Am 12. August war wieder, wie jeden zweiten Samstag des Monats, Ackertag bei der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) in Bergrheinfeld. Das heißt für die Mitglieder des naturnahe Gartenbau-Vereins "gemeinsam arbeiten, essen und feiern." Doch diesmal mischten sich unter die SoLaWi-Mitglieder bekannte Gesichter aus der Kommunal- und Bundespolitik. Der SPD-Landtagskandidat Stefan Rottmann lud die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken nach Bergrheinfeld ein. Die SoLaWi-Vorstandschaft um Erich Morgenstern und Angelika Schemm zeigte den Sozialdemokraten die Vorzüge des naturnahen Gartenbaus.
Die Solidarische Landwirtschaft gibt es seit fünf Jahren "Im Keilgarten" in Bergrheinfeld. Knapp 180 Mitglieder umfasst der Verein, der sich Naturschutz und Saatguterhalt auf die Fahnen schreibt. Der Anbau wird finanziert durch die Beiträge der Ernteteiler. Die Ernteteiler erhalten im Umkehrschluss ganzjährig das produzierte Gemüse. Der Verein hat drei angestellte Mitarbeiter. Hinzu kommt ehrenamtliche Mitarbeit bei der Bewirtschaftung der Felder. Deutschlandweit gibt es bereits 400 SoLaWi-Betriebe.
"Ihr müsst mir sagen, wie man darauf kommt", sagte SPD-Bundesvorsitzende Esken, die erstmals eine SoLaWi besichtigte. "Ist Gärtnern zuhause langweilig? Die Maisanpflanzung für eine Familie macht nicht so recht Sinn und deswegen tut man sich zusammen?", versuchte Esken das Prinzip hinter SoLaWi zu erraten. "Wenn man zuhause einen Garten bewirtschaftet, ist man das ganze Jahr gebunden", so Erich Morgenstern pragmatisch. Für Gärtner Tilmann Brather "ist viel Idealismus mit dabei".
"Gemüsebau ist eigentlich tot", erklärte Morgenstern. "Es ist gar nicht mehr möglich. Die Betriebe sind über Selbstausbeutung unterwegs. Und irgendwo ein Angestelltenverhältnis zu bekommen ist mit schlechten Löhnen verbunden", fasste Morgenstern die Lage im Gemüsebau zusammen. Laut dem Vorsitzenden geht kaum noch einer Ausbildungen im Gartenbau nach. "Tatsächlich ist die SoLaWi-Bewegung ein Vorreiter, dies wieder zu beleben", fügte er an. "Wir werden Ausbildungsbetrieb ab September."
Schonende Bearbeitung des Bodens und Umgang mit Wasser
"Was ihr für eine Arbeit vor Ort macht, ist toll", lobte Landtagskandidat Rottmann die Arbeit der SoLaWi. "Viele Leute kaufen sich ihr Obst und Gemüse für wenige Cent im Supermarkt, dass von weit herkommt. Viele Kinder und Jugendliche wissen ja gar nicht was hier vor Ort wächst", so der Schonunger Bürgermeister.
"Wollen sie sich die Hände dreckig machen?", fragte Morgenstern Bundespolitikerin Esken bei der Begehung der landwirtschaftlichen Flächen. Inmitten des Fenchels und des Knollensellerie zeigten Morgenstern und Brather der SPD-Delegation stolz die Erde aus dem Boden des Ackers. "Hier ist ganz viel Leben im Boden", so Brather.
Der Acker werde schonend bearbeitet. Auch bei der Beetbreite geht die SoLaWi ihren eigenen Weg. Anstatt der traditionellen Breite von gut 1,20 Meter, beläuft sich die Breite eines Beets hier bei knapp 75 cm. "Wenn man alles mit der Hand macht, ist es rückenschonender", so Brather. "Ein 1,20 ist auch Flächenverschwendung", fügt Morgenstern hinzu.
"Jeder ist gefragt", appelliert er weiter. "Wir müssen schauen, wie wir mit der Ressource Wasser umgehen". Unterfranken ist besonders von Trockenheit betroffen. Nach der Führung lud die SoLaWi zu einem Mittagsessen ein. Es gab kalte Gazpacho, Zucchini-Puffer und Brot mit Kräuterbutter. Das Gemüse stammte natürlich aus dem Gemüsegarten. Die Mitglieder nutzten die Chance, um sich mit dem besonderen Gast in ruhiger Atmosphäre und bei köstlichem Essen zu unterhalten.