55-zentrum-steigerwald-und-baumwipfelpfad.html
Als neutrale Prüfstelle, so jedenfalls habe ich hätte ich den ORH eingeschätzt, hätte hier eindeutig im Bericht ein Lob stehen müssen.
Warum nicht?
Wie @Steigerwaelder richtig schreibt geht es um jährlich 85.000 Euro.
Wer den Bericht Ziffer 55 genau liest, sind in diesen 852.000 Euro sogar noch LEADER Fördergelder eingerechnet!
Auch hier war der ORH ungenau und unsachlich!
Der Vorstand sollte den ORH diese unsachliche Prüfung vorwerfen.
Bildung kostet nunmal Geld - und wie soll sich so ein Haus selber tragen, wenn keinerlei Einnahmen erzielt werden? Die Ausstellungen sind ohne Eintritt - von dem bisschen Kaffee und Kuchen?
Tut mir leid, aber wer hier ein kostendeckendes Haus erwartet, ist realitätsfern!
Mal ein paar Fragen zur Bildung:
Sind unsere Schulen kostendeckend?
Sind unsere Universitäten kostendeckend?
unsere Volkshochschulen?
Das sind ALLESAMT Zuschussbetriebe - warum soll das bei einer Naturbildungseinrichtung anders sein?
Beim Steigerwaldzentrum geht es um 850.000€ für die Zeit von 2012-2022, also elf Jahre.
Den Zuschuss von Oberschleichach auf elf Jahre hochgerechnet, sind knapp 1,9 Millionen Euro!
Bildung kostet nunmal Geld, vor allem wenn sie gut gemacht sein soll!
war allen realistisch denkenden Personen von vorneherein klar, dass sich sowas nicht von selber tragen kann, und dass der ORH irgendwann "reinstürt", wenn ohne Aussicht auf Besserung Steuergelder verbraten werden, konnte auch nicht ausbleiben. Ich wage die Prognose, nachdem das Projekt im Endeffekt von der Staatsregierung gewünscht war (um den Leuten den Spaß am Umgang mit der Motorsäge näherzubringen, XD), werden hier auch in Zukunft weiter Steuergelder fließen und der ORH monieren aber nix weiter passieren...
egal ob es um Spaß mit oder ohne Motorsägen geht, die Staatsregierung wollte, dass das Ding da mitten in die Pampa geknallt wird, und egal wie pädagogisch wertvoll das sein mag was da präsentiert wird (um schönzureden bzw. davon abzulenken dass die Staatsregierung den Steigerwald als eine Art Melkkuh aus Holz betrachtet und sonst nix), wenn nicht genug Leute hinkommen, rechnet sich das nicht (und in Zeiten von "Grünen Kraftstoffpreisen" vmtl. eher noch weniger). Aus, Äpfel. Alles klar?
P.S. Sollte es Ihnen so vorgekommen sein, als regte ich mich ein wenig auf, so liegen Sie richtig. Und zwar liegt das daran, dass ich den Eindruck habe, die Staatsregierung macht das mit Absicht, weil sie es machen kann und das "ganze grüne und andersfarbige Naturschutz-Geschwartel" nichts dagegen tun kann. Aber Hochmut kommt vor dem Fall, es ist "nur" eine Frage der Zeit. Warten wir mal ab, bis "Generation FFF" an die Wahlurnen geht.
on verra. Schauen Sie sich mal die Ergebnisse der so genannten Jugendwahlen an, dann wissen Sie, wohinter die jungen Leute wirklich geblickt haben. Die wissen, dass mit den alten Hüten von gestern kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist und orientieren sich dahin, wo sie die besten Antworten für ihre eigene Zukunft erwarten. Da muss die CSU schon mehr tun als die Renaissance der Kernkraft und Fracking-Gas als Allheilmittel anzupreisen, um im Geschäft zu bleiben. Ist der Krieg in der Ukraine wirklich weit genug weg, um ungestraft der Abhängigkeit vom Import endlicher Ressourcen das Wort zu reden?
Pfeifen Sie ruhig weiter im Walde, vielleicht haben Sie ja Glück und die Sintflut kommt wirklich erst nach Ihnen.