150 000 Kubikmeter Beton werden pro Jahr in der Region zwischen Main und Rhön verbaut. Der dafür nötige Sand und Kies kommt zum größten Teil aus den regionalen Abbaustätten entlang des Mains. Doch dieser Rohstoff wird knapp. Immer öfters wehren sich Initiativen und Gemeinden gegen neue Abbaugebiete. Karl Böhner, der Obermeister der Bauinnung Schweinfurt und Haßbergkreis, sagt, "den Sand und Kies über weite Strecken zu transportieren, kann weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll sein".
Ein aktuelles Beispiel liefert die Gemeinde Grafenrheinfeld, die für die Landwirtschaft und den Naturschutz eine neue Sand- und Kiesausbeute auf 85 Hektar ihrer Flur durch die Unternehmensgruppe Glöckle verhindern will. Für Karl Böhner zählt die Planung der Schweinfurter Firma zur "Grundvoraussetzung", um auch in Zukunft mit ortsnah produzierten Baustoffen (vor allem Beton, aber auch Mörtel) arbeiten zu können.
Nachgerechnet hat die Landesinnung und zum Thema festgestellt, dass in Bayern jährlich 120 Millionen Tonnen Kiese, Sande, Schotter und weitere Baurohstoffe gewonnen werden müssen, um die Nachfrage aus der Bauwirtschaft zu decken. Die hohen Auflagen und die abnehmende öffentlich Akzeptanz hätten jedoch schon jetzt zu einer künstlichen Verknappung geführt. Die Folge sei eine Verteuerung für alle am Bau Beteiligten. Letztendlich müsse der Bauherr die Rechnung bezahlen, so Böhner.
Wichtig ist dem Obermeister der Hinweis, dass die heimischen Rohstoffe zu fast 90 Prozent wiederverwertbar oder recyclingfähig seien. Auch seien die Abbauflächen für die Landwirtschaft und die Natur nicht auf Dauer verloren. Die bei der in der Region üblichen Nassbaggerei entstehenden Seen würden sich mit Aushub wieder füllen lasen – also mit dem bei Bautätigkeiten sowieso zu entsorgendem Material. Anschließend sei die Flächen auch für die Landwirtschaft wieder voll und ganz nutzbar.
Das Recycling von Sand aus gebrochenen Beton stuft der Obermeister als richtig und wichtig ein. Allerdings sei dieser Rohstoff nicht überall einsetzbar und die so gewonnen Mengen noch gering, auch weil sich allenthalben gegen neue Wiederverwertungsanlagen Protest formiere.
Aus der Region für die Region
Der in der Region gewonnene Sand wird fast ausschließlich beim Bau eingesetzt. Die winzigen Körner (zwischen 0,063 und zwei Millimeter Größe) stecken aber auch in Glas, Autoscheinwerfern, Displays und sogar in Zahnpasta. Der Unternehmensverband Mineralische Baustoffe geht davon aus, dass jeder Deutsche ein Kilo Gestein pro Stunde verbraucht – also fast neun Tonnen in zwölf Monaten.
Im Jahr 2016 hat nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren die Unternehmensgruppe Glöckle am Vorderen Kindleinsweg des Schweinfurter Stadtteils Oberndorf mit einer Sand- und Kiesgewinnung begonnen, die etwa 15 Jahre lang genutzt und anschließend wieder verfüllt werden soll.
Gleich nebenan in Verlängerung der Lindenstraße hat die Stadt in 2018 eine alte Grube hergerichtet. Auf 1,4 Hektar wurde das Gelände in den Randbereichen modelliert: Stein- und Sandhaufen geben dort der geschützten Zauneidechse Unterkunft. Gepflanzt sind Streuobstbäume, aber auch Erle, Ahorn, Vogelkirsche Walnuss und Eiche sowie Stauden und Büsche. Angesät ist zudem eine Blühwiese für die Bienen. Unverändert belassen wurde der 1,6 Hektar große Kern der Fläche mit den zwei Wassertümpeln.
Ab dem Jahr 2020 will die Stadt auch das Gelände der derzeitigen Sand- und Kiesausbeute zwischen der Naherholungsanlage "Baggersee" (auch eine ehemalige Abbaufläche) und dem Industrie- und Gewerbepark Maintal auf 21 Hektar renaturieren. Entstehen wird ein Rückzugsgebiet für Wiesenbrüter und Eidechsen mit einer Wasserfläche fast so groß wie der benachbarte Baggersee. Aufgefüllt wird ein Teil der jetzigen Wasserflächen mit dem Aushub aus dem Mainausbau.