Es gibt nur wenige Straßenzüge in Gerolzhofen, die so viel Charme verbreiten wie die Bleichstraße. Der "Frösch-Brunnen" mit dem schmucken Fachwerkhaus der alten Litzenmühle und der vom Brunnen ausgehende Wasserlauf tragen maßgeblich dazu bei. Schade nur, dass die gepflasterte Wasserrinne seit einigen Jahren trocken liegt. Aus den gebrochenen Fugen wuchert auch Unkraut. Unrat sammelt sich in der Rinne an. Auch die Frosch-Figur am Brunnentrog speit schon lange kein Wasser mehr. Dieses hatte einst das Bächlein gespeist.
Die unschönen Zustände, die dem Charme der Straße viel nehmen, waren vor über zwei Jahren bereits Thema im Stadtrat. Ende 2020 hatte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann dort drei Varianten vorgestellt, wie mit der Wasserrinne in der Bleichstraße verfahren werden könnte. Verkürzt dargestellt, gebe es drei Möglichkeiten:
Variante 1: Umgestaltung ohne Wasserlauf
Es fließt kein Wasser mehr. Der Untergrund des bisherigen Wasserlaufs wird teilweise aufgebrochen, die Rinne verfüllt und auf Straßenniveau verdichtet. Der "Frösch-Brunnen" bleibt als Erinnerung stehen, ohne Wasserauslauf. Im Bereich des ehemaligen Bachbetts entstehen im Wechsel Parkplätze, Straßenflächen und Grünstreifen. Alle vier befahrbare Brücken werden beseitigt. Die Kosten hierfür schätzte Hoffman damals auf 155.000 Euro.
Variante 2: Umgestaltung mit Wasserlauf
In dieser Variante soll der Frosch weiterhin Wasser in ein Bachbett speien, das rund 20 Meter lang sein soll. Dabei bleibt die erste Brücke mit dem Holzbelag bestehen. Im weiteren Verlauf schließt sich eine vier Meter lange Treppenanlage aus Blockstufen an, über die man hinunter zum Wasser gelangen kann. Dieser 20-Meter-Bach soll einen eigenen Wasserkreislauf erhalten, inklusive Zisterne mit Pumpwerk, von der aus Wasser immer wieder zum Frosch zurück umgewälzt wird.
An diesen "Bach-Brunnen" schließt sich eine 27 Meter lange Grünfläche an. Im weiteren Verlauf wird die Rinne – wie in Variante eins – verfüllt und zum Straßenniveau angehoben und integriert. Die drei Brücken werden abgebrochen. Es entstehen drei neue Stellplätze sowie ein Fahrradabstellplatz. Kostenpunkt: geschätzte 205.000 Euro.
Variante 3: Alles bleibt wie bisher
Die billigste Lösung wäre es, nur die Fugen in der Rinne zu schließen und den Wildwuchs zu beseitigen. Die Sanierung der Rinne würde zwischen 10.000 und 15.000 Euro kosten. Je nach Wasserstand des Volkach-Bachs und Witterung könnte – wie früher – für vier bis sechs Monate Volkach-Wasser in der Rinne fließen. Dabei ist nur ein Wasserstand von zehn bis 15 Zentimeter zu erwarten, ansonsten müssten erst noch neue Staustufen angelegt werden.
Seinerzeit fand die zweite Variante eine klare Mehrheit im Stadtrat. Lediglich die Fraktion der Freien Wähler lehnte die beiden ersten Varianten prinzipiell ab – aus Kostengründen. Wobei auch aus den anderen Fraktionen Bedenken ob der zu erwartenden Kosten für diese Verschönerungsmaßnahme des Stadtbildes zu vernehmen waren.
Entschieden, wie es mit der Bleichstraße weitergehen soll, wurde damals, im Dezember 2020, nicht. Dies sollte im Januar 2021 nachgeholt werden, schlug Bürgermeister Thorsten Wozniak vor. Doch dazu kam es dann nicht.
Verkehrsschilder weisen auf Brückenschäden hin
Zwischenzeitlich haben sich Zustand und Anblick vor Ort in kleinen Schritten weiter verschlechtert. Seit einiger Zeit weisen beispielsweise Verkehrszeichen darauf hin, dass die Tragfähigkeit der Holzbrücken über die Wasserrinne nicht mehr voll gegeben ist. Die Achslast wurde auf zwei Tonnen beschränkt. Was jedoch nicht bedeute, dass der Brückenunterhalt eingestellt worden sei, versichert Bürgermeister Wozniak. Beschädigte Brückenteile würden weiter regelmäßig ausgetauscht.
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt dieser, dass die Bleichstraße erst im vergangenen Herbst im Stadtrat behandelt worden ist. Dies geschah allerdings nicht in Form eines Sanierungsbeschlusses. Die Bleichstraße wurde lediglich im Rahmen der Bedarfsmitteilung für Mittel der Städtebauförderung aufgeführt, als einer von vielen Punkten. Der damit zusammenhängende Beschluss habe das Projekt "vorerst in das Jahr 2026" verschoben, beschreibt Wozniak die Folgen.
Wie so häufig: Es fehlt an Arbeitskraft und Geld
"Im Hinblick auf finanzielle und personelle Ressourcen wurde das Projekt verschoben", begründet der Bürgermeister dieses Verschieben auf die lange Bank. Aktuell stünden viele große – man mag ergänzen: wichtigere – Projekte im Vordergrund. Er nennt beispielhaft die Planungen für Grund- und Mittelschule sowie die Marktplatzsanierung, sowie Maßnahmen in verschiedenen Baugebieten.
Was Wozniak nicht erwähnt: Die aufgeführten Projekte standen ausnahmslos bereits vor gut zwei Jahren auf der To-do-Liste der Stadt, als die Bleichstraße zuletzt ausführlich im Stadtrat behandelt wurde. An der Konstellation mangelnder Ressourcen hat sich seitdem nichts verändert.
Offen sei noch, ob es in der Bleichstraße wenigstens eine "kleine Sanierung" geben wird. Bis dies entscheiden ist, bleibe der "Frösch-Brunnen" auf jeden Fall trocken, da andernfalls zu viel Trinkwasser versickern würde.
Sollte es tatsächlich möglich sein, für die Bleichstraße Geld aus der Städtebauförderung locker zu machen, dann stiegen die Chancen auf eine Sanierung. Denn dann wäre laut Wozniak ein Planungsbüro zu beauftragen und Fachfirmen müssten die Arbeiten durchführen. Anders gesagt: Dann kämen auf das überlastete Stadtbauamt und den Bauhof und die Gärtnerei keine zusätzlichen Arbeiten zu.