Noch immer belastet die Sanierung mit Teilneubau des Geomaris den städtischen Haushalt. Jetzt zeichnet sich die nächste Großinvestition in Gerolzhofen ab: Aufgrund gravierender Mängel beim Brandschutz, fehlender Barrierefreiheit, veralteter Technik und weiterer baulicher Mängel müssen die in die Jahre gekommenen Gebäude von Grundschule (Baujahr 1953) und Mittelschule (1968) in Gerolzhofen saniert oder neu gebaut werden. Das hat in diesem Zusammenhang die Informationsveranstaltung zur Zukunft von Grund- und Mittelschule am Lülsfelder Weg in großem Kreis am Mittwochabend deutlich gezeigt: Stadtrat, Gemeinderäte und die beiden zuständigen Schulverbände werden auf dem Weg dahin noch reichlich Hausaufgaben zu erledigen und manche Hürde zu nehmen haben. Oder wie es Bürgermeister Thorsten Wozniak am Ende des äußerst diszipliniert verlaufenen Abends ausdrückte: "Es ist ein dickes Brett, das zu bohren ist."
In der Tat scheint noch nicht einmal der künftige Standort für einen immer wahrscheinlicher werdenden kompletten Neubau letztendlich gesichert, sofern sich keine ordentlichen Lösungen für die aktuell beengte Verkehrssituation am und um den Lülsfelder Weg abzeichnen.
An die Peripherie?
Derweil stöhnen bereits die ersten Gemeinden unter den auf sie zurollenden Kosten. Schließlich wird es die mit Abstand größte kommunale Baumaßnahme in der Region seit vielen Jahren werden. Schätzungen gehen am Ende des Tages von 23,5 bis zu 25 Millionen Euro allein für einen Neubau am bestehenden Standort aus. An der Peripherie, in Frage käme wegen des Flächenbedarfs von mindestens 12000 Quadratmetern allenfalls ein städtisches Grundstück nach dem FC-Stadion in Richtung Schallfeld, würden noch einmal sechs Millionen Euro für eine neue Turnhalle dazukommen, damit die Schüler nicht erst wieder weit in die Stadt zum Sportunterricht in der Halle laufen müssten.
Hier geht es zum "Standpunkt: Man sollte mal "groß" denken"
Je nach Höhe der Fördermittel werden selbst bei der günstigsten Variante bestimmt zehn bis elf Millionen Euro über die Schülerzahlen auf die Gemeinden umzulegen sein. Dies unabhängig davon, wer letztendlich als Bauherr auftritt und ob der fällige Eigenanteil an den Kosten wieder über die Miete hereingeholt wird oder über eine sogenannte Investitionskostenpauschale der Schulverbandsgemeinden oder ob es zu einem Mix aus beiden Finanzmodellen kommt.
Somit stehen zunächst viele Grundsatzentscheidungen in den jeweiligen Gremien an, bis dann konkrete Planungen und die Verhandlungen über die Fördermittel für klare Verhältnisse im Hinblick darauf sorgen werden, wie hoch die Kosten unter dem Strich sein werden und wer wieviel genau von den verbleibenden Eigenmitteln zu zahlen hat.
Stadt als Hauptfinanzier
Größter Finanzgeber wird aufgrund der Schülerzahlen so oder so die Stadt sein. Rund 60 Prozent der Grundschüler kommen aus Gerolzhofen, bei der Mittelschule immerhin nochmals deren rund 40 Prozent. Das ist auch ein wesentlicher Grund, weshalb ein Umzug an einen neuen Standort in einer Umlandgemeinde wegen des gestiegenen Bustransfers aus ökologischer wie ökonomischer Sicht keinen Sinn machen dürfte. Hinzu kommen die Kosten für die dort neu zu bauende Sporthalle. Momentan werden in der Grundschule 150 Kinder in sechs Klassen und in der Mittelschule 350 Schüler in 15 Klassen unterrichtet.
Das Interesse an der Informationsveranstaltung war dementsprechend groß. Immer wieder mussten in der Aula der Mittelschule weitere Stühle vom Hausmeister herbeigeschleppt werden. Unter die Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte, weiteren Mitglieder der Schulverbandsversammlungen, die Schulleitungen und die Elternvertreter aus den Elternbeiräten hatten sich viele Anlieger aus den umliegenden Straßen gemischt.
