Eng gedrängt an der Bar sitzen oder ausgelassen beim Buffet zugreifen: Das geht schon lange nicht mehr. Die Corona-Pandemie hat gerade die Gastronomie hart getroffen. Strenge Hygienemaßnahmen sorgen für weniger Gäste und starke Umsatzeinbußen. In den Sommermonaten nutzten deshalb viele Restaurants die Möglichkeit, ihre Gäste vermehrt im Freien zu bewirten. Sonderregelungen ermöglichten dies auch Gastronomen, die sonst keine Außenbewirtung anbieten. Doch da die warmen Tage gezählt sind, wächst die Angst vor dem Herbst und dem Winter. Was ist, wenn es draußen zu kalt wird? Das Thema Außenbewirtschaftung wurde deshalb in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses lebhaft diskutiert.
In einem Antrag forderte die CSU die Stadt auf, die Außengastronomie auf städtischen Plätze, auf denen bisher keine oder nur vorübergehende Bewirtschaftung gestattet war, dauerhaft zu erlauben. Gastronomen, die bislang nur die Monate Mai bis Oktober beantragt hatten, sei eine "Genehmigung zur Dauernutzung" zu erteilen. Beispielhaft nannte CSU-Stadtrat Klaus Rehberger den Zeughaus- oder den Schillerplatz. "Während dieses Ausnahmezustandes" habe die flächenhafte Ausweitung der Außenbewirtschaftung zu einer Auflockerung und einer "Belebung des innerstädtischen Stadtbildes" beigetragen, so die CSU in ihrer schriftlichen Antragsbegründung. Eine Fortführung der Auflockerungen sei deshalb auch über die Krise hinaus wünschenswert.
Außengastronomie belebt die Innenstadt
Ordnungsreferent Jan von Lackum wies darauf hin, dass die Stadtverwaltung "auf nahezu allen innerstädtischen Plätzen" die Außengastronomie bereits ermögliche. Die von der CSU angesprochene zeitliche Beschränkung auf bestimmte Monate gebe es nicht. Die Bestuhlung kann also grundsätzlich das ganze Jahr stehen bleiben, sofern der Gastronom das beantragt hat. Dies, so Rehberger, sei vielen nicht bewusst gewesen. Ordnungsreferent von Lackum erklärte, dass die Gastronomen dafür einen Lageplan sowie eine Beschreibung der geplanten Möblierung vorlegen müssten. Dies werde dann auch auf "ein Mindestmaß an Qualität" geprüft.
Konkret geht es etwa um eine einheitliche Gestaltung von Stühlen, Tischen oder Bänken, den Verzicht auf Werbeaufdrucke oder eine qualitativ hochwertiger Materialwahl, etwa bei Sonnenschirmen. "Schließlich soll die Innenstadt auf- und nicht abgewertet werden", so von Lackum. Dass dies in den vergangenen Monaten gelungen ist, darüber waren sich die meisten anwesenden Stadträte einig. So dankte etwa Ralf Hofmann (SPD) den Schweinfurter Gastronomen und sprach von einer erhöhten Attraktivität der Innenstadt. Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) sprach von "belebten Plätzen" und regte zudem an, die Sonntagsöffnungszeiten beizubehalten. Schließlich, so von Lackum, hätten normalerweise rund 90 Prozent der Gastronomen in Schweinfurt am Sonntag geschlossen.
Remelé: "Klares Signal an Gastronomen"
Aufgrund der weiter sehr angespannten Situation will die Stadt die jetzige Sonderregelung zur Außengastronomie nicht mit Abschluss des Jahres 2020 beenden. Man mache sich bereits für das kommende Jahr Gedanken darüber, wie man noch weitere Maßnahmen ergreifen kann, um die Gastronomie zu stärken, sagte von Lackum. Deshalb müsse man dem CSU-Antrag auch nicht zustimmen, weil man genau diese Forderungen ohnehin schon umsetze.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé sprach von einem klaren Signal an die Gastronomen, "dass wir ein starkes Interesse an deren Erhalt haben". Er forderte deshalb alle auf, die Gastronomie zu unterstützen. Denn viele Unternehmer seien in ihrer Existenz bedroht. Und auch, wenn die meisten Fraktionen die Entscheidungen der Stadt, die Außenbewirtschaftung zu ermöglichen, begrüßen, geht dies einigen nicht weit genug.
FDP fordert Heizpilze
So hatte FDP-Stadtrat Georg Wiederer bereits im Juli beantragt, dass die Stadt ihr Verbot der sogenannten "Heizpilze", also Heizstrahler, aussetzen möge, um den Gastronomen in Schweinfurt zu ermöglichen, im Herbst und Winter länger draußen bewirten zu können, als es die Jahreszeit eigentlich zulässt. Draußen sei das Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken, deutlich geringer als in geschlossenen Räumen.
In einem Statement forderte nun auch CSU-Stadtrat Werner Christoffel die befristete Genehmigung, besagte Heizpilze in den Wintermonaten aufstellen zu dürfen. Darüberhinaus wünsche er sich die Erlaubnis zum Aufstellen eines transparenten Windschutzes. "Wir müssen alles unternehmen, um die Innenstadt zu beleben und die Vielfalt der Gastronomie zu erhalten", so Christoffel. All das sei auch im Hinblick auf eine womögliche Bewirtung beim Weihnachtsmarkt in anliegende Straßen hinein wichtig. Hierfür erarbeite "Schweinfurt erleben" aktuell ein Konzept, so deren Vorstand Christoffel.
Grüne stellen Dringlichkeits-Antrag
Indes stellten die Grünen einen Dringlichkeits-Antrag an die Stadtverwaltung, in dem sie eine pauschale Genehmigung für Gaststättenbetreiber fordern, wonach sie in den Außenbereichen kostenlos durchsichtige Windfänger aufstellen dürfen. "Unter der Maßgabe, dass diese nicht verkehrsbehindernd aufgestellt werden dürfen", heißt es in dem Schreiben. Im Antrag sprechen sich die Grünen ebenso für eine Verlängerung der besagten Sondergenehmigung für die Außengastronomie aus.
"Die Gastronomiebetriebe sind von der Corona-Krise und den damit verbundenen Restriktionen existenziell betroffen", heißt es im Antrag. Um die Abstandsregeln einzuhalten, sei man nicht nur im Sommer auf Außengastronomie angewiesen
Mit Spannung wird nun die nächste Stadtratssitzung in der kommenden Woche erwartet, bei der sich das Gremium erneut mit dem Thema befassen könnte.