Auch wenn Punkt 1 der jüngsten Stadtratssitzung nur einer ersten großen Information der Öffentlichkeit dienen sollte, soviel lässt sich schon jetzt sagen: Die Tage der in die Jahre gekommenen Schulgebäude von Grundschule und Mittelschule am Lülsfelder Weg dürften gezählt sein.
Es läuft alles auf einen Abriss und Neubau hinaus, aller Voraussicht nach an gleicher Stelle. Eine Generalsanierung macht wirtschaftlich praktisch keinen Sinn. Dafür ist der Preisunterschied zu marginal.
Standort Oberschwarzach tabu
Das mit der Untersuchung beauftragte Architekturbüro Frank + Stirnweiß aus Gerbrunn hat die Kosten bei einem Abschluss der Baumaßnahmen im Jahr 2023 für beide Schulhäuser zusammen auf in etwa gleiche 23,5 Millionen Euro hochgerechnet.
Da ist dann aber im Neubau der Grundschule schon die Erweiterung inbegriffen, um künftig die vier Klassen aufzunehmen, die aktuell noch in der vor nicht allzu langer Zeit energetisch sanierten Grabenschule untergebracht sind. Am Ganztagsgrundschulstandort Oberschwarzach wird indes nicht gerüttelt, wurde ausdrücklich betont.
Eine Generalsanierung der Gebäude während des Schulbetriebs sei utopisch, so Architekt Georg Stirnweiß im Stadtrat. Er unterstrich: „Halb und halb geht nicht.“ In seinen Augen ein weiterer Aspekt dafür, „dass man jetzt in die Neubau-Schwelle hineinkommt“.
Wer tritt als Bauträger auf?
Spannend dürfte die Frage sein und werden, wer dann als Bauherr und Bauträger auftritt: Die Stadt Gerolzhofen oder – damit deren Finanzhaushalt nicht über Gebühr belastet wird – die Schulverbände mit den darin zusammengeschlossen Gemeinden selbst.
Unabhängig davon, muss die Finanzierungslücke in Höhe etlicher Millionen, die trotz aller Zuschüsse aufklaffen wird, durch die Aufnahme von Krediten geschlossen werden. Das bedeutet, dass die jeweiligen Mitgliedsgemeinden im Schulverband entsprechend ihrem Schüleranteil an der Finanzierung beteiligt sind.
Ein Standortwechsel, der grundsätzlich möglich ist, würde bedeuten, dass hierfür ein neues rund 1,5 Hektar großes Grundstück benötigt wird. Das ist in der Stadt momentan nicht in Sicht. Neubauten am Lülsfelder Weg hätten zudem den Vorteil, dass durch Interimslösungen vor Ort auf den Unterricht in Containern verzichtet werden könnte.
So könnte die Aktion laufen?
Das würde für beide Schulen insgesamt 1,4 Millionen Euro an Kosten einsparen, die sonst komplett „weg“ wären, so Architekt Georg Stirnweiß, weil es dafür keine Fördermittel gibt.
Angefangen werden müsste bei den Neubauten mit der größeren Mittelschule, um nach dem Umzug der Schüler ins neue Gebäude auf dem jetzigen Kleinhenz-Parkplatz im Altbau die Grundschule einquartieren zu können, bis auch deren Neubau fertig ist.
Danach wäre noch hinreichend Platz für Schulhöfe und eine Freisportfläche, während nach jetzigem Stand die rund 110 Parkplätze an Lülsfelder Weg und Schallfelder Straße ans westliche Ende an der Straße „Zur Volkach“ wandern sollen.
Bürgermeister Thorsten Wozniak wählte in Anbetracht der noch offenen Fragen weitgehend den Konjunktiv. Er sagte zu den Ausführungen des Architekten aus Gerbrunn: „Jetzt wissen wir, über was wir reden und entscheiden könnten.“
Zeitnah die Dinge tun
Auch für ihn stehen die Zeichen auf Neubau, wie er anklingen ließ. Für die Beibehaltung des jetzigen Standorts sprächen die Zentralität, der zur Verfügung stehende Platz und die vorhandene Sporthalle. Auf jeden Fall wolle er stark auf die Schulfamilie hören, sprich Schüler, Eltern und Schulleitung, so Wozniak.
