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Schweinfurt
SOS Industriestadt Schweinfurt: Warum ZF-Betriebsratschef Oliver Moll die Europawahl für zukunftsweisend hält
Was haben europäische Politik und der Zusammenhalt in Europa mit dem Wirtschaftsstandort Schweinfurt zu tun? So bewertet die Industrie die kommende Wahl.
ZF-Betriebsratschef Oliver Moll diskutierte bei der KAB mit Bürgerinnen und Bürger über die Zukunft der Industrie und über die Bedeutung der Europawahl.
Foto: Marco Karaschinski | ZF-Betriebsratschef Oliver Moll diskutierte bei der KAB mit Bürgerinnen und Bürger über die Zukunft der Industrie und über die Bedeutung der Europawahl.
Marco Karaschinski       -  Marco Karaschinski ist in Lübeck geboren und aufgewachsen. Nach seiner schulischen Ausbildung zum Kaufmännischen Assistenten mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik und seinem Abitur zog es ihn 2019 nach Würzburg. Hier studierte er Political and Social Studies und arbeitete als freier Mitarbeiter in der Würzburger Lokalredaktion. Marco Karaschinski ist seit April 2024 Volontär bei der Main-Post.
Marco Karaschinski
 |  aktualisiert: 30.05.2024 03:02 Uhr

Brüssel ist für viele Menschen weit entfernt, und es wirkt oft, als wenn die Entscheidungen, die dort getroffen werden, nichts mit lokaler Politik zu tun haben und keinerlei Einfluss auf den Alltag der meisten Menschen hätten. Doch dies sei ein Irrtum, sagt ZF-Betriebsratschef Oliver Moll bei einer Veranstaltung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in Schweinfurt. Er ist der Meinung, die Wahl könne gravierende Folgen für die lokale Industrie und Wirtschaft haben.

Wirtschaftsstandort Europa

"Die Wahl hat für viele Menschen leider keinen hohen Stellenwert." Mit diesen Worten eröffnete Oliver Moll die Diskussionsrunde bei der KAB zum Thema Industriestandort Schweinfurt und Europawahlen. Doch sie sei wichtig, da sie mit über die Zukunft der Industrie entscheide.

Moll spricht über die Auswirkungen des Brexits für die Industrie, sowohl in Großbritannien, als auch im Rest von Europa. Und er macht deutlich, dass auch der Ukraine-Krieg seine Spuren bei der Industrie hinterlassen habe. Der Austritt aus der EU könne für kein europäisches Land eine echte Option sein. "Wir müssen näher zusammenarbeiten, anstatt uns aufzulösen", so Moll.

Durch den Krieg habe alleine ZF eine Milliarde Euro Umsatz verloren, was Folgen für den Markt auf der ganzen Welt und besonders in Europa habe. Denn die Hälfte aller Angestellten von ZF arbeiteten in Europa. Moll: "Was in der Ukraine passiert, hat auch hier vor Ort Auswirkungen in allen Bereichen. Was in Europa passiert, hat für jeden von uns Folgen und zeigt, wie wichtig Europa für uns ist."

Warum die Europawahl so wichtig ist

Mit Blick auf die Zukunft des Weltmarkts sieht Moll vor allem ein Problem: "Es wird endlich sein, Produkte um die halbe Welt zu senden. Wir müssen dadurch zwangsläufig lokaler in Europa werden." Besonders für Deutschland als "Exportweltmeister" werde dies eine immense Umstellung bedeuten, meint Moll. 

Europa sei ein bürokratisches Monster, die Gesetzgebung eine Blackbox. "Diese Argumente hören und kennen wir seit Jahren, es muss sich etwas ändern", meint Moll. Gerade für die Industrie und deren Arbeitsplätze seien die Entscheidungen auf europäischer Ebene genauso wichtig wie diejenigen, die in Berlin getroffen werden. "Wir müssen in Europa Einfluss nehmen, deswegen müssen wir bei der Wahl unsere Stimme abgeben und sie damit erheben", betont Moll. Der Industrie in Deutschland stehe ein Wandel und eine Zukunft ins Ungewisse bevor, "doch wenn ich nicht mal den Schritt zur Wahlurne mache, dann ist es von vorneherein schon vorbei".

Die Probleme und Auswirkungen in Europa sind laut Moll an jeder Straßenecke zu bemerken. "Wir schalten Grafenrheinfeld ab, aber 250 Kilometer weiter, in einem anderen Land, wird ein neues Kernkraftwerk gebaut." Dies zeige, wo unsere Schwächen liegen und wie wichtig europäische Politik, die Gesetzgebung und der Austausch seien. Molls Appell: "Ich bin überzeugter Europäer, gehen sie wählen und gestalten sie Europa mit."

 
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