
Für Sieglinde Fackelmann und ihre Familie ging es dieser Tage erst so richtig los. Während andere Spargelbauern bereits vor dem Osterwochenende auf den Feldern gut zu tun hatten, gibt es bei den Fackelmanns eine kleine Besonderheit: Der schwere Mischboden, auf dem der Spargel in Frankenwinheim wächst, verleiht dem Gemüse zwar einen besonders guten Geschmack, erschwert allerdings sein Wachstum. Somit beginnt die Haupternte etwas später.
Ob sie genügend Helfer haben? Derzeit ist Sieglinde Fackelmann zuversichtlich. Nachdem klar war, dass viele der professionellen Spargelstecher, die sonst jede Saison zum Beispiel aus Polen in den Kreis Schweinfurt kommen, wegen dercoronakrisenbedingten Reisebeschränkungen und Auflagenausfallen würden, hat der Spargelhof über Facebook einen Aufruf gestartet. Und siehe da: "Es haben sich wirklich viele gemeldet, etwa 25 Leute", sagt Fackelmann. Darunter waren Kurzarbeiter, die sich etwas dazu verdienen möchten, Studierende, Hausfrauen und sogar ein Tennislehrer.
Man müsse sich aber auch im Klaren sein, dass Spargelstechen keine leichte Aufgabe ist, körperlich ist es schwere Arbeit, "da ist nicht jeder dafür geeignet", sagt Fackelmann. Wer es noch nie gemacht hat, muss etwa ein bis zwei Tage angelernt werden. Am besten wäre also, wenn die Helfer für ein bis zwei Wochen zur Verfügung stünden. Die Fackelmanns sind aber dennoch erstaunt und froh, dass sich so viele Menschen gemeldet haben, denn irgendwie muss der Spargel ja vom Feld.
Wenn es gut läuft, so erklärt Seniorchef Ludwig Fackelmann, kommen eventuell noch zwei polnische Helfer auf den Hof, die können mit ihrer Erfahrung viel wettmachen und auch andere, unerfahrene Helfer anlernen. Ansonsten packen freiwillige Helfer, Freunde und Verwandte mit an, "dann klappt das schon", sagt Sieglinde Fackelmann.
Frostschaden beim grünen Spargel
Der Spargel selbst sei gut gediehen, erklärt ihr Mann Ludwig. Auf zwei Hektar haben sie das Gemüse angebaut, überwiegend weißer Spargel. Beim grünen Spargel, der bei den Fackelmanns etwa fünf Prozent ausmacht, habe es in der vergangenen Woche ein Problem mit Frost gegeben, etwa ein Drittel ist erfroren, aber das sei "kein Beinbruch". Der weiße Spargel war vom Frost nicht betroffen und werde in den kommenden Wochen geerntet.

Einen Großteil verkaufen die Fackelmanns im Direktvertrieb über ihren Hofladen. Der Verkauf an die Gastronomie falle heuer nahezu aus, Ludwig Fackelmann schätzt den Anteil, den er sonst an Gasthäuser in der Region verkauft hat, auf etwa 20 Prozent. "Aber wir haben im Moment auch viel Nachfrage", über den Hofladen und Lieferservice laufe der Verkauf des Spargels gut. "Ich denke schon, dass wir ihn wegbringen."
Wie die Region MainSteigerwald in einer Pressemitteilung erklärt, stellen die fehlenden Erntehelfer auch die anderen Spargelbauern vor Herausforderungen. "Nur etwa die Hälfte der osteuropäischen Erntehelfer konnten bislang einreisen oder waren bereits vor Ort", heißt es in dem Schreiben. Ein großer Abnehmer in diesem Jahr fehle, die Bestellungen aus der Gastronomie seien nahezu weggebrochen. Zudem seien Kunden wegen der Ausgangsbeschränkung verunsichert. "Die Landwirte hoffen nun, dass ihre Kunden ihnen treu bleiben", heißt es in der Mitteilung.
Verkauf ab Hof und über Lieferdienst
Der wichtigste Vertriebsweg sei demnach die Direktvermarktung, also der Verkauf ab Hof, denn die Hofläden dürfen in der Region auch weiterhin geöffnet haben. Ebenso gibt es Spargel auf den Märkten oder an Verkaufsständen, wo der regionale Spargel angeboten wird. Es wurden laut der Region MainSteigerwald hierzu einige Vorkehrung für eine Minimierung der Ansteckungsgefahr getroffen.

Im Hofladen auf dem Bauernhof der Familie Büttner in Alitzheim etwa hängt nun eine Plexiglas- Vorrichtung an der Verkaufstheke und nur ein Kunde nach dem anderen betritt den Verkaufsraum. Ein Bild, das die Region in Corona-Zeiten prägt und das auch auf weiteren Höfen und an den Verkaufsständen in der Region zu beobachten ist. Beim Spargel- und Geflügelhof Weilhöfer in Gernach wird mit Mundschutz und Handschuhen im Eingangsbereich des Verkaufsraums bedient. Außerdem kann der Spargel vorbestellt werden, sodass beim Abholen der Ware der abgezählte Betrag nur noch in einer Schale abgelegt werden muss. Ein Sonderservice in diesen Tagen ist, dass der Spargel einmal pro Woche bei Anfrage sogar per Post verschickt wird.
Der Spargelhof Englert in Lindach hat nach Ostern einen Lieferservice gestartet. Der Spargel wird direkt vor die Haustür geliefert. Damit möchte der Spargelhof seinen Angaben zufolge den fehlenden Umsatz aus der Gastronomie kompensieren.

Dass sich viele Helfer aus der Umgebung bereit erklären, bei der Ernte zu helfen, freut die Spargelbauer. Auch Christian Pretscher vom Spargelhof Pretscher aus Unterspiesheim ist begeistert von der Hilfsbereitschaft. Dennoch richtet er einen Appell an die Verbraucher: „Kaufen Sie regional ein, auf den Wochenmärkten, in den Hofläden, an den Spargel- Verkaufsständen, unterstützen Sie die Wirtschaft vor Ort", sagt er. "Gehen Sie weiterhin zum Bäcker oder Metzger, und vergessen Sie nicht zuletzt auch die regionalen Gastwirtschaften, die derzeit vor allem vom Abholservice oder Lieferungen zu Ihnen nachhause leben."
Auch der Maschinenring Gerolzhofen beteiligt sich wegen der ausfallenden Erntehelfer aus Osteuropa an der Vermittlung von Arbeitskräften. Auf der Plattform "Das Land hilft" können Helfer sowie Unternehmen kostenlos inserieren. Die Internetseite wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Der Maschinenring Gerolzhofen konnte darüber laut Geschäftsführer Michael Mikus auch schon einige Helfer an Betriebe weitervermitteln. Die Plattform werde sicherlich im Laufe der kommenden Monate noch eine Rolle spielen, da immer wieder Erntehelfer benötigt würden. "Man kann davon ausgehen, dass es bis in die Weinlese hinein relevant bleibt", sagt Mikus.
Da kann einen der Apettit vergehen!
Modernes Raubrittertum!
Bei einer Gewerkschaftlich Organisierter Arbeit dieser schwere wären 20,-€ ie Std, fällig.