Über 25 Jahre hinweg waren Klaus Vogt und Bertram Schulz als Leiter der städtischen Museen im Alten Rathaus und in der Johanniskapelle ("Kunst und Geist der Gotik") unermüdlich im Einsatz. Doch sie waren nicht nur für die Museen verantwortlich. Sie fungierten als Ansprechpartner für Menschen in der Stadt, die einen erhaltenswerten Nachlass in zuverlässige Hände übergeben wollten. Sie konzipierten Ausstellungen, forschten zur Heimatgeschichte und veröffentlichten ihre Ergebnisse.
Doch damit ist weitgehend Schluss. Vogt und Schulz haben ihre öffentlichkeitswirksamen Ehrenämter beendet – mehr oder weniger unbeachtet von der Öffentlichkeit. Bei Vogt erfolgte dieser Schritt zum Ende des Jahres 2023, bei Schulz bereits ein Jahr zuvor.
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigen beide ihre Rücktritte. Am Alter lag es nicht, dass die beiden 62-Jährigen ihre Posten geräumt haben. Es habe interne Gründe gegeben, meint Vogt und ergänzt nur noch: Er sei enttäuscht, dass es so weit gekommen ist. Details möchte er nicht bekanntgeben.
Bürgermeister schweigt über die Gründe
Die Stadt Gerolzhofen, mit Bürgermeister Thorsten Wozniak an der Spitze, hat den Rücktritt der beiden Museumsleiter bislang nicht öffentlich thematisiert oder kommentiert. Auf Nachfrage nennt auch der Bürgermeister keine Gründe, weshalb es so weit gekommen ist. Er sagt: "Ich hätte mich gefreut, wenn beide ihre tolle Arbeit fortgesetzt hätten." Er verweist darauf, dass er Vogt Ende vergangenen Jahres noch für dessen Arbeit als Museumsleiter mit einer Bürgermedaille in Silber ausgezeichnet hat.
Ansprechpartnerin für beide Museen ist laut Wozniak vorerst Beate Glotzmann, die Leiterin des Büros für Kultur, Events, Marketing und Tourismus (Geo kommunikativ) im Alten Rathaus. Sie kümmere sich als Ansprechpartnerin auch um externe Anfragen, wenn jemand dem Stadtmuseum, dem Stadtarchiv oder der Stadt Dokumente und andere Exponate, etwa aus Nachlässen oder Haushaltsauflösungen, überlassen möchte.
Zeitraubende Arbeiten bleiben auf der Strecke
An den Öffnungszeiten und im normalen Verwaltungsablauf der Museen hätte sich durch den Rücktritt von Vogt und Schulz nichts verändert, teilt der Bürgermeister mit. Anders sieht es bei den zeitraubenden Aufgaben im Hintergrund aus. In der Organisation der Sonderausstellungen oder auch in der Betreuung der Depots und der historischen Sammlungen würde sich der Wegfall der beiden Museumsleiter bemerkbar machen, stellt Wozniak fest. Soweit möglich würden Glotzmann und das Stadtarchiv Ausstellungen durchführen.
Vogt und Schulz hatten eigenen Angaben nach im Lauf ihrer Amtszeit 25 bis 30 Ausstellungen zu lokalen Themen im Alten Rathaus auf die Beine gestellt. Hinzu kamen ein Dutzend große Kunstausstellungen und -projekte in der Johanniskapelle, meist mit Rahmenprogramm. Die investierte Zeit war immens.
Leitbild für die Kulturarbeit soll entstehen
Auf die Frage, wie es an der Spitze der städtischen Museen weitergehen soll, antwortet Bürgermeister Wozniak ohne Angabe eines Zeitplans, dass in einer internen Klausur bzw. in Workshops erarbeitet werden soll, wie die Kultur- und Museumsarbeit in Gerolzhofen künftig organisiert sein soll. "Am Ende", so wünscht es sich der Bürgermeister, "sollte ein Leitbild für die Kulturarbeit entstehen". Aktuell sei die Museumsleitung nicht ausgeschrieben.
Ein Bereich, aus dem Vogt sich ebenfalls zurückgezogen hat, ist die Ausbildung von Gästeführerinnen und -führern. Dafür hat er eigenen Angaben nach in diesem Jahr von Bruno Steger die Betreuung des beliebten Gerolzhöfer Krippenwegs übernommen. Zudem kümmere er sich um historische Belange der katholischen Pfarrgemeinde.
Schulz und Vogt möchten weiter als Hobbyhistoriker lokalgeschichtliche Themen verfolgen, diese bevorzugt in den sozialen Medien veröffentlichen und als Ansprechpartner bereitstehen. Nur die Annahme von Exponaten müssten sie aus Platzgründen ablehnen, dafür sind jetzt andere zuständig. Historische Fotos sichern sie dagegen weiter gerne in ihren umfangreichen privaten Bildarchiven.
Weitere Baustelle im Stadtarchiv
Eine weitere, themenverwandte Baustelle hat die Stadt mit dem Stadtarchiv, das nur die aus der Verwaltung stammenden Dokumente verwaltet. Die Stadt lässt ihr Archiv derzeit von einem Fachmann ordnen.
Für das Archiv gibt es zwar offiziell einen Leiter, der allerdings seit Jahren und auf nicht absehbare Zeit im Krankenstand weilt. Als Archivbetreuer fungiert derzeit Norbert Vollmann, stundenweise, als geringfügig Beschäftigter.
