
Heizen war im vergangenen Winter eine teure Angelegenheit, egal ob mit Gas, Öl, Wärmepumpe oder Holzpellets. Rudolf Stephan aus Heidenfeld im Landkreis Schweinfurt kann ein trauriges Lied davon singen. Der 87-Jährige hat in seinem Haus eine Ölheizung. 2021 bezahlte er für 4500 Liter rund 2800 Euro. Im vergangenen Winter musste er für 3000 Liter Heizöl 5100 Euro zahlen. Hunderttausenden Menschen in Deutschland ging es genauso.
Als die Bundesregierung im Herbst ankündigte, den Gaspreis und den Strompreis zu deckeln, hoffte Rudolf Stephan wie alle Besitzer von Öl- oder Holzpellet-Heizungen auch Unterstützung zu bekommen. Die "Härtefallhilfe für nicht leitungsgebundene Energieträger", wie sie im Amtsdeutsch heißt, kam auch. Doch Rentner wie Stephan mussten darauf monatelang warten. Und jetzt ist die Ernüchterung riesig.
Der Grund: Seit 15. Mai ist zwar das Antragsportal auf der Seite des bayerischen Sozialministeriums im Internet freigeschaltet. Doch genau da beginnt das Problem: Der Heidenfelder hat keinen Computer und keinen Internet-Anschluss. Geschweige denn einen Zugang zum Elster-Portal, über das die Finanzverwaltungen bundesweit die Steuererklärungen elektronisch bekommen und das das notwendig ist für den Antrag.
Abgehängt und nicht ernst genommen, so fühlt sich nicht nur Rudolf Stephan. So geht es auch Irmtraud Thüring (75) und Agnes Waga (86). Die drei sind mit weiteren Nachbarn in ihrem Heidenfelder Wohngebiet in einer Heizöl-Bestellgemeinschaft. Um die kümmert sich Thürings Stiefsohn, mit 71 der jüngste im Bund und der einzige, der mit Computer, Internet und dem Elster-Portal umgehen kann.
Ohne Nachbarschaftshilfe würden die Heidenfelder Rentner keinen Zuschuss bekommen
"Die Nachbarn kamen und hatten Tränen in den Augen, sie sind völlig hilflos", erzählt Wolfgang Thüring. "Wir haben monatelang warten müssen, aber das versteht kein Mensch mehr", sagt Irmtraud Thüring. Sie habe zwar ein Handy, doch wenn sie Fragen habe, wende sie sich immer an die Enkel. "Wir sind überhaupt nicht online, keiner hat einen Computer." Umso weniger verstehen sie, warum der Bund nicht die Möglichkeit geschaffen hat, Anträge auch schriftlich per Formular zu stellen.
Wolfgang Thüring versucht seit Montag seinen Nachbarn unter die Arme zu greifen - und ist bislang an offenbar überlasteten Behörden gescheitert. Den Antrag zu stellen bzw. auszurechnen, wie viel Hilfe man als Ausgleich erwarten darf, ist nicht schwer. Die Frage ist aber, ob Thüring für jeden seiner Nachbarn einen eigenen Elster-Zugang machen muss. Und: ob er ihnen überhaupt helfen darf.
Anruf bei der Hotline: besetzt. Eine halbe Stunde später: wieder besetzt. Am Dienstag sei er kurz nach 16 Uhr in eine Warteschleife gekommen, einen Countdown, sagt Thüring. "Erst war ich auf Platz zehn. Als ich dann 57 Minuten später auf Platz zwei war, macht es Piep und ich war draußen. Und das, obwohl die Hotline angeblich bis 18 Uhr erreichbar ist." Auf E-Mails mit seinen Fragen habe er bisher auch keine Antwort bekommen.
Freischaltung des Elster-Zugangs kann länger dauern
Dass ein Elster-Zugang benötigt wird? "Ich habe seit Monaten immer wieder auf die Seite des Sozialministerium geschaut, da war nie die Rede davon. Sonst hätte ich ihn ja längst beantragt", sagt der Heidenfelder. Gleich am Montag habe er das schnell erledigt, doch wann der Brief des Finanzamtes kommt, ist offen. Auch, ob man dann überhaupt noch Geld bekommt. Der Bund hat das Volumen der Hilfen auf 1,8 Milliarden Euro begrenzt. Wer zuerst den Antrag stellt, hat die besten Chancen. So er mit Computern umgehen kann.

Bei seinen Anrufen im Sozialministerium in München sei er zwar grundsätzlich freundlich behandelt worden, sagt der 71-Jährige. Es sei ihm aber auch gesagt worden: "Sie wollen doch Geld von uns." Und er sei immer auf die Hotline der KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH (KPMG) verwiesen worden, die im Auftrag des Freistaats die Anträge abwickelt.
Anträge nur online: "Andrang und Probleme wurden völlig unterschätzt"
Thüring wandte sich auch an den CSU-Landtagsabgeordneten Gerhard Eck aus Donnersdorf und die CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber aus Schwebheim. Ihm gehe es nicht um seinen Einzelfall, sondern das ganze Prozedere, sagt der 71-Jährige. Er verweist auf eine Studie, wonach deutschlandweit nur rund 24 Prozent der über 65-Jährigen online seien. "Der Andrang auf die Anträge und die Probleme wurden völlig unterschätzt."
Die nächsten Sorgen warten im übrigen schon. Die Mehrkosten für das Heizen im Winter haben die Heidenfelder Rentner noch überstanden. Doch was, wenn ihre Heizungen nun kaputt gehen und in den nächsten Jahren wirklich der Einbau neuer Gas- oder Ölheizungen verboten wird?
In den FAQ sind alleFragen beantwortet
Wenn ich daran denke wie vor mehr als 10 Jahren in Italien die alten Herrschaften schon mit Ihren Smartphones herumhantierten, und in Deutschland viele ältere ein Smartphone für Teufelszeug halten.
Ich mache seit 35 Jahren Onlinebanking , damals über BTX der Dt. Bundespost.
Ich habe bekannte die Eiern schon seit 10 Jahren rum ob sie umstellen sollen.
Wenn noch ein paar Jahre rummachen sind die 65 , und dann verstehen sie das ganze immer weniger, und tun sich schwer. Das ist die Wahrheit
Ich gehöre auch schon zu den Ü-60 und mache Onlinebanking schon seit das von machen Banken angeboten wurde, und das auch Leitungsmäßig möglich war.
Wo sind wir hingekommen? Verarsche pur!
Nicht informieren und im Nachgang von "Verarsche" sprechen ist einfach peinlich.