Ab Dienstag heißt es für viele Kinder und Jugendliche in Bayern wieder: Zurück auf die Schulbank. Nach Onlinekursen und Unterricht im Schichtbetrieb vor den Sommerferien läuft wegen Corona auch das neue Schuljahr im Freistaat anders an als sonst. Ebenso in Schweinfurt - die verschiedenen Schulen der Wälzlagerstadt haben sich Hygienekonzepte wegen des Corona-Virus überlegt. Doch an was müssen sich die Lehrer und Schüler halten? Und wie lange gilt im Unterricht die Maskenpflicht?
"Wir haben am Eingang eine klare Führung, haben Einbahnsysteme was die Gänge und Stockwerke betrifft, so dass man nur einen Weg gehen kann", sagt Roland Eirich, Schulleiter der Walther-Rathenau-Realschule und des gleichnamigen Gymnasiums. Vor der Pandemie seien die Schüler im Lehrerzimmerprinzip unterrichtet worden, welches wegen Corona jedoch aufgehoben wurde. "Unser oberstes Ziel ist es, dass die Schüler in den Klassenräumen bleiben und so wenig Durchmischung wie möglich passiert", erläutert Eirich. An der Wilhelm-Sattler-Realschule wurden Pfeile auf den Boden geklebt, die die Schüler zukünftig an den richtigen Laufweg erinnern soll, erklärt der Rektor, Georg Harbauer. Und die Pausen sollen ab dem neuen Schuljahr gestaffelt ablaufen, um Kontakt zwischen verschiedenen Jahrgängen und Schulklassen zu vermeiden.
Auch Ute Münster-Ofen, Rektorin der Albert-Schweitzer Grund- und Mittelschule setzt auf ein ähnliches Prinzip. In den Gängen gilt ein Rechtslaufgebot, außerdem werden die Türen der Klassenräume während des Unterrichts offen bleiben, so Münster-Ofen. "Damit die Türklinke nicht angelangt wird und das Stoßlüften besser klappt." Zusätzlich werde der Unterricht der Albert-Schweitzer-Grund- und Mittelschule eine halbe Stunde zeitversetzt anfangen. "Dadurch können wir auch die Pausen der Schulen entzerren, das heißt die Schüler stehen dann auch mit mehr Platz im Pausenhof auseinander."Die Schüler des Alexander-von-Humboldt Gymnasiums dürfen ab Dienstag nur noch über eigens zugeteilte Eingänge das Schulhaus betreten, erklärt Rektor Klemens Alfen. Für die acht Jahrgangsstufen seien unterschiedliche Eingänge definiert worden. "Auch die Klassenzimmer sind umverlegt worden, damit die jeweiligen Jahrgangsstufen alle im gleichen Gebäudeteil sind."
Ältere Schüler können Maßnahmen besser nachvollziehen
Etwas einfacher haben es die Schüler und Lehrkräfte an der Friedrich-Fischer Schule (FOS/BOS) sowie am Bayernkolleg, davon sind die Rektoren Harald Bauer und Gabriele Seelmann überzeugt. Das Durchschnittsalter der Schüler liegt bei 23 Jahren, sagt Seelmann. Zwar gebe es auch am Bayernkolleg Aushänge mit Hygienemaßnahmen und Abstandsmarkierungen auf den Gängen. Die Schüler seien jedoch alt genug, selbst auf deren Einhaltung zu achten. "Da muss man an die Eigenverantwortung der Schüler appellieren", sagt Bauer. "Wir haben da aber nicht die Notwendigkeit wie beispielsweise an einer Grundschule."
Bei den jüngeren Schulkindern ist es wichtig, dass diese nicht nur an die Hygienemaßnahmen herangeführt, sondern dass die Regeln auch begründet werden, erklärt Günther Redolfi, Schulleiter der Friedrich-Rückert-Grundschule. "Das hat aber bereits vor den Ferien sehr gut geklappt, selbst bei der ersten Jahrgangsstufe." An der Grundschule müssten sich die Schüler ebenfalls an Laufwege in Schulhaus und Pausenhof halten. Und ähnlich wie bei einigen weiterführenden Schulen seien auch die Pausen für die Grundschüler zeitlich versetzt angeordnet.
