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Schweinfurt
Schweinfurter Linke bleibt trotz prominenter Austritte auf Kurs
Der Kreisverband möchte mit den klassischen Linken- Themen weiter aktiv bleiben. Eine größere Austrittswelle blieb bislang aus.
Die Schweinfurter Linke steht zusammen. Von links: Angelika Strobel, Agnes Conrad, Wolfgang Gutgesell und Klara Rottenberger.
Foto: Steffen Krapf | Die Schweinfurter Linke steht zusammen. Von links: Angelika Strobel, Agnes Conrad, Wolfgang Gutgesell und Klara Rottenberger.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Es war ein Paukenschlag, den die Schweinfurter Linke erlebt hat, als der Parteikern um die beiden Stadträte Frank Firsching und Robert Striesow sowie den Ehrenvorsitzenden Sinan Öztürk ihren Parteiaustritt ankündigten oder teilweise sogar schon vollzogen hatten. Einige der bekanntesten Gesichter der Schweinfurter Linken gehen also gemeinsam mit ihrem Bundestagsabgeordneten Klaus Ernst den Weg raus aus der Partei. Voraussichtlich werden sie in Sahra Wagenknechts Partei, deren Gründung im Januar anstehen soll, ihre neue politische Heimat finden. Doch was geschieht mit der Linken in Schweinfurt?

Ein wenig ist auch den Vorstandsmitgliedern des Kreisverbands Schweinfurter der Linken, Agnes Conrad, Wolfgang Gutgesell, Angelika Strobel und Klara Rottenberger die Erleichterung deutlich anzumerken. Das Hickhack auf Bundesebene, rund um Sahra Wagenknecht, zog einen riesigen Riss durch die Partei, der für Erosionen bis runter zur Basis sorgte. Jetzt könne man sich endlich wieder mit Inhaltlichem beschäftigen, denkt Kreisrat Gutgesell.

Agnes Conrad: "Wir vertreten immer noch dieselben Themen"

"Irgendwo geht es natürlich weiter wie gewohnt", erklärt Agnes Conrad, Spitzenkandidatin für den Bezirkstag bei den zurückliegenden Wahlen. "Wir haben immer noch dasselbe Parteiprogramm, wir vertreten immer noch dieselben Themen." Conrad stellt den gewerkschaftlichen und sozialen Kern des Kreisverbandes heraus. "Wir sind ganz klar keine Ein-Themen-Partei", betont sie auch. "Diese Idee der sozialen Gerechtigkeit versuchen wir letztendlich auf alle Bereiche der Gesellschaft anzuwenden."

Es geht also weiter – mit klassischen linken Themen. Allerdings müsse man, so war sich das Quartett im Gespräch mit dieser Redaktion einig, wieder zuschauen, das eigene Profil zu schärfen. Vielleicht bräuchte man so etwas wie eine Imagekampagne, glaubt Gutgesell. Conrad hebt die positiven Trends hervor.

Rundum den Landtagswahlen im Herbst hatte die Partei viele Eintritte aus der "U35"-Schicht zu verzeichnen. Überhaupt repräsentiere man einen Querschnitt der Gesellschaft, alle Altersklassen, Menschen mit Migrationsgeschichte und Menschen aus unterschiedlichsten Berufen, Studierende und Rentnerinnen und Rentner.

Viele Aktive zeigen das klare Interesse, als Links-Partei aktiv zu bleiben

Über die genaue Mitgliederentwicklung der letzten Wochen und Monate könne man allerdings keine konkreten Auskünfte geben. Dem Austritt des genannten Parteikerns folgten allerdings nicht allzu viele Mitgliederaustritte, verrät Conrad. Das Gros des Kreisverbandes könne sich nicht vorstellen, auszutreten und in eine andere Partei einzutreten. "Viele Aktive zeigen das klare Interesse, als Links-Partei aktiv zu bleiben", betont Conrad. "Es geht uns ja nicht um uns selbst, sondern darum, dass es viele Dinge gibt, die besser gemacht werden können. Und dazu wollen wir unseren Beitrag leisten."

Gutgesell etwa bewegt vor allem das Parteiprogramm dazu, weiter aktiv in der Linken zu bleiben. Auch seine Arbeit im Kreisrat wird er wie gehabt fortsetzen. Ihn erinnert die Situation freilich auch an die Zeit vor knapp 20 Jahren, in der Klaus Ernst und Co. die SPD verlassen haben. "Ich finde es nicht gut, jedes Mal, wenn mir die Partei nicht mehr passt und ich mit meinen Ideen nicht durchkomme, eine neue Partei zu gründen." Vielleicht sei das auch ein gesellschaftspolitischer Trend, denkt er: "Man muss immer etwas Neues gründen und das soll dann der Heilsbringer sein."

Am 13. Januar finden die Neuwahlen im Kreisverband statt. Dann soll auch die offizielle Kursrichtung für die nächsten zwei Jahre festgesetzt werden. Thematisch und stilistisch wird es keine Überraschungen geben. Ob damit in der Zukunft noch Wählerinnen und Wähler erreicht werden können, dann wahrscheinlich mit einer linken Konkurrenzpartei in Schweinfurt, wird sich zeigen.

 
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Kommentare
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  • Margit Kempf
    Die Schweinfurter Linke steht zusammen! Respekt vor diesem Gremium! Da könnten sich viele der politischen Vertreter ein Beispiel nehmen, allen voran der Herr klaus Ernst! Wie schon von Herrn Gutgesell erwähnt, kann oder sollte man seine Fahne nicht wegwerfen, wenn mal was nicht so ist wie man es sich vorstellt! Was soll dabei herauskommen? Ein politisches Fiasko und nur Hetzen! In der Politik haben wir zu viele, die sich sehr gerne in den Fokus stellen und von Nichts eine Ahnung haben! Das großzügige Politikergehalt stecken sie ohne Probleme ein. Was haben sie dafür geleistet? Darüber könnte man diskutieren! Wo sind die Politiker, die noch mit Idealismus an die Sachen rangegangen sind? Es ist einfach nur noch traurig und was dabei herauskommt, dass sehen wir jeden Tag mehr. Das Ergebnis wird unserer Demokratie nachhaltig schaden!Die Parteien die sich hier so tummeln oder nicht, sollten mal nachdenken, was sie bewirken und wem sie schaden! Und ob es unserer Demokratie dienlich ist? 👎
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  • Stefan Fuchs
    Ich war noch nie Freund "der Linken".
    Trotzdem imponieren mir Menschen die ihren politischen Idealen treu bleiben.
    Die führenden Gewerkschaftsfunktionäre haben das sinkende Schiff verlassen, und werden zu Wagenknechte.
    Links blinken , und Rechts abbiegen.

    Na ja, jetzt näher an der Basis in den Betrieben.

    Schaden wird's ihrer persönlichen Politkarrieren nicht.

    Sie Frau Conrad , können aber noch in Zukunft am Morgen in den Spiegel schauen!

    Schöner Gruss
    Stefan Fuchs
    Schweinfurt
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