Wer dieser Tage das Geomaris besucht, hat es schon bemerkt: Hinter der Theke im Eingangsbereich steht der Betriebsleiter Wolfgang Schulz persönlich, kassiert den Eintritt und berät die Badegäste. Dabei hätte die Führungskraft ganz andere Aufgaben. Doch im Geomaris herrscht eine akute Personalnot. Dies führt sogar dazu, dass die Öffnungszeiten ab Montag, 7. November, reduziert werden müssen. Darüber informiert Betriebsleiter Wolfgang Schulz in einem Gespräch mit dieser Redaktion.
Besonders gravierend ist es, dass derzeit mindestens zwei Schwimmmeister-Stellen unbesetzt sind. Ein Kollege ging in den Ruhestand und ein weiterer hat den Arbeitgeber gewechselt. Trotz intensiver Werbemaßnahmen sei es bislang nicht gelungen, diese frei gewordenen Stellen wieder zu besetzen, so Schulz. Dadurch ist der bisher übliche Zwei-Schicht-Betrieb bei den Schwimmmeistern nicht mehr möglich. Und deshalb gelten ab dem 7. November folgende neue Öffnungszeiten: von Montag bis Donnerstag jeweils von 9 bis 17 Uhr und von Freitag bis Sonntag jeweils von 11 bis 20 Uhr. "Diese Regel gilt solange, bis wir neue Mitarbeiter gefunden haben. Dann kehren wir zu den alten Zeiten zurück", erklärt Schulz.
Ein weiteres Problem sind die Energiepreise
Aber nicht nur bei der Beckenaufsicht fehlen Leute, auch in der Cafeteria und am Kassenbereich des Geomaris ist die Lage angespannt, insbesondere dann, wenn noch Krankheitsfälle dazukommen. "In der Cafeteria könnten wir auch neue Leute gebrauchen, aber wir haben hier die gleichen Probleme wie die Gaststätten", sagt Schulz. Heißt: Es gibt keine Bewerber für diese Arbeit. Die enge Personalsituation führt dazu, dass der Betriebsleiter bereits seit gut zwei Wochen selbst an der Kasse steht. "Meine eigentliche Arbeit bleibt dann natürlich liegen."
Die Personalnot ist allerdings nicht das einzige Problem, mit dem der Betriebsleiter derzeit zu kämpfen hat. Die hohen Energiepreise belasten weiterhin massiv die Bilanz der städtischen Einrichtung. Wie berichtet, war Ende September 2022 ein dreijähriger Gasliefer-Vertrag mit noch recht günstigen Konditionen ausgelaufen. Man habe daraufhin mit dem Gasversorger für die letzten drei Monate des Jahres 2022 nur einen Quartalsvertrag geschlossen, berichtet Schulz. Ziel war es, zu schauen, wie sich der Markt entwickelt. Doch der Preis kennt momentan nur eine Richtung: nach oben. Die dramatische Folge: Die Gaslieferung nur für das vierte Quartal 2022 wird sage und schreibe eineinhalbmal so teuer sein wie für das gesamte Jahr 2021.
Gaspreis steigt um 500 Prozent
Der Stadtrat befasste sich erst in seiner jüngsten Sitzung - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - mit der Situation im Geomaris. Das Gremium habe einem neuen Gasliefervertrag für 2023 zugestimmt, weil man die Bedeutung des Bades schätze, berichtet Wolfgang Schulz. Den neuen Vertrag gibt es aber nur unter der Voraussetzung, dass die von der Bundespolitik zumindest angedachte Gaspreisbremse für besonders energieintensive Unternehmen tatsächlich auch kommen wird.
Aber selbst mit einer Gaspreisbremse wird der jährliche Gaspreis ab 2023 fünfmal (!) so hoch sein wie im alten Dreijahresvertrag von 2019 bis September 2022. Und sollte es allerdings keine Gaspreisbremse geben, würden die Ausgaben nochmals deutlich höher liegen. Ob eine kleine Stadt wie Gerolzhofen sich dies dann überhaupt noch leisten kann?
Energiezuschlag wird akzeptiert
Um die explodierenden Energiekosten etwas abfedern zu können, erhebt die Stadt seit dem 9. Oktober von jedem Badegast bei jedem Besuch zusätzlich zum normalen Eintritt noch einen Euro als Zusatzbeitrag. Der Aufschlag gilt zunächst nur bis zum Jahresende. "Der absolute Großteil unserer Besucherinnen und Besucher hat dafür Verständnis", sagt Wolfgang Schulz, "sie wissen, dass dies für den Weiterbetrieb des Bades zwingend nötig ist und sind froh, dass das Geomaris überhaupt noch geöffnet hat." Nur gelegentlich gebe es Diskussionen an der Kasse, ob die Inhaber von Jahres- oder Mehrfachkarten diesen Ein-Euro-Aufschlag auch rabattiert bekommen. "Doch das geht nicht, der Stadtrat hat es so beschlossen."
Lediglich ein einziger Jahreskarten-Besitzer weigere sich, den Aufschlag pro Besuch zu bezahlen und habe deswegen seinen Anwalt eingeschaltet. Dem drohenden Rechtsstreit sieht Schulz allerdings recht gelassen entgegen. "In unserer Satzung ist ausdrücklich die Möglichkeit für einen Preisaufschlag vorgesehen."
Mit Plakaten am Eingangsbereich wird auch über die Hintergründe des Preisaufschlags informiert. "Gemeinsam durch die Krise!", ist da zu lesen. Wie berichtet, wurden zur Energieeinsparung zwei der drei Saunen geschlossen. "Aber wir haben nach wie vor die Finnische Sauna und das Dampfbad geöffnet." Auch das Solebecken ist zu. "Dieses Becken ist besonders energieintensiv, weil die Sprudelliegen und der Wasserkreisel viel Strom verbrauchen." Aber das zweite Außenbecken mit Jod-Selen sei weiterhin mit einer Wassertemperatur von 32 Grad geöffnet. Gleiches gelte für den Kinderbereich und die große Rutsche. Das Schwimmerbecken als Sportbecken habe eine Temperatur von 27 Grad.
Man habe zwar den Betrieb im Bad eingeschränkt, fasst Betriebsleiter Schulz die Situation zusammen, doch nur so sei es überhaupt möglich, dass man noch öffnen könne. "In anderen Bäder der Umgebung ist bereits alles geschlossen bis auf das Schwimmerbecken. Wir stehen da noch gut da."