Ausgehend davon, dass man „über 20 bis 23 Millionen Euro rede“, werde selbst bei einem erhofften Fördersatz von 55 Prozent der förderfähigen Kosten ein hoher Eigenanteil verbleiben. Dazu Wozniak: „Insofern stellt sich die Bauherrenfrage unter Einbeziehung der Schulverbände.“
Dieses Thema wolle man weiterhin transparent und behutsam angehen. Auf jeden Fall sei es erforderlich, „zeitnah Dinge zu tun“, so der Gerolzhöfer Bürgermeister, „denn die Planung muss in den Haushalten abgebildet sein.“
Thomas Vizl (Geo-net) erfuhr auf seine Anfrage, dass die Kosten für eine Bushaltestelle als auch die Verlegung und Neuanlage des großen Parkplatzes noch nicht mit in den genannten Kosten enthalten seien.
Für Arnulf Koch (CSU) ist es wichtig „Die Finanzierung gestemmt zu bekommen“. Das richtige Gremium, das in diesem Zusammenhang als Finanzier und Bauherr auftreten sollte, wäre in seinen Augen der Schulverband. Koch bekräftigte: „Das wäre die geschickteste Vorgehensweise.“ Diese bedürfte allerdings vieler wichtiger und sensibler Gespräche, machte er deutlich.
Birgid Röder (Geo-net) plädierte nach dem Motto „wenn schon, denn schon“ für einen großen Wurf nicht nur in baulicher, sondern auch in pädagogischer Hinsicht und deshalb bei einem Neubau „ein bisschen größer zu denken“.
Günter Iff (Freie Wähler) erkannte die „reale Alternative eines Neubaus“. Er bekam von Sandra Nagel aus dem Stadtbauamt zur Antwort, dass unabhängig von einer Sanierung oder einem Neubau rein für den „temporären Betrieb“ rund eine Million Euro in den Brandschutz investiert werden muss.
Auf eine Frage von Vizebürgermeister Erich Servatius (SPD) erklärte Architekt Stirnweiß, dass für den neuen Parkplatz, der im Moment entlang der Straße „Zur Volkach“ angesiedelt ist, mit überschlägigen Kosten in einer Größenordnung ab 300 000 Euro gerechnet werden muss.
Hubert Zinks flehentlicher Appell
Heinz Lorz (Bürger für GEO) war sich sicher, auch mit Blick auf die bei der Sanierung des Geomaris gemachten Erfahrungen, „dass uns die Entscheidung für einen Neubau leicht fallen wird“.
Hubert Zink (Freie Wähler) appellierte in Erinnerung an seine eigene Schulzeit in dem Gebäude fast schon flehentlich an die Ratsrunde, mehr für die Erhaltung vor allem der Grundschule zu tun. Er forderte mit viel Pathos: „Wir dürfen die Schule nicht abreißen.“
Forderungen nach einem zentralen Schulstandort in Gerolzhofen erteilte Burkhard Wächter (CSU) eine klare Absage: „Die Fläche haben wir nicht. Realistisch sind die Planung und der Standort so, wie vorgeschlagen.“
Abruptes Ende der Sitzung
Für ein abruptes Ende der öffentlichen Stadtratssitzung sorgte dann der Bürgermeister. Mit 14:2-Stimmen wurde nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung seinem Antrag zur Geschäftsordnung stattgegeben, direkt in den nichtöffentlichen Teil überzugehen.
Dafür wird im Gegenzug, wie von Thorsten Wozniak vorgeschlagen, die vorgesehene Bauausschusssitzung am kommenden Montag, 26. November, zur Stadtratssitzung erhoben, um die vertagten Punkte schlussendlich zu behandeln.
Im nicht öffentlichen Teil habe er vor allem aus „vertraulichen Gesprächen“ im Bürgermeisterkreis in dieser Angelegenheit berichtet, so Bürgermeister Thorsten Wozniak auf Nachfrage. Außerdem stellte Kämmerer René Borchardt nach dem Motto „Wie wirkt sich was aus?“ erste Finanzierungsmodelle vor.