Das Treffen mit Betriebsleiter Rainer Vierheilig, Tobias Steinmetz (Leiter kaufmännischer Service) und Dirk Wapki fand in einer riesigen Lagerhalle statt, in der weit mehr als eine Hundertschaft auch unter Coroana-Vorgaben reichlich Abstand hätte halten können und wo sich zeigte, dass der Güterumschlag im Schweinfurter Hafen die Erwartungen aus den 1960er-Jahren bei weitem nicht erfüllt. 1963 wurde der neue Schweinfurter Hafen eröffnet. Insbesondere der 171 Kilometer lange Main-Donau-Kanal von Bamberg nach Kehlheim (Bauzeit: 1960 bis 1992) sollte mit dem Lückenschluss auf der 3500 Kilometer langen Großschifffahrtsstraße von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer viele Güter auf das Wasser und auch nach Schweinfurt bringen.
Schon in den 1970er- und 1980er-Jahren war der Kanalbau nicht nur aus ökologischen Gründen heftig umstritten. Als 1981 dem Bundesverkehrsminister Volker Hauff eine Kosten-Nutzen-Rechnung präsentiert wurde, sprach dieser von dem "ziemlich dümmsten Projekt seit dem Turmbau zu Babel". Die von den Fürsprechern vorhergesagten 14 bis 18 Millionen Jahrestonnen wurden bis heute nie erreicht. Das Jahr 2000 brachte mit deutlich über acht Millionen Tonnen das bislang beste Ergebnis.
Positiv entwickelt hat sich dagegen die touristische Bedeutung des Kanals mit den Speicherseen des Fränkischen Seenlands. Gewaltig gestiegen ist so auch die Anzahl der Flusskreuzfahrtschiffe, von denen vor Corona jährlich rund 1000 die Schweinfurter Schleuse passierten und von denen 120 an der Lände zwischen Zollamt und Maxbrücke anlegten. Noch steigen dürfte die Bedeutung der Wasserstraße für die Trockengebiete am Main, über die Wasser aus dem regenreicheren Südbayern nach Franken geschickt wird.
Schweinfurt schneidet im Vergleich gut ab
Im Vergleich mit den Häfen von Nürnberg, Bamberg oder etwa Würzburg schneidet Schweinfurt mit einem höheren Umschlag gut ab. Im Jahr 2020 waren es auf dem 16 000 Quadratmeter großen Gelände (ohne Pachtflächen) ähnlich große Mengen wie 2018 und 2019. Bei den Gütern machte sich Corona also kaum bemerkbar, was auch die Anzahl der Güterschiffe im Hafenbecken (seit 2018 jeweils knapp unter 200) bestätigt. Weit größer ist im Hafen jedoch der Umschlag entlang der 2,4 Kilometer langen Gleisanlage der Stadtwerke: Im Jahr 2020 waren es dort 398 000 Tonnen und 6779 Waggons.
Vom aktuell laufenden Mainausbau versprechen sich Wapki, Steinmetz und Vierheilig keine große Auswirkungen. Vertieft wird die Fahrrinne von 2,50 auf 2,90 Meter und verbreitert von 36 auf 40 Meter, wodurch die Fracht der Lastschiffe um bis zu 400 Tonnen und die der bis zu 185 Meter langen Schubverbände um bis zu 900 Tonnen wachsen kann.
Größere Wirkung erhoffen sich die Stadtwerke aus dem Kampf gegen den Klimawandel und auch von der Verkehrswende. Die Schifffahrt gilt als ökologisch sinnvolle Alternative zum Transport auf der Straße. Schweinfurt hat mit Thüringen (keine Häfen) ein riesiges Einzugsgebiet, und für den Weitertransport gilt die Infrastruktur mit dem direkten Gleisanschluss sowie den nahen Autobahnen als ausgezeichnet.
Stadtwerke setzen auf Wachstum
Corona habe den Güterumschlag im Hafen nicht reduziert, aber die von den Stadtwerken anvisierte Weiterentwicklung etwas ausgebremst, sagt Pressesprecher Dirk Wapki. Als Beleg für den Willen, das Wachstum aktiv zu fördern, verweist Wapki auf die Investition für ein neues Zwei-Wege-Fahrzeug. Der Unimog ist als Rangierlok auf den Schienen, auf Pflaster und Asphalt unterwegs und kann Waggons mit einem Gesamtgewicht von bis zu 6000 Tonnen ziehen.
Auch wenn ansonsten viele Einrichtungen bereits viele Jahre auf dem Buckel haben, seien die Voraussetzungen für einen höheren Umschlag richtig gut, ergänzt Betriebsleiter Rainer Vierheilig. Zwei Doppelwippkräne, Löschanlagen, Silos, Lagerhallen und Freiflächen gibt es reichlich. Mit zwei Bürokräften und fünf Hafenarbeitern sei auch eine schnelle Abfertigung garantiert.
Mit der im Jahr 2018 extra für den Aushub des Mainausbaus erstellten Lände an der Hafeneinfahrt ergibt sich jetzt auch die Möglichkeit, Schwertransporte zu löschen, für die die steilen Kaianlagen am Hafenbecken nicht geeignet sind. Auch ist dieser Bereich des Hafens durch den Straßenneubau zur Gottfried-Schenker-Straße und damit direkt zur Autobahnauffahrt Schweinfurt-Hafen (A 70) bestens erschlossen.
Aktuell werden am Hafen vor allem Mineralöle aller Art sowie Gase (Firma Walther), Getreide und sonstige landwirtschaftliche Produkte, Dünger, Schrott, Abfälle und Steinkohle (für das GKS) ent- und beladen.