Am Montagabend befasste sich der Stadtrat mit einem "Thema des Sommers", wie es Bürgermeister Thorsten Wozniak in seiner Anmoderation bezeichnete: der möglichen Umgestaltung der Wasserrinne in der Bleichstraße. Am 22. Juni hatte der Bauausschuss sich vor der ehemaligen Mühle am trockenen Frösch-Brunnen getroffen, um sich im Beisein zahlreicher Anwohner einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Dabei war aus dem Gremium der Wunsch an das Stadtbauamt herangetragen worden, mögliche Gestaltungsideen zu erarbeiten und Kostenvergleiche anzustellen.
Diese Ideen wurden nun dem Stadtrat vorgestellt. Wie der Bürgermeister betonte, war am Montag aber kein Beschluss geplant, sondern die Präsentation durch Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann sollte zunächst einmal als Diskussionsgrundlage für die Beratungen in den Fraktionen dienen. Ein endgültiger Beschluss, ob überhaupt etwas an der Rinne gemacht wird und falls ja, was genau, soll erst im Januar 2021 fallen.
Seit rund zwei Jahren ist der Wasserlauf des ehemaligen Mühlgrabens in der Bleichstraße nicht mehr im Betrieb. Dies liegt einerseits an der zunehmenden Wasserknappheit im Volkachbach, wo auf Höhe der Geomaris-Liegewiese das Wasser per Pumpe entnommen wird. Andererseits gab es immer wieder Probleme mit defekten Pumpen, die obendrein laut Maria Hoffmann auch "regelrechte Stromfresser" waren. Die Folge: Die trocken gefallene Rinne ist ständig verschmutzt und muss vom Bauhof teilweise wöchentlich gereinigt werden. Und in den bereits aufgebrochenen Fugen zwischen den Pflastersteinen hat sich das Unkraut breit gemacht.
Maria Hoffmann stellte dem Stadtrat drei verschiedene Varianten vor, wie man künftig mit der Rinne verfahren könnte.
Variante 1: Umgestaltung ohne Wasserlauf
Es fließt kein Wasser mehr. Der Untergrund des bisherigen Wasserlaufs wird teilweise aufgebrochen, die Rinne verfüllt und auf Straßenniveau verdichtet. Der „Frösch-Brunnen" bleibt als Erinnerung früherer Zeiten stehen, hat jedoch keinen Wasserauslauf mehr. Im Bereich des ehemaligen Bachbetts entstehen im Wechsel Parkplätze, Straßenflächen und Grünstreifen. Alle vier befahrbare Brücken werden beseitigt. Insgesamt könnten somit drei neue Pkw-Stellflächen und ein Fahrradstellplatz entstehen. Die Grünstreifen werden ganzjährig bepflanzt und gestaltet.
Eine Infotafel soll auf die Historie des früheren Mühlengrabens hinweisen. Die grobe Kostenschätzung dieser Umgestaltung beläuft sich auf rund 155 000 Euro. Der spätere Unterhalt beschränkt sich auf die Pflege der Grünanlage mit kleinen wöchentlichen Kontrollen durch den Bauhof beziehungsweise die Stadtgärtnerei.
Variante 2: Umgestaltung mit Wasserlauf
In dieser Variante soll der Frosch weiterhin Wasser in ein Bachbett speien, das rund 20 Meter lang sein soll. Dabei bleibt die erste Brücke mit dem derzeitigen Holzbelag bestehen. Im weiteren Verlauf schließt sich eine vier Meter lange Treppenanlage aus Blockstufen an, über die man hinunter zum Wasser gelangen kann. Dieser 20-Meter-Bach soll einen eigenen Wasserkreislauf erhalten. Dazu ist eine unterirdische Zisterne mit Pumpwerk zu errichten, von der aus das Wasser immer wieder wie bei einem Brunnen zum Frosch zurück umgewälzt wird. Die Wasserversorgung erfolgt nicht mehr über die Leitung aus dem Volkachbach, sondern das verdunstete Wasser wird laut Hoffmann aus dem städtischen Trinkwassernetz über einen Hydranten ergänzt.
An diesen "Bach-Brunnen" schließt sich eine 27 Meter lange Grünfläche an, wo ebenfalls eine Infotafel aufgestellt werden könnte. Im weiteren Verlauf wird die Rinne – wie in Variante eins – verfüllt und zum Straßenniveau angehoben und integriert. Die drei Brücken werden abgebrochen. Es entstehen drei neue Stellplätze sowie ein Fahrradabstellplatz. Die Kostenschätzung dieser Umgestaltungsvariante beläuft sich laut Maria Hoffmann auf rund 205 000 Euro. Der spätere Unterhalt ist höher als in Variante eins, durch Grünflächenpflege, Reinigung, Wartungsarbeiten an der Brücke, Zisterne und Pumpwerk.
Burkhard Wächter fragte nach der Situation für das kleine Biotop am Ende der Weth, wenn in der Bleichstraße kein Wasser mehr aus der Rinnen abfließen sollte. Das Biotop werde in erster Linie vom Überlauf des Gabelmannbrunnens gespeist, antwortete Maria Hoffmann. Außerdem soll das Straßen-Oberflächenwasser aus der Bleichstraße über einen Einlass vor Hausnummer eins und die bestehende Rohrleitung hinter zum Biotop geleitet werden.
Variante 3: wie bisher
Alles bleibt bei dieser Variante wie bisher, nur die Fugen in der Rinne werden geschlossen und der Wildwuchs beseitigt. Die Sanierung der Rinne würde zwischen 10 000 und 15 000 Euro kosten. Je nach Wasserstand des Volkachbachs und der Witterung könnte dann für vier bis sechs Monate Volkach-Wasser in der Rinne fließen. Dabei ist nur ein Wasserstand von zehn bis 15 Zentimeter zu erwarten, ansonsten müssten erst noch neue Staustufen angelegt werden. Die jährlichen Unterhaltskosten wären auf die jährliche Brückenuntersuchungen mit Reparaturen, Wartungsarbeiten am Pumpensystem, wöchentlichen Reinigungsarbeiten und Erstreinigung nach der Winterpause begrenzt.
Meinung der Fraktionen
Für Thomas Vizl (Geo-net) handelt es sich um eine "reine Verschönerungsmaßnahme". Seine Fraktion sei grundsätzlich für die Variante zwei mit dem Wasserlauf, allerdings sehe man auch die hohen Kosten. Da kein Zeitdruck herrsche, sei es zu begrüßen, dass noch keine Entscheidung getroffen wird, zumal die finanzielle Ausstattung der Stadt noch ungewiss sei.
Für die SPD-Fraktion sagte 2. Bürgermeister Erich Servatius, Variante Nummer zwei sei sicherlich die attraktivste. Aber die schwierige Frage sei, ob die Stadt in der derzeitigen finanziellen Situation sich dies überhaupt leisten könne.
Die Freien Wähler mit Günter Iff an der Spitze legten sich hingegen am Montag schon fest: "Die Varianten eins und zwei sind zu teuer für den Nutzen." Dies gelte auch unabhängig von der aktuellen Haushaltslage. "Wir haben dringlichere Themen", machte Iff unmissverständlich deutlich.
Aus der CSU-Fraktion sprachen sich deren Vorsitzender Arnulf Koch und sein Stellvertreter Burkhard Wächter für die Variante zwei aus. Ingrid Feil hingegen äußerte wegen der hohen Kosten ihre Bedenken.