Frankens liebstes Gemüse, der Spargel, hat gerade Hochsaison. Nach einem warmen Winter und vorsommerlichen Temperaturen um die Osterzeit musste er dringend gestochen werden. Doch auch die Landwirtschaft wurde von der Corona-Krise überrollt – wie die Frisöre. Und so hat Jasmin Swetlik kurzerhand Kamm und Schere gegen Spargelmesser, Handschuhe und Erntekorb getauscht. Die mobile Friseurmeisterin im Raum Kitzingen und Würzburg arbeitet nun beim Spargelhof Haidt von Karin und Udo Hertlein.
Unter den fachfremden Helfern sind Studenten, viele Kurzarbeiter von Betrieben wie Leoni und Fehrer, aber auch Selbständige wie Friseure oder Mitarbeiter von Fachgeschäften. Sie wollen während vorübergehenden Schließungen zum einen ihr Gehalt aufbessern, zum anderen den landwirtschaftlichen Betrieben unter die Arme greifen. Diese haben sonst ihre osteuropäischen Helfer, doch in Zeiten von Corona ist es nicht nur aufwendig, sondern auch teuer, diese nach Deutschland zu bringen.
Erntehelfer aus Osteuropa eingeflogen
Die 26 Erntehelfer aus Osteuropa bei "Udo's Spitzenspargel" mussten eingeflogen werden und sich am Flughafen einem Sicherheitscheck unterziehen. Erst dann durften sie in Haidt ihre Saisonarbeit beginnen – getrennt von den neuen Mitarbeitern aus der Region. Der Rest der rumänischen Erntehelfer kommt am Wochenende von Nürnberg aus per Bus in den Kleinlangheimer Ortsteil.
Um der Lage Herr zu werden, warben Spargelbauern wie Udo Hertlein mit Aufrufen bei Facebook und Ebay Helfer an. So wurde auch Jasmin Swetlik auf den neuen Job aufmerksam, der nur wenige Kilometer von ihrem Wohnort Kleinlangheim entfernt ist. Als Neue wurde sie in die Kunst des Spargelstechens eingeführt und weiß jetzt: "Mit etwas Geschick kann man sich schnell in die Arbeit einfinden."
In ihrem Team sind bis zu 15 Leute zwischen 20 und 35 Jahren, "mit denen die Arbeit richtig Spaß macht, obwohl es natürlich auch sehr anstrengend ist", sagt die junge Friseurmeisterin. "Man hat anfangs den ein oder anderen Muskelkater am Abend", erinnert sie sich, "aber der Körper gewöhnt sich schnell an die neue, körperliche Herausforderung". Bereits zwei Wochen lang ist Swetlik jetzt Erntehelferin und wird es wohl bis Anfang Mai noch bleiben.
Pünktlich um 7 Uhr fängt die Arbeit auf dem Feld an. Jede einzelne Stange wird mit einem speziellen Spargelmesser herausgestochen, in den Erntekorb gelegt und die Abdeckplane wieder über das Feld gelegt. Mindestens sechs Stunden arbeiten sie so auf Knien oder gebückt.
Gemeinsam motivieren sich die jungen Leute, um einen guten Ertrag zu erzielen. Denn darauf kommt es ja an: die vollen Körbe am Ende des Tages. Swetlik: "Das macht einen richtig glücklich und man freut sich, einen Beitrag zu leisten." Und Landwirt Udo Hertlein ist froh über die neuen Helfer: "Man wächst gerade jetzt zusammen und der Berufsstand des Landwirtes erfährt eine neue Wertigkeit."
Wichtige Einnahmequelle für die Osteuropäer
Der Friseurmeisterin gefällt die Arbeit in der Natur: "Natürlich sind wir nicht so schnell und ertragreich wie die osteuropäischen Kollegen, aber wir bemühen uns alle sehr." Um Ansteckungen zu vermeiden, arbeiten Deutsche und Osteuropäer getrennt voneinander auf verschiedenen Feldern.
Das Ziel beider Gruppen ist dagegen unterschiedlich: Während die Deutschen hauptsächlich ihr Gehalt aufbessern wollen oder auch ihren Zusammenhalt mit den Landwirten zeigen, ist für die Erntehelfer, die meist aus Rumänien kommen, die Einnahmequelle in Deutschland ein fester Bestandteil ihres Jahreseinkommens.