Das war es dann mit der Spargelernte für dieses Jahr, dachten Andrea und Heinrich Kohles Anfang März, als das Thema Corona immer aktueller wurde. Rund vier Hektar hat der Familienbetrieb in Prichsenstadt mit dem Gemüse bebaut, auch Weinberge und ein Gästehaus gehören dazu. Zum Spargelstechen beschäftigten sie in den Jahren zuvor jeweils sechs oder sieben Saison-Arbeitskräfte aus Osteuropa. Diese Möglichkeit schien heuert wegzufallen, beziehungsweise stellt sich wegen der Vorschriften und der Quarantäne als schwierig für kleinere Betriebe dar.
Also was tun? "Ich habe nicht damit gerechnet, dass es heuer mit dem Spargel was wird", gibt Heinrich Kohles zu. Als seine Frau von der staatlichen Vermittlungsplattform "DasLandhilft.de" im Internet hört, trägt sie den Betrieb dort ein. Eher skeptisch sei sie gewesen, dass sich dort Personen melden, gibt sie zu.
Alle zwei bis drei Tage kam eine Anfrage
Doch Andrea Kohles wurde angenehm überrascht. "Es meldeten sich etwa 15 Leute, alle ein bis zwei Tage kam eine Anfrage". Vom Angebot in Prichsenstadt las auch Jakob Kreutzer, der aus Berchtesgaden stammt. Mit seiner Freundin Karolina Rybarova wollte er eigentlich in den Alpen, auf einer Berghütte am Dachstein, Geld verdienen, um damit den Urlaub in Norwegen zu finanzieren. Die Berghütte musste wegen der Pandemie schließen, also suchte der studierte Forstwirt zusammen mit seiner Freundin, die eine Ausbildung im sozialen Bereich hat, nach anderen Möglichkeiten.
"Wir haben dann das von Prichsenstadt gelesen und dort angerufen, das hörte sich gut ans", erzählt Kreutzer. Sie reisten mit dem Wohnmobile des Vaters an, das nun auf dem Gelände des Familienbetriebs als Unterkunft für die beiden steht. Spargel hatten beide zwar vorher mal gegessen, von der Ernte wussten er und Karolina aber nichts. Das änderte sich schnell, beide arbeiteten sich gut ein, auch sonst stimmt die Chemie. "Wir sind total glücklich hier, ein kleiner Familienbetrieb, nette Leute. Wenn ich meinen Chef duzen kann, ist das umso schöner", sagt Jakob Kreutzer.
Helfer aus der näheren Umgebung
Neben diesen beiden haben Andrea und Heinrich Kohles auch einige Helfer aus der näheren Umgebung, die sich nun mit dem Spargel etwas dazu verdienen wollen – oder müssen. Darunter sind unter anderem eine Modedesignerin, ein Koch, aber auch Studenten. Für Andrea Kohles ist es zwar von der Logistik aufwändiger, alles zu organisieren, aber das nimmt sie gerne in Kauf.
Allerdings drückt sie und wohl auch einige andere Betriebe ein weiteres Problem. "Unsere größte Sorge ist, dass wir unseren Spargel vermarkten, verkaufen können. Die Gastronomie war der Hauptabnehmer, aber die hat ja geschlossen." Dazu fallen die Tagestouristen weg, die sonst vor allem an den Wochenenden in Prichsenstadt zu Gast waren und oft auch Spargel und Wein mitnahmen. So könne es dieses Jahr durchaus sein, dass auf dem Hof von Familie Kohles die Spargelernte bereits frühzeitig Ende Mai abgeschlossen werde, weil eben zu wenig Abnehmer da sind. Das würden nicht nur Jakob Kreutzer und seine Freundin Andrea bedauern.
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