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Schweinfurt
"Mein Deutschland ist bunt": Was der Schweinfurter Ärztin Khaula Herbert-Allouch Sorgen und was ihr Mut macht
Ihre Wurzeln hat sie in Syrien, ihre Heimat hier, in Deutschland. Im Interview erzählt die Schweinfurterin, was die aktuelle Debatte mit ihr macht.
Hat in Syrien ihre Wurzeln und in Deutschland ihre Heimat: Khaula Herbert-Allouch, Funktionsoberärztin am Leopoldina, in der Klinik für Anästhesie, und Notärztin in Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Hat in Syrien ihre Wurzeln und in Deutschland ihre Heimat: Khaula Herbert-Allouch, Funktionsoberärztin am Leopoldina, in der Klinik für Anästhesie, und Notärztin in Schweinfurt.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 17.02.2024 02:53 Uhr

Khaula Herbert-Allouch ist 38, Funktionsoberärztin am Leopoldina, in der Klinik für Anästhesie, und Notärztin in Schweinfurt. 34 Jahre, fast ihr ganzes Leben, hat sie in Deutschland verbracht, hat hier die Schule besucht, studiert, geheiratet, eine Familie gegründet. Was macht die aktuelle Diskussion mit ihr, was lösen die Pläne in der AfD, millionenfach Menschen aus Deutschland ausweisen zu wollen, aus? Stichwort Remigration. Ein Begriff, der seit dem Bericht der Correctiv-Redaktion über ein Treffen zwischen Politikerinnen und Politikern der AfD, Rechtskonservativen und Rechtsextremen für Proteste sorgt. Auf Anfrage der Redaktion erzählt die Ärztin von dem, was sie erlebt und erlebt hat, was ihr Angst macht – und dem, was ihr Hoffnung gibt.

Frage: Hat sich seit dem Bericht über das Treffen in Potsdam etwas in diesem Land verändert?

Khaula Herbert-Allouch: Ich finde schon, dass sich was verändert hat. Es gehen Menschen auf die Straße, die unsere Demokratie schützen wollen. Spätestens jetzt hat die Partei gezeigt, welcher Gesinnung sie angehört und dass sie mit Rechtsextremen kooperiert. Jeder, der aus Protest gegen die Ampel oder den Altparteien die AfD wählt, wählt Faschisten! Das ist Fakt und nicht von der Hand zu weisen. Heute kann dank der Digitalisierung keiner mehr sagen, er habe nichts gewusst.

Was müssen wir, muss die Gesellschaft jetzt tun?

Herbert-Allouch: Für mich ist es überhaupt nicht nachvollziehbar, dass man solche Deportationsgedanken überhaupt erwägt. In der Schule haben wir sehr viel über den Zweiten Weltkrieg und die Judenvertreibung gelernt. Schon damals hatte ich mich gefragt, wie in Gottes Namen konnte sowas Unmenschliches und Krankes passieren? Es fing auch sehr klein an. Wir dürfen nicht wegsehen! Wir dürfen uns nicht spalten lassen und den Faschisten den Raum bieten, ihre nationalsozialistischen Fantasien ausleben zu können. Wehret den Anfängen!

Das alles hat viel mit Rassismus zu tun, haben Sie selbst schon Rassismus erlebt?

Herbert-Allouch: Leider ja. Ich könnte viele Geschichten erzählen. Es fing tatsächlich schon in der Grundschule an. Ich war die einzige Ausländerin in der Klasse. Ein Mitschüler hat mich oft gehänselt und es fielen Sätze wie: bist du so dunkel, weil du dich nicht wäschst? Meine Klassenlehrerin sah keine Notwendigkeit, zu intervenieren. Auf dem Gymnasium ging es weiter mit meinem Physiklehrer, der mich auslachte, als ich gesagt habe, ich würde gerne Medizin studieren. Er war der Meinung, dass man mich eh jung verheiraten würde. Ich solle nicht so hoch träumen.

Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Herbert-Allouch: In Schweinfurt hat mich vor acht Jahren einmal ein älterer Herr verbal angegriffen, weil ich für eine ältere türkische Dame, die er aufgrund ihres Kopftuchs beschimpft hatte, Partei ergriffen hatte. Es fielen Sätze wie: Der Hitler hat damals schon einiges richtig gemacht, weil er wusste, was ihr für ein Gesocks seid. Pass bloß auf, er kommt wieder und dann räumt er hier in Deutschland auf und du bist die Erste. Eine junge Frau ist mir zu Hilfe geeilt und hat ihm mit der Polizei gedroht. Dann ist er weggelaufen. Ich bin selten geschockt, aber das hat mich sprachlos gemacht.

Begegnen Ihnen Menschen mit Vorurteilen?

Herbert-Allouch: Ich habe immer wieder Situationen, in denen mir Menschen mit Vorurteilen begegnen. Meistens sind es Vorurteile aufgrund meiner Religion. Ich bin Muslimin. Die Islamophobie hat in den letzten Jahren zugenommen. Natürlich wird das Ganze getriggert, sobald ein Anschlag passiert. Sofort wird erwartet, dass sich alle Muslime distanzieren. Wenn du es nicht explizit tust, heißt es, du befürwortest es. Ich will mich nicht dauernd rechtfertigen und distanzieren müssen. Es sollte ganz klar sein, dass man als normal Sterblicher es nicht gut findet, wenn Menschen ermordet werden. Alles andere wäre psychopathisch.

Gab es einen Zeitpunkt, an dem sich die Diskussion, das Verhalten gedreht hat?

Herbert-Allouch: Am schlimmsten war es, als die Flüchtlingswelle losging. Auf einmal wurden rassistische Aussagen salonfähig. Als der Krieg in Syrien eskalierte und viele Flüchtlinge zu uns kamen, meinte ein Patient mal zu mir, na da haben Sie ja Glück gehabt, dass Deutschland sie aufgenommen hat und Ihnen einen Job gibt. Ich hoffe, Sie sind dankbar dafür. Die Diskussionen über die Flüchtlingspolitik waren teilweise nicht erträglich. Man ging auf die ärmsten Menschen los, die vor Krieg, Zerstörung und Hungersnot flohen, weil man Angst hatte, dass sie viel mehr vom Kuchen abbekommen als man selbst. Die AfD hat ordentlich dazu beigetragen, die Stimmung anzuheizen und die Gesellschaft zu spalten. Ich lebe seit 34 Jahren hier! Ich bin auch eine Deutsche – auch wenn ich nicht so aussehe.

Was wünschen Sie sich für Deutschland? Was macht Ihnen Mut?

Herbert-Allouch: Mein Deutschland ist bunt. Ich wünsche mir, dass wir die Migration als Chance ansehen, dass unsere Gesellschaft mit den verschiedenen Kulturen und Gebräuchen bereichert wird und wir Hand in Hand dieses wundervolle Land, meine Heimat Deutschland, vorantreiben und vor demokratiefeindlichen Hetzern schützen. Ich wünsche mir vor allem von den Protestwählern der AfD, dass sie reflektieren, ob diese Partei wirklich eine Alternative ist. Die Demonstrationen gegen Rechts machen mir sehr viel Mut, weil viele Menschen auf die Straße gehen und für die Zugehörigkeit untereinander einstehen. Das gibt mir Hoffnung, dass Faschisten in unserem Land keine Chance haben und unsere Demokratie standhaft ist.

Zur Person

Khaula Herbert-Allouch ist verheiratet, hat eine Tochter und den deutschen Pass, also die deutsche Staatsangehörigkeit. Ihre ganze Familie, ihre Eltern und Geschwister mit deren Familien, lebt in Deutschland. Die 38-Jährige fühlt sich "in vielen Teilen als Deutsche", auch wenn ihre Wurzeln in Syrien liegen.
Quelle: kab
 
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  • Stefan Fuchs
    Fr.Fischbull, was meinen Sie mit ihrer Aussage?
    Kann dem intellektuell nicht folgen.
    Butter zu den Fischen.
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  • Klaus Fiederling
    vollkommen recht geben, Herr Fuchs! Wo sind wir nun schon wieder "gelandet"?
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  • Stefan Fuchs
    Schlimm wenn sich gebildete ,kultivierte Menschen mit Migrationshintergrund erklären müssen in Deutschland.
    Wir leben jetzt im Jahre 2024!?

    Keine Macht den Doofen!
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  • Thomas Pfister
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  • Hans-Georg Heim
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