Das Bauprojekt am Gut Deutschhof in Schweinfurt ist in die aktive Phase gestartet. Nach über zwei Jahren Planung haben Ende März die Baumaßnahmen an dem vom Bauausschuss mit großer Mehrheit genehmigten und von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) gelobten Vorhaben begonnen. Auf dem Gelände an der Arnsbergstraße sollen rund 30 neue Wohnungen verschiedener Größe, teils in Neubauten auf dem Areal, teils in sanierten bestehenden Gebäuden entstehen.
Das Projekt auf dem von der Evangelisch-Lutherischen Gesamtkirchengemeinde verkauften Areal –die drei Gebäude des Ostflügels mit Kindertagesstätte, Kirchenraum und Gemeindesaal werden weiterhin von der Gemeinde St. Lukas genutzt – ist mit einer Bauzeit von zwei Jahren veranschlagt. Läuft alles nach Plan, sind die Räume 2024 bezugsfertig. Inzwischen können sich Interessierte die Wohnungen sichern. Und schon jetzt ist mehr als die Hälfte der Objekte verkauft.
Auf dem urkundlich erstmals Ende des 15. Jahrhundert erwähnten Gut sollen verschiedene Arten von Wohnungen entstehen: "Von der kleinen barrierefreien Neubauwohnung für Singles und Senioren bis zur großzügigen Altbauwohnung für Familien und Denkmalbegeisterte", wie Bauherr Peter Dechant sagt. Dessen Firma Dechant Hoch- und Ingenieurbau aus dem oberfränkischen Weismain realisiert das Projekt zusammen mit dem Würzburger Architekten und Denkmalspezialisten Roland Breunig vom Würzburger Büro Archicult, der auch den Umbau des alten Bürgerbräu-Geländes in der Würzburger Zellerau verantwortet hatte.
Wohnungen kommen ohne fossile Energieträger aus
Das Ziel sei es, wertvolle Bausubstanz zu erhalten, Altes mit Neuem zu kombinieren und dabei ein Wohnquartier zu schaffen, das neuesten architektonischen und ökologischen Standards entspräche. Das Heizen und die Warmwasseraufbereitung übernimmt für die drei Gebäude Herrenhaus, Rinderstall und Remise eine Hackschnitzelanlage. An diese sollen auch die beiden anderen Gebäude, die sich auf dem Areal befinden, angeschlossen werden. "Wir verzichten komplett auf fossile Energieträger", sagt Breunig. "Was wir hier machen, ist ein zukunftsträchtiges Projekt. Solche Vorhaben wird es künftig gezwungenermaßen viel häufiger geben."
Will heißen: Für Neubauten in neu erschlossenen Gebieten müsse man immer wieder neuen Boden versiegeln. Die Methode, bereits vorhandenen Raum im Stadtgebiet zu verdichten und dort für mehr Wohnfläche zu sorgen, sei wesentlich ökologischer. Zudem habe man es bei der Planung am Gut Deutschhof geschafft, zusätzlich noch Boden zu entsiegeln und trotzdem die Wohnfläche zu erhöhen.
All das hat natürlich seinen Preis. Um die Wohnräume, die im fertigen Zustand mit Altbaucharme bestechen, fertigzustellen, war im Vorfeld ein immenser Planungsaufwand und viel Abstimmungsarbeit mit dem Denkmalschutz nötig. Zudem berge eine Baustelle mit Altbauelementen ein enormes Risikopotenzial, sagt Dechant. Bei einer solchen könne es wesentlich schneller als bei einem Neubauprojekt passieren, dass die Kosten unerwartet durch die Decke schießen.
190 Quadratmeter im alten Rinderstall für 858.000 Euro
Dazu ist, das überrascht kaum, auch das Projekt am Deutschhof von den steigenden Materialkosten betroffen. Aus den ursprünglich veranschlagten 13 Millionen Euro Baukosten sind inzwischen 15 geworden. Entsprechend fallen die Kaufpreise für die Wohnungen aus, die je nach Größe des Objekts stark variieren: Eine 35 Quadratmeter große Wohnung in der Remise, dem Neubau in der Mitte des Gutshofs, kostet 185.000 Euro. Für 190 Quadratmeter Wohnraum im alten Rinderstall muss man etwas tiefer in die Tasche greifen, dann sind 858.000 Euro fällig.