Die 13 Nachbarn aus der Würzburger Straße in Oberndorf sind sich einig: nur eine Umgehung für den Stadtteil werde das Geschirr in ihren Küchenschränken nicht mehr scheppern lassen und die Risse in den Hauswänden nicht weiter mehren.
Ob eine Umgehung im Norden oder im Süden?, das ist den Anwohner der Straße zwischen Am Oberndorfer Weiher und Bergrheinfeld Wurst, wobei die Südvariante zwischen dem Kreisel an der Autobahn und der Uferstraße die sinnvollere sei.
Umgehung, LKW-Fahrverbot und Tempo 30
Kommt keine Umgehung (Stand der Planung im Rathaus), fordern die 13 ein totales Durchfahrverbot für LKW ab 7,5 Tonnen sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern in der Würzburger Straße, in der Engelbert-Fries-Straße und in der Hauptstraße.
Weil der Redaktion mehrere Leserzuschriften über eine mangelnde Fürsorge des Schweinfurter Rathauses gegenüber den Oberndorfern vorlagen, fand ein Treffen vor Ort statt, auch mit einem Teil der 18 Anwohnern, die gemeinsam einen Leserbrief verfasst hatten, und dem Oberndorfer aus dem Norden des Stadtteils, der der Stadt bei der Suche nach einem Betreiber eines Lebensmittelmarkts in Oberndorf ein Ungenügend attestiert.
Statt Lebensmitteln wird in den ehemaligen Lidl-Markt in der Kettelerstraße ein weiterer Non-Food-Discounter einziehen – also ein Billigmarkt mit 1500 Produkten unter einem Euro.
25 000 Fahrzeuge am Tag
Im Gespräch am großen Gartentisch von Gerdi und Hermann Schmitt in der Würzburger Straße 13 zeigten sich die Anwohner von den Ausbauplänen der Stadt für die Hauptstraße (stadteinwärts zwischen Weiher und Werkstraße) enttäuscht. Die Verkehrsberuhigung verlagere nur und belastete die Fries-, entlaste die Hauptstraße. In der anschließenden Würzburger Straße bleibe es bei nach wie vor 25 000 Fahrzeugen am Tag. Gelöst werde so das Verkehrsproblem nicht.
Raser auf zwei, vier und mehr Rädern, die sich weder um Gelb noch um Rot an den Ampeln scherten, seien genauso alltäglich wie Hupkonzerte. Wegen des Lärms und der Abgase könne man zur Straße hin kein Fenster öffnen, müsse gar die Rollläden herunterunterlassen. Nachts, wenn die Ampel aus ist, seien 80 und auch 100 Stundekilometer angesagt, auch mit den Lastern, deren Fahrer auf das Nachtfahrverbot mit „Augen zu und schnell durch“ reagieren würden, hieß es.
Körperverletzung durch Lärm und Abgase
„Dann knallen die Kanaldecken“, „die Zimmerdecke bebt“, „das Geschirr scheppert in den Schränken“ und „die Risse am Haus werden größer“, ergänzt die Runde und meint, dass der Krach längst keine Belästigung, sondern Körperverletzung in Reinform sei. Gleiches gelte für die Abgase in der Atemluft – insbesondere beim Schichtwechsel in der Großindustrie zwischen 16 und 17 Uhr.
Gefordert ist eine Umgehung, möglichst im Süden von der Autobahn bis zur Uferstraße und damit zur sowie alsbald neu zu bauenden Hahnenhügelbrücke. Komme diese nicht, sei das absolute Fahrverbot für Laster eine Alternative. Diese könnten über die Autobahn jedes Ziel in der Stadt erreichen, ist man sich sicher. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung in der Würzburger Straße, in der Engelbert-Fries-Straße und in der Hauptstraße auf 30 km/h wird zusätzlich als notwendig erachtet, auch wenn dadurch noch mehr Abgase in die Luft gelangen würden.
Polizei schaut zu
Der Blick der Runde geht über den Bereich der Würzburger Straße hinaus. Übel sei schon jetzt die Situation in der Fries-Straße. Der dortige Radwegebau sei Pfusch. Die Verkehrsinsel sei eine „Rettungsinsel“ im brodelnden und unübersichtlichen Verkehr. Kritik geht auch an die Adresse der Polizei, die nicht kontrolliere.
Als weiteres Ärgernis für ganz Oberndorf wird das Einkaufen angesprochen. Früher habe es Lebensmittel bei der Norma, bei Kupsch und Lidl gegeben. Jetzt müsse man in Bergrheinfeld oder am Bergl einkaufen. In den ehemaligen Lidl komme auch nicht der angekündigte Lebensmittelmarkt, sondern erneut ein Billigladen.
Kein Erdbeben
Zum Schluss der Gesprächs macht eine Geschichte die Runde. Einer der Anwohner hatte Besuch. Dieser sei aufgesprungen, habe fluchtartig das Haus verlassen wollen, weil die Folgen des vorbeidonnernden Lasters mit dem Beginn eines Erdbebens verwechselt wurden.