Die Oberndorfer wollen keinen drei Millionen Euro teuren Umbau ihrer Hauptstraße, der die Fahrbahnen verengt, die Parkplätze reduziert und den Radlern stadtauswärts eine Fahrspur bescheren soll, sondern die seit fünf Jahrzehnten diskutierte und vor fünf Jahren auf Eis gelegte Ortsumgehung. Das meinten am Mittwochabend nahezu alle Oberndorfer, die zur Bürgerinformation über den Umbau der Hauptstraße gekommen waren.
Im nahezu voll besetzten Foyer der Dr.-Pfeiffer-Schule informierte die städtische Bauverwaltung und das Planungsbüro Höhnen & Partner (Bamberg) über mögliche Varianten, wobei Baureferent Ralf Brettin mehrfach versicherte, dass nichts beschlossen, „nichts eingetütet“ sei. Handeln wolle die Stadt jetzt, weil nach dem Bau der Autobahn die Hauptstraße zur Staatsstraße abgestuft werde – allerdings erst nach einer Ertüchtigung, für welche der Bund rund 300 000 Euro zur Verfügung stelle. Die Stadt wolle jedoch nicht nur ertüchtigen, sondern ganz Oberndorf mit einer attraktiveren Hauptstraße aufwerten, so Brettin.
Varianten vorgestellt
Die Gestaltungsvarianten für das 650 Meter lange Straßenstück mit den zwei Verkehrsknoten Am Oberndorfer Weiher und an der Werkstraße stellte Thomas Kohlmann (Höhnen & Partner) vor. Das Planungsbüro geht weiterhin von 24 000 Kraftfahrzeugen am Tag auf der sich in Richtung Bergrheinfeld anschließenden Würzburger Straße aus. Im Planungsbereich verteile sich der Verkehr auf die Hauptstraße (13 000 Kfz) und die Engelbert-Fries-Straße (11 000).
Für den Knoten mit der Werk-, Schul- und der Ernst-Sachs-Straße hat das Planungsbüro keine Alternative zur bestehenden Signalanlage ausgemacht. Allerdings könnten Schutzstreifen samt roter Markierung das Radeln sicherer machen, meinte Kohlmann.
Einbahnstraße verworfen
Für die Zukunft der Hauptstraße wurde eine Einbahnregelung geprüft und verworfen, weil bei einer solchen die Anwohner der Hauptstraße und jene der ebenfalls von einer Einbahnregelung betroffenen Engelbert-Fries-Straße (Gegenrichtung) zu lange Wege hätten. Nicht in Frage kam für die Planer auch ein verkehrsberuhigter Bereich, denn bei täglich 13 000 Fahrzeugen sei an spielende Kinder im verkehrsberuhigten Bereich nicht zu denken, so der Planer. Eine solche Regelung lasse sich bei höchstens 400 Autos pro Stunde in den Spitzenzeiten und nicht bei den bis zu 1500 Fahrzeugen pro Stunde in der Hauptstraße realisieren.
Favorisiert wird aktuell ein weiterhin in beide Richtungen fließender motorisierter Verkehr auf nur noch 2,50 Meter breiten Fahrstreifen. Die Reduzierung an den Fahrspuren soll Platz für eine zweite Fahrradspur (stadtauswärts) schaffen. Eine Veränderung an der Breite der Gehwege ist nicht vorgesehen. Das Nebeneinander von Fußgängern, Fahrradfahrern und Autos soll zudem durch ein nur noch wechselseitiges Parken – aufgelockert durch Bäume oder Pflanzkübel – ermöglicht werden.
Mehrere Möglichkeiten am Weiher
Für den Knoten am Oberndorfer Weiher sind mehrere Variante möglich. Ausgeschlossen wurde wegen zu geringer Leistungsfähigkeit ein Kreisverkehr. Auf die für die gesamte Hauptstraße vorgeschlagene Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern soll eine mehr oder minder ausgeprägte Kurvenführung unter Einbeziehung des Platzes Am Oberndorfer Weiher sorgen. Durch das dann nötige Einbiegen in den weiteren Straßenverlauf wäre so die Hauptstraße schon rein optisch der Engelbert-Fries-Straße untergeordnet. Für einen in alle Richtungen ausreichenden Verkehrsfluss sollen Ampeln sorgen.
Je nach Variante würden durch den Umbau von den derzeit nutzbaren 65 Parkplätzen 20 bis über 30 entfallen.
Bürger lehnen die Planungen ab
In der Aussprache gab es keinen Beifall für die Planungen, kräftige Zustimmung dagegen für die Forderung, nichts oder nur wenig zu ändern, etwa für das Tempolimit und vor allem für verschärfte Kontrollen des ruhenden Verkehrs und der Raser. Auf Nachfrage versicherte Brettin, dass keine Entlastung der Hauptstraße durch einen erhöhten Verkehr in der Engelbert-Fries-Straße beabsichtigt sei.
Gewarnt wurde vor Staus durch den Lkw-Begegnungsverkehr auf zu schmalen Fahrstreifen, vor einer Überfrachtung der Verkehrsräume durch die Anlage von gleich zwei Fahrradspuren und von Bäumen, vor einer „Flickschusterei“ und vor einer weiter anwachsenden Parkplatzsuche in den benachbarten Straßen und Gassen, wo die Anwohner schon jetzt das Nachsehen hätten.
Forderung nach Umgehung
Gefordert wurde die seit 2013 nicht mehr im Verkehrsentwicklungsplan stehende Umgehung für Oberndorf, wobei der Anschluss der Uferstraße an den Kreisel vor Bergrheinfeld favorisiert wird, die Einführung des Anwohnerparkens, Fußgängerüberwege, ein generelles Tempo 30 und ein Durchfahrtsverbote für Laster.
Am Schluss fasste Ralf Brettin das Ergebnis der Bürgerinformation so zusammen: „Parkplätze sind wichtiger als eine Straßenneugestaltung. Alles belassen ist besser als die vorgeschlagenen Änderungen. Eine Umgehung ist gefordert.“
Und Fahrradfahrer haben auf Straßen überhaupt nichts verloren.
Diese Aussage kann so nicht stehen gelassen werden. Bei allen umgesetzten Kreisverkehren in Schweinfurt und Umgebung hat sich eines deutlich gezeigt - Kreisel sind wesentlich leistungsfähiger als Ampelgesteuerte Kreuzungen!!