Auf der Tagesordnung der Schulen steht im neuen Schuljahr außerdem das regelmäßige Händewaschen. "Immer dann, wenn die Schüler das Klassenzimmer verlassen haben, müssen sie ihre Hände waschen", so die Rektorin der Albert-Schweitzer-Schule. In jedem Klassenzimmer gibt es Waschbecken, samt Seife und Tüchern, berichtet Eirich. Die Lehrkräfte würden die Schüler auf das richtige Händewaschen und die Einhaltung der Nies-Etikette hinweisen. In den Schulen, für die die Stadt Schweinfurt Schulaufwandsträger ist, wurden 500 Flüssigseifenspender sowie 2400 Liter Desinfektionsmittel verteilt, sagt René Guterman, Leiter des Amts für Sport und Schulen der Stadt Schweinfurt. "Und 170 Trockengebläse an den Schulen wurden stillgelegt, um eine eventuelle Ansteckungsgefahr durch Aeorosole zu vermeiden", erklärt er. Stattdessen gebe es Einweghandtücher.
Maskenpflicht setzt Signal
Kein Soll, sondern ein Muss, ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in den kommenden neun Tagen für alle Schüler und Lehrer an Schweinfurts Schulen – nur die Grundschulen sind von der Maskenpflicht ausgenommen. Eirich sieht die zeitlich begrenzte Maskenpflicht als machbar und sinnvoll an, vor allem im Bezug auf den Rückreiseverkehr zum Ende der Sommerferien. "Neun Tage können Schüler und Lehrer das durchziehen, dann haben wir schon einiges erreicht." Auch die Leiterin der Albert-Schweitzer-Schulen teilt seine Meinung. "Das finde ich wichtig. Vor allem ist es als Signal zu sehen, dass nicht alles in Ordnung ist und wir weiterhin aufpassen müssen." Und Harbauer sieht es als Herausforderung, an der man wachsen könne.
Grundsätzlich sei die Maskenpflicht eine Einschränkung, gar eine Belastung für Schüler und Lehrer, findet Bauer. Für Lehrkräfte, die den Unterricht halten, als auch für Schüler, die Fragen stellen und sich am Unterricht beteiligen. Es sei schwer, die Mimik des Gegenübers einzuschätzen. Dennoch steht auch er hinter der Maskenpflicht: "Auf Grund der steigenden Fallzahlen habe ich lieber einen Präsenzunterricht mit Maske anstatt gar keinen Unterricht." Es gebe keine andere Alternative, bestätigt auch Alfen. "Wir werden versuchen, es den Schülern so gut wie möglich Nahe zu bringen."
Zwar findet an den Schulen ab Dienstag wieder Präsenzunterricht statt, das Thema Digitalisierung ist deswegen aber trotzdem nicht vom Tisch. "Wir fragen in den Klassen im Vorfeld ab, wer Probleme hätte, wenn es wieder zum Online-Unterricht kommt", informiert Eirich. Dafür würde die Schule bedürftigen Schülern auch das notwendige Equipment stellen. Ähnlich an der FOS/BOS und an der Albert-Schweitzer-Mittelschule: "Wir haben Laptops für die Schüler und bekommen digitale Tafeln", so Münster-Ofen. Zusätzlich nutze die Schule eine Online-Cloud, über die Schüler und Lehrkräfte datenschutzkonform Dokumente senden und empfangen können.
Gleich zu Beginn der Schuljahres startet die FOS/BOS außerdem mit Modulwochen, so Bauer, um Schüler in wichtigen Computerprogrammen zu unterweisen. Unisono sagen die Schulleiter, dass die meisten Schüler für den Fall eines erneuten Shutdowns der Schulen mittlerweile gut ausgestattet sind und nur wenige von ihnen ein Leihgerät benötigen. Anders jedoch sehe es bei den Leihgeräten für Lehrkräfte aus. Hier mangle es noch an Equipment und in manchen Schulhäusern sei unbeständiges WLAN ein Problem. An einigen der Schulen unterrichten jedoch Lehrkräfte, die als Teil einer Risikogruppe gelten. Legen diese ein Attest vom Arzt vor, könnten den Unterricht von zuhause aus vorbereiten. "Das ist nicht so, als ob die dann den ganzen Tag schlafen würden", sagt Münster-Ofen. "Die haben schon zu tun." Die Lehrer würden eben anders eingesetzt werden, bestätigt Eirich, beispielsweise über Onlineunterricht für Förderklassen.