
Unter größtmöglicher Geheimhaltung soll es stattgefunden haben, das Treffen des Schweinfurter Stadtrates mit den Managern der Hamburger ECE-Group, der Betreiberin der Stadtgalerie, bei dem es um ein neues Nutzungskonzept ging. Das Einkaufscenter, in dem gut ein Drittel der 100 Mietflächen nicht belegt ist, soll zu einem "Forum Medicus" werden.
Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ÖDP) hat diese Pläne in der jüngsten Stadtratssitzung mit einer Nachfrage unter Punkt "Verschiedenes" an die Öffentlichkeit gebracht. Sie wollte wissen, wann ihr bereits im Januar gestellter Antrag zur Zukunft des ECE und der Umnutzung des leerstehenden Galeria-Kaufhof-Gebäudes endlich mal auf die Tagesordnung komme, nachdem es ja schon konkrete Pläne gebe, das Einkaufscenter mit seinen vielen Leerständen zu einem "Forum Medicus" umzustrukturieren.
Beide Themen seien noch nie ergebnisoffen im Stadtrat diskutiert worden. "Das muss jetzt endlich mal aufs Tapet", forderte Schneider. Nicht erst, wenn alles schon festgezurrt sei. Das ECE sei von Anfang an ein "Riesenfehler" gewesen, und mit der Umstrukturierung zu einem "Forum Medicus" drohe der nächste große Fehler. "Das ist der Todesstoß für die Innenstadt", glaubt die Stadträtin.
Medizinische Dienstleistungen in der Stadtgalerie
Wie konkret sind die Umstrukturierungspläne der ECE-Group? Auf Nachfrage der Redaktion bei Center-Managerin Songül Aksu ist von "Ideen" und "Ansätzen" die Rede, die dem Oberbürgermeister und den Stadträten sowie den Mietpartnern präsentiert worden seien. Es habe hierzu diverse Anregungen, Diskussionen und auch Vorschläge gegeben, die nun ausgewertet und gegebenenfalls mit in die Planung aufgenommen würden. Sobald man konkretere Pläne und die nächsten Schritte abgestimmt habe, wolle man ausführlicher informieren.
Recherchen dieser Redaktion haben ergeben, dass bereits potenzielle Mieter für das "Forum Medicus" angeworben werden. Zum Beispiel der Allgemeinmediziner Dr. Jürgen Schott. Schott ist einer von vier Teilhabern des Hausarztzentrums in Grafenrheinfeld, das weitere Praxen in Bergrheinfeld, Schwebheim, Röthlein, Sennfeld und Niederwerrn sowie ab 1. Oktober in Gerolzhofen betreibt. Er sei gefragt worden, ob er Interesse habe, in der Stadtgalerie eine weitere Praxisfiliale zu eröffnen, bestätigt Schott auf Nachfrage dieser Redaktion. Mehr dürfe und wolle er aber nicht sagen. Nur so viel: "Wir wären bereit dazu."
Wird die Stadtgalerie dann zu einem dritten MVZ (Medizinischem Versorgungs-Zentrum) in Schweinfurt? Center-Managerin Aksu sagt: Ziel sei es weiterhin, die Stadtgalerie als Einzelhandelsimmobilie zu behalten und sie mit Konzepten außerhalb des Einzelhandels zu ergänzen. Zum Beispiel mit Gesundheits- und gesundheitsnahen Dienstleistungen, weil es hier eine zunehmende Nachfrage gebe. Es solle aber nicht das komplette Obergeschoss umgenutzt, sondern auf beiden Ebenen ein Anteil der Verkaufsfläche für diese Angebote zur Verfügung gestellt werden.
Aksu verweist auf Investoren, "die gerne in den Standort und in die Stadtgalerie nachhaltig investieren möchten". Ziel sei es, den Einzelhandelsstandort zu stärken und neu zu positionieren. "Wir als Stadtgalerie sind ein Ort des Einkaufens und zugleich Schaufenster, Begegnungsstätte, Ort des Erlebens und der Dienstleistung, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, sondern vielmehr ergänzt", versichert die Center-Managerin.
Bedenken gegen Umstrukturierung der Stadtgalerie
Für "sehr bedenklich" indes hält der Kreisvorsitzende des Handelsverbands, Axel Schöll, eine solche Umstrukturierung der Stadtgalerie. Denn er befürchtet, dass – wie schon vor 15 Jahren – die neuen Mieter aus der Innenstadt "kannibalisiert", also abgezogen werden könnten. Damals hatten große Filialisten wie C&A, Douglas oder Nordsee der Innenstadt den Rücken gekehrt. Wenn jetzt niedergelassene Ärzte, Krankenkassen oder therapeutische Dienstleister in die Stadtgalerie abwandern, gehe das erneut zulasten der Besucherfrequenz der Innenstadt. "Ärzte sind wichtig für den Handel in der Stadt", sagt Schöll, "das ist ein Gefüge, das zusammengehört."
Für den Schweinfurter Geschäftsmann ist die geplante Umnutzung "ein klares Eingeständnis, dass die Stadtgalerie gescheitert ist". Er appelliert deshalb an den Stadtrat, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und sich nicht als "Steigbügelhalter eines Konzerns" benutzen zu lassen. "Es geht um das Wohl der Stadt Schweinfurt."
Aus dem Rathaus gibt es aktuell keinen Kommentar zu dem Thema. Eine Nachfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Finanzreferentin Anna-Barbara Keck hatte in der Stadtratssitzung aber zugesichert, dass der Antrag von Stadträtin Schneider zur Zukunft des ECE und die Umnutzung der Galeria Kaufhof geprüft und noch vor der Sommerpause das Thema zur Sprache kommen werde.
In den Niederlanden hat man es geschafft einige der dortigen Galerien in altersgerechtes Wohnen umzubauen mit intergierten Friseur-oder Fußpflegeläden, Kindergärten, Cafés, etc. Wäre das nicht eine bessere zukunftsweisende Option?
Es bleibt spannend..., die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.