Was passiert, wenn der Zauber des Zirkus auf die Energie von Urban Street Dance und Breakdance trifft? Die Antwort: tosender Applaus von begeisterten Besucherinnen und Besuchern. Die Schweinfurter Dancefloor Destruction Crew (DDC) hat sich mit ihrem neuen abendfüllenden Programm "Breakin' Circus" selbst übertroffen.
Mit Superlativen gilt es vorsichtig umzugehen. Doch auf diese erste vollständige Eigenproduktion der Schweinfurter Breakdancer, die seit Jahren schon europa- und weltweit auftreten und sich einen Namen mit ihren verschiedenen Showacts gemacht haben, trifft nur eine Beschreibung zu: Volltreffer.
Es gibt mehrere abendfüllende Programme der DDC, unter anderem "Breakin Mozart" oder "Fuck you Wagner", mit denen man in den vergangenen Jahren schon für Aufsehen sorgte. Das neue Show-Konzept, gezeigt an vier mit jeweils über 1300 Gästen ausverkauften Abenden vom 2. bis 5. November, vereint im Grunde total unterschiedliche Genres zu einem faszinierenden großen Ganzen, das eine regelrechte Sogwirkung entwickelt: Tanz, Varieté, Artistik.
Zwölf Shows in Süddeutschland sind mit "Breakin' Circus" geplant, die Weltpremiere – tatsächlich war es genau das – in dem dafür zu einer beeindruckend professionellen Event-Location umgebauten Marienbachzentrum in Dittelbrunn war vom Publikum gefeiert. Es soll ein dauerhaftes Konzept sein, jedes Jahr mit den DDC-Tänzerinnen und -Tänzern als Konstante und neuen Artisten und Bühnenbild. Bleibt die Show auf dem nun gesetzten Niveau, wird es ein echter Dauerbrenner, so viel ist sicher.
Clownin Rosemie begeistert das Publikum in Dittelbrunn
Ein wesentlicher Aspekt für den Erfolg beim Publikum in derartigen Shows ist, nicht einfach einen Act an den anderen zu reihen, sondern einen roten Faden zu spinnen und vor allem jemanden zu haben, der diesen Faden fest in den Händen hält. Die DDC und ihre Regisseurin Felice Aguilar fanden für diesen Job eine Idealbesetzung: Rosemie Warth, Clownin, Comedian, Verzauberin.
Warth versteht nicht nur, mit ihrem charmanten schwäbischen Akzent und pointierten, hintergründigen Humor ein Publikum zu schallendem Lachen zu bringen. Der von ihr zum neuen Liebling auserkorene Besucher Michael hat es sicher nicht bereut, Karten in der ersten Reihe gekauft zu haben.
Rosemie hat aber auch die DDC verstanden und was diese Truppe ausmacht, was "Breaking" im Zusammenhang mit DDC bedeutet: Freiheit. Die Freiheit, sich und die eigenen Ideen zu verwirklichen. Die Freiheit, sich kein Korsett anzulegen. Die Freiheit, keine Kompromisse eingehen zu müssen. Die Freiheit, man selbst zu sein. Und weil Rosemie Rosemie sein durfte, genauso wie die DDC einfach die DDC, passte das Ganze so gut, dass man glauben wollte, die Zusammenarbeit währt schon Jahre.
Symbiose zwischen hochklassiger Akrobatik und DDC-Breakdance
Die DDC hat eine Show erschaffen, die als großes Ganzes nachhaltig wirkt. Ihren eigenen "Breakin' Circus", in dem die hochklassigen Acts der Gastauftritte mit den ebenso hochklassigen Tänzerinnen und Tänzern aus Schweinfurt und Umgebung eine Symbiose eingingen.
Wo jeder einzelne Auftritt für sich genommen schon spektakulär wäre, wird er durch die Verbindung mit DDC-Tanz noch einmal weiterentwickelt. Wie bei Kashkas Hairhanging – das genau das ist, was es übersetzt bedeutet: Am Haar hängend, an einem langen Seil atemberaubende Akrobatik zu performen. Das Verwoben sein mit Tänzerinnen und Tänzern hebt es auf ein neues Level.
Ein Geheimnis vor allem in der Akrobatik ist es, die Dinge federleicht aussehen zu lassen. Hebefiguren, als wäre es eine Kleinigkeit und passiere ohne jeden Kraftaufwand. Den Körper verbiegen, als könne man das einfach so.
Im Duo ist das sogar noch beeindruckender, wie das Duo Luc (Charlotte Martin und Lewis Trebing) oder das DDC-eigene Duo Motion (Kira Lefebre und Michael Lamprecht) mehrfach eindrucksvoll zeigten. Einbeinig auf dem Kopf des Partners stehen und dabei anmutig lächeln ohne jedes Wackeln bedarf extremer Körperbeherrschung.
Ein ebenso besonderer Moment von so vielen, dass man sie gar nicht alle nennen kann: Der Auftritt des jungen Ukrainers Alexey Glavatsky. Der 20-Jährige kommt aus einer ukrainischen Zirkusfamilie, ist bereits Preisträger des Roncalli-Zirkustheaters und ließ die Gäste mit seiner "Cyre & Wire"-Show – im Grunde eine Art Rhönrad mit LED-Beleuchtung – staunend zurück. Sich wie ein Wirbelwind drehend und die Farbenpracht des blinkenden Rades dazu, ein besonderer Moment.