
Sonntagnachmittag, kurz nach drei. Im großen Kreis stehen etwa 70 Frauen, Männer und Kinder vor der Rückseite des Rückert-Denkmals. Zwei Buben halten weiße Blumen in der Hand. Handgeschriebene Plakate sind zu sehen. Auf einem steht: "Hand in Hand, um den Hass zu besiegen." Auf einem anderen: "Euer Schmerz ist unser Schmerz."
Wenige Stunden, nachdem in Solingen, am Ort des mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlags vom 23. August, eine zentrale Trauerfeier mit Politprominenz stattfand, gedenkt in Schweinfurt die syrische Gemeinde den Opfern des Messerangriffs. "Wir wollen Nein sagen zu Terror und ausdrücken: Die allermeisten Syrer sind gegen Hass", erklärt Mohamad Douba deren Motiv.

Er ist einer der beiden Veranstalter der Gedenkveranstaltung. Innerhalb von fünf Tagen hätten sie diese organisiert und im kleinen Kreis beworben. Sie hatten laut Douba vermeiden wollen, dass Störer die Veranstaltung für sich vereinnahmen – aus welchem Anlass auch immer.
Störungsfreier Ablauf
Die Veranstaltung, die nach 20 Minuten zu Ende ist, bleibt absolut friedlich und störungsfrei. Markus Hack, der Polizeichef in Schweinfurt, ist selbst vor Ort. Er spricht im Anschluss von "null Vorkommnissen".
Was nachhallt, sind die deutlichen Worte Doubas, die er im Namen der seiner Schätzung nach über 5000 Syrer in der Stadt äußert. Den Vorfall in Solingen, für den mutmaßlich ein 26-Jähriger aus Syrien verantwortlich ist, bezeichnet er als "schrecklich". Verbrecher gehören Douba zufolge "nicht zu Syrien". Straftäter, die in Deutschland geltende Werte und die Sicherheit hierzulande gefährden, "gehören konsequent abgeschoben", sagt er.

In Trauer vereint
Das tiefe Mitgefühl der Versammelten gehöre den Opfern und deren Familien. Douba wünscht sich, dass die entstandenen Wunden heilten. Die Syrer in Schweinfurt sehnten sich nach einer friedlichen und harmonischen Gesellschaft. Die Menschen mit syrischen Wurzeln stünden in der Trauer fest an der Seite aller anderen in Schweinfurt.
Auf einem Plakat steht der dazu passende Wunsch: "Zusammenhalt gewinnt und Hass verliert."
Das Asylrecht und die Anwendung des Asylrechts leiden. Die Menschen spüren das und nehmen augenscheinlich wahr, das der Staat und seine Behörden, sprich die gesamte staatliche Infrastruktur mit der Migration überfordert ist. Das nennt sich „Migrationskrise“. Die Wahlergebnisse, nicht nur im Osten, sprechen Bände!
Die konkreten Sorgen, Nöte und besonderen Bedürfnisse der Menschen vor Ort, in unserer Region und in unserem Landkreis Schweinfurt müssen wahrgenommen werden und dürfen vor lauter Aktionismus nicht vergessen werden! Der Nächste ist im Sinne der Verantwortung immer der Unmittelbare!
Viele Syrer in Deutschland sind Christen, die wegen Verfolgung im Heimatland geflohen sind. Christen in Syrien waren während der Herrschaft des Islamischen Staats über weite Teile des Landes Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt . Ihre Kirchen wurden in Militärquartiere umgewandelt und ihr Eigentum konfisziert. Die Verfolgung von Christen hat sich in Syrien seitdem weiter verschärft.
Wer einmal ausgezeichnete syrische Küche kennenlernen will, ist im "Yalla Yalla" in Schweinfurt, Wolfsgasse 9 (Nähe Rossmarkt) an der richtigen Stelle. Die Mainpost hat über das Restaurant und seine beiden Betreiber, Rawaa und Mohammed, berichtet.