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Schweinfurt
Mit E-Gitarre und Rockermähne in den Landtag: Wie Frank Hertel die Menschen von der Linken überzeugen will
Frank Hertel wirbt auf Plakaten mit E-Gitarre und Rock-Attitüde. Was das mit Politik zu tun haben soll und was er zum Parteistreit mit Sahra Wagenknecht sagt.
Frank Hertel von der Partei die Linke möchte vor allem mit seinen Inhalten überzeugen.
Foto: René Ruprecht | Frank Hertel von der Partei die Linke möchte vor allem mit seinen Inhalten überzeugen.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Das Naturfreundehaus im Herzen von Schweinfurt. Hier, zwischen Bäumen und Bierkrügen, wurde schon immer über Politik gestritten. Auch am heutigen Abend ist das der Fall. Während die Gäste draußen im Biergarten Schnitzel und Pommes genießen, ringen drinnen im Saal die Kandidatinnen und Kandidaten aller im bayerischen Landtag vertretenen Parteien beim Wahldialog um die stärkeren Argumente.

Dass ausgerechnet Frank Hertel, als Landtagskandidat der Linken in Schweinfurt, während der Veranstaltung im besagten Biergarten sitzt, anstatt drinnen mit seinen Mitbewerbern zu diskutieren, stört den 51-Jährigen aber nicht weiter. Als Linke habe man in Bayern schon immer einen schweren Stand gehabt", sagt er. Deshalb allerdings den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für Hertel nicht infrage. "Ich nehme die Kandidatur ernst und möchte den Menschen ein Angebot machen."

Hertels erster Schritt in die Politik erfolgte vor etwa zehn Jahren. Bei einer Wahlveranstaltung der Linken auf dem Georg-Wichtermann Platz in Schweinfurt hört er Gregor Gysi und Klaus Ernst sprechen. Ihre Analysen und Lösungsvorschläge hätten ihn damals überzeugt, sagt Hertel. Er tritt der Partei und dem Kreisverband bei, übernimmt recht früh auch Verantwortung in parteiinternen Ämtern.

Hertel will Umverteilung und gerechtere Löhne

Bei seinen Antworten auf die Frage nach seiner und der Position seiner Partei, hängt vieles mit dem Begriff "Gerechtigkeit" zusammen. Gerechte Umverteilung von Vermögen, gerechte Löhne, soziale Gerechtigkeit. Hertel möchte die Kernthemen der Linken als Arbeiterpartei wieder hervorheben, um wieder mehr Menschen anzusprechen, sagt er. "Wir müssen zurück zu unseren Wurzeln."

Als Vater von zwei Kindern weiß der 51-Jährige, wie hart die Inflation bei vielen Menschen einschlägt. Hertel ist gelernter Kaufmann im Groß- und Außenhandel. Er verdiene anständiges Geld, auch weil sein Arbeitgeber nach Tarif zahlt, sagt er. Im Gespräch spürt man, dass Hertel ein genügsamer Mensch ist. Er spricht gelassen, trägt keinen teuren Schmuck oder besonders auffällige Kleidung. Eine Zweizimmerwohnung am Bergl, lange Kochabende mit Freunden. "Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe." Und doch habe auch er wegen Inflation und hoher Kosten bei den einfachen Dingen zu knabbern.

Er ist der Meinung, dass hohe Vermögen hierzulande besser verteilt werden müssen. "Wir wollen nicht dem Häuslebauer, der mühevoll sein Haus renoviert hat, an den Geldbeutel. Aber muss es sein, dass man für einen Fußballspieler 100 Millionen Euro zahlt?", verdeutlicht er.

Hertel gegen Waffenlieferungen

Insgesamt wolle er dazu beitragen, dass seine Partei wieder jene stärker anspricht, die in diesen Zeiten ihre Stimmte der AfD oder anderen extremistischen Parteien geben. Ein ähnliches Ansinnen verfolgt auch seine umstrittene Parteigenossin Sahra Wagenknecht. Wie steht Hertel zu der Debatte? "Sie hat manche Punkte, wo man sagen kann: Ja, stimme ich ihr zu." Zum Beispiel, was den Angriffskrieg auf die Ukraine betrifft. Zwar halte er Putin für einen Verbrecher, Waffenlieferungen halte er jedoch nicht für die richtige Lösung. "Die haben bisher noch keinen Frieden gebracht."

Was den Streit in seiner Partei betrifft, sagt Hertel, wäre es ihm persönlich wichtig, wenn sich alle wieder zusammenraufen und für ihre Werte und Inhalte einstehen würden. Dazu gehöre für ihn durchaus auch das Thema Selbstbestimmung und Identität. Womit Hertel auch sich und seine Darstellung im Wahlkampf anspricht. Auf den Plakaten zeigt sich der 51-Jährige nämlich mit E-Gitarre um den Hals und offener Rockermähne. "Die Leute sollen mich als der sehen, der ich bin." Sollte er es jedoch allen Prognosen zum Trotz doch in den Landtag schaffen, würde er die Gitarre zu Hause lassen und die Frisur zusammenbinden, sagt er und lacht.

Zur Person

Frank Hertel ist am 20. Oktober 1971 in Werneck geboren. Nach seiner Lehre zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel arbeitete Hertel in verschiedenen Betrieben in der Region. Als Sprecher des Linken Kreisverbands Main-Rhön kandidierte Hertel in der Vergangenheit bereits zu einer Bundestagswahl. Derzeit ist er Co-Vorsitzender der Linken im Kreisverband Schweinfurt. Neben Beruf und politischem Engagement spielt Hertel als Gitarrist in einer Schweinfurter Punk-Rock-Band. Sein Lieblingsplatz in Schweinfurt ist der Stattbahnhof, welchen er regelmäßig besuche. Als politisches Vorbild nennt er den derzeitigen Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, weil dieser gut zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern vermitteln könne. Frank Hertel ist geschieden und Vater von zwei Kindern. Er lebt in Schweinfurt.
Quelle: Frank Hertel
 
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