Bürgermeister Wozniak und die Stadt setzten damit das versprochene intensive Dialogverfahren "von Anfang an" mit allen Beteiligten in Gang. Ohne Beschlüssen in den zuständigen Gremien vorgreifen zu wollen, diente die Veranstaltung dazu, über den Zustand der Gebäude, mögliche Baumaßnahmen und damit verbundene Beeinträchtigungen, zu erwartende Kosten und das weitere Vorgehen zu informieren. Dazu standen wie auch in der anschließenden Diskussion neben Bürgermeister Wozniak vor allem Georg Stirnweiß vom Architekturbüro Frank + Stirnweiß und VG-Kämmerer René Borchardt Rede und Antwort.
23,5 Millionen Euro stehen im Raum
Das Büro aus Gerbrunn hat die Kosten bei einem Abschluss der Baumaßnahmen im Jahr 2023 für beide Schulhäuser zusammen auf in etwa gleiche 23,5 Millionen Euro hochgerechnet. 15 Millionen Euro entfallen auf die neue Mittelschule, 8,5 Millionen Euro auf die Grundschule. Realistisch wäre wohl ein Baubeginn im Jahr 2021, so der aktuelle Stand. Wird es später, steigen die Kosten entsprechend an. In der Summe für den Neubau der Grundschule ist aber schon die Erweiterung inbegriffen, um künftig die vier Klassen aufzunehmen, die aktuell noch in der Grabenschule untergebracht sind.
Neubauten würden Container erübrigen
Neubauten am Lülsfelder Weg hätten den großen Vorteil, dass durch die Interimslösungen vor Ort auf den Unterricht in Containern verzichtet werden könnte. Das würde für beide Schulen bis zu 1,4 Millionen Euro an Geldern einsparen, die sonst komplett „weg“ wären, weil es dafür keine Förderung gibt. Außerdem müsste keine neue Turnhalle für rund sechs Millionen Euro gebaut werden.
Steht am Ende wieder "ein Provisorium"?
In der Diskussion machte sich vor allem Thomas Weißenberger mit Blick auf die Verkehrsprobleme und auch die Situation an der Bushaltestelle dafür stark, nichts im Hinblick auf eine Auslagerung der Schule unversucht zu lassen, um am Ende nicht wieder "nur ein Provisorium" zu haben. Als weiteres Problem kristallisierte sich die Frage heraus, wo die Parkplätze neu entstehen sollen, die wegfallen, wenn auf dem ehemaligen Kleinhenz-Areal die neue Mittelschule oder gar beide Schulgebäude neu errichtet werden, selbst wenn durch die Schaffung von Wohnmobilparkplätzen an anderer Stelle eine gewisse Entzerrung stattfinden würde.
Michelaus Bürgermeister Siegfried Ständecke verwies auf den von der Staatsregierung für 2025 angekündigten Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung der Grundschüler. Obwohl es noch keine Vorgaben gebe, sah Wozniak in der Umsetzung kein Problem. "Das ist machbar", sagte er.
Zachmanns Solidaritätsbekundung
Seine volle Unterstützung der Stadt dabei zu helfen, diese große Maßnahme zu stemmen, signalisierte Dingolshausens Bürgermeister Lothar Zachmann. Er betonte: "Jetzt den Solidaritätsgedanken in den Schulverbänden nicht zu leben, wäre ein falsches Signal. Es geht um die ganze Region." Neben Zachmann und Ständecke meldeten sich auch die Bürgermeisterkollegen Manfred Schötz (Oberschwarzach), Wolfgang Anger und sein Stellvertreter Lothar Riedel (beide Lülsfeld) sowie Horst Herbert (Kolitzheim) zu Wort.
Bürgermeister Thorsten Wozniak machte in seinem Schlusswort noch einmal deutlich, dass alle Einwände, Vorschläge und Anregungen in die Planungsphase und Entscheidungsfindung einbezogen werden. Er unterstrich: "Wir wollen am Ende einen guten, bequemen und machbaren Weg gehen."
Zuvor hatte Wozniak allerdings eingeräumt, dass keine großen Alternativen zu einem Neubau am Standort am Lülsfelder Weg bestünden, wenn man in den Genuss entsprechende Fördergelder kommen wolle. Szenenapplaus gab es gar für seine Feststellung: "Besonders bei der Grundschule ist der Charme einer Schule im Herzen der Stadt sehr groß." Überhaupt müsse letztendlich alles finanzierbar sein, machte er deutlich.
Am 29. Januar wird man nun mit entsprechenden Beschlussvorschlägen in die beiden Schulverbände für die Grundschule und die Mittelschule gehen, kündigte Bürgermeister Wozniak an.
Im Grundschulverband Gerolzhofen sind die Stadt Gerolzhofen sowie die Gemeinden Frankenwinheim, Lülsfeld und Oberschwarzach zusammengeschlossen. Im Mittelschulverband kommen die Gemeinden Dingolshausen, Donnersdorf, Kolitzheim, Michelau und Sulzheim dazu.