
Markus Söder hat den Schulstart zur Chefsache erklärt. Nach einem Gespräch mit Lehrern, Eltern und Schülern kündigte der Ministerpräsident am Montag die zweiwöchige Maskenpflicht im Unterricht an. Vor Ort aber kämpfen die Schulen mit ganz anderen Problemen.
Winfried Gintschel, Rektor der Mittelschule Würzburg-Heuchelhof, ist er wie viele seiner Kollegen gerade im Dauereinsatz. Mitten in der Pandemie muss er einen Schulstart organisieren. Gefragt nach der Mundschutzpflicht, sagt Gintschel: "Natürlich hilft das, aber die Maske ist eben nur ein Teil des Gesamtkonzepts."
Den Schulleiter plagen ganz andere Sorgen: Lange stand beispielsweise nicht fest, ob der Religionsunterricht regulär stattfinden kann. Normalerweise werden dafür die Klassen durchgemischt. Das gleiche gilt für verschiedene Zweige und Profilfächer an den weiterführenden Schulen.
Wenig hilfreiche Informationen aus München
Helmut Schmid, aktiv im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband BLLV und Leiter der Grundschule in Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt), steht vor ähnlichen Problemen. Laut Staatsregierung soll es keine Durchmischungen der Klassen geben. Eine Woche vor Schulstart fragt sich Schmid nun, wie er Religions-, Sport- und Schwimmunterricht oder Fächer wie "Werken und Textiles Gestalten" organisieren soll. Was er dazu bisher aus dem Ministerium gehört habe, helfe ihm in der Praxis nicht wirklich.
Zusätzlich verschärft werde die schwierige Situation an Grund-, vor allem aber an den Mittelschulen durch den anhaltenden Mangel an Lehrkräften. Schmid rechnet zum Schulstart mit einer "minimal angelegten Grundversorgung". Erst nach einigen Wochen, wenn Schwangerschaften oder längerfristige Erkrankungen aufgefangen werden müssen, werde man sehen, wie dick oder dünn die Personaldecke wirklich ist.
Bisher habe sie keine konkreten Zahlen zur Lehrerversorgung gesehen, beklagt auch die Präsidentin des BLLV: "Wir können gemeinsam in die Glaskugel schauen", sagt Simone Fleischmann. Sie glaube nicht, dass alle Lücken gestopft werden können.
Ein besonders strittiges Thema beim Schulgipfel war Teilnehmern zufolge die Informationspolitik des Kultusministeriums. Vor allem die Schulleiter hätten ihren Unmut geäußert, dass fast im Wochentakt ganze Stapel mit Anordnungen und Richtlinien aus München kämen, man aber schlicht keine Zeit habe, "so viel Papier zu lesen".
Auch der Ministerpräsident verkniff sich während des Gipfels offenbar nicht die ein oder andere Spitze gegenüber Minister Michel Piazolo (Freie Wähler): Mehrmals, berichten Teilnehmer der Runde, habe Söder den Minister scharf angegangen. Als Schreiben an die Schulen brauche es keine "philosophischen Doktorarbeiten". Es müsse doch möglich sein, die Schreiben knapp und verständlich zu formulieren. In der Pressekonferenz drückte sich der Ministerpräsident diplomatischer aus und sprach von der "emotionalen Bedeutung" dieser Schreiben.
Schulstart unter Vorbehalt
Am Gymnasium in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) fühlt sich Schulleiter Dieter Brückner indes gut gewappnet für das kommende Schuljahr: "Wir arbeiten und denken in Szenarien." Der gemeinsame Unterricht sei zwar durch nichts zu ersetzen, doch man sei auch auf eine vorübergehende Schulschließung vorbereitet.
Sollte in einer Region der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten werden, müssen Schulträger und Gesundheitsamt darüber entscheiden. Beim Digitalunterricht will die Staatsregierung Probleme wie im Frühjahr durch neue Standards und verbesserte technische Angebote verhindern. 250 000 neue Computer und Laptops für Schüler und 120 000 Geräte für Lehrer sollen angeschafft und landesweit verteilt werden.
Im Präsenzunterricht sind die Schulen gehalten, viel und regelmäßig zu lüften - wenn möglich mit modernen Raumluftreinigern. Der Veitshöchheimer Schulleiter Dieter Brückner hätte sie da mehr politische Weitsicht gewünscht: Mit Blick auf die Wintermonate hätte die Anschaffung von Luftreinigungssystemen schon vor Wochen auf die Tagesordnung gemusst.
Infektionsrisiko Schulweg: Volle Busse zum Schulstart?
Mit Sorge blickt Brückner auch auf das Infektionsrisiko auf dem Schulweg: "Es stehen gar nicht genügend Busse zur Verfügung, und viele Haltestellen sind viel zu eng." Man zwinge die Schüler, sich in überfüllte Schulbusse zu quetschen, kritisiert auch Helmut Celina, stellvertretender Vorsitzener der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern e.V..
Am Montag kündigte der Ministerpräsident an, dass der Freistaat den Kommunen zum Schulstart die Kosten für alle zusätzlich eingesetzten Busse erstatten werde. Für das Angebot, das zunächst bis zu den Herbstferien gilt, stelle der Freistaat 15 Millionen Euro bereit. Doch weil es in vielen Landkreisen an Fahrzeugen und Busfahrern mangelt, wird Geld allein das Problem wohl nicht lösen.
An Gesetze und Regeln halte ich mich natürlich ebenso.
Als unsinnig und unzumutbar oder teils auch rechtswudrig sehe ich Teile davon dennoch an.
Und ich finde einfach keinen Grund, warum ich dies dann ohne Widerrede über mich oder meine Familienangehörigen ergehen lassen sollte.
Man kann es natürlich wie Sie sehen und alles stumm über sich ergehen lassen, aber man muß es ja glücklicherweise nicht.
Wir haben Gott sei Dank funktionierende Gerichte, die unseren bayerischen allzu eifrigen Regelgebern regelmäßig auf die Finger klopfen.
Nach dem Fall des eifrig verhängten Alkoholverbots (der Amateurfußball wird das nächste Thema werden) dürften wir in Bayern eine Anzahl an gerichtlich wieder einkassierten Maßnahmen haben, die höher liegt als im gesamten Rest der Republik.
In einer ruhigen Viertelstunde bei einem guten Glas Wein ruhig mal drüber nachdenken, warum das vielleicht so sein könnte.
Aber genau so habe ichs erwartet!
WIr haben nun Anfang September, in einer guten Woche beginnt die Schule.
JETZT, am 31.08. machen sich die Behörten, Schulämter, Kultusministerien und natürlich allen voran unser Kanzlerambitionierter Ministerpräsident Gedanken darüber, wie so etwas denn eigentlich funktionieren könnte.
Und - Oh Wunder - die Rektoren und Verantwortlichen müssen sich nun quasi über Nacht ein unausgegorenes "husch-husch"-Konzept aus den Fingern saugen.
Nicht, daß ich das nicht exakt so erwartet hätte, aber dennoch muss eine Frage erlaubt sein:
Was hat man denn bitte schön in den vergangenen 6 Monaten gemacht?
Urlaub? Geschlafen?
Warum wird JETZT darüber nachgedacht, wie man die digitale Infrastruktur in Schulen verbessern könnte?
Warum wurde das nicht im März auf den Weg gebracht? Dann wäre es heute verfügbar.
Zeit war doch weiß Gott genug. Genutzt hat man sie natürlich wieder nicht.
Mir fehlen da wirklich die Worte!