
Traditionell wird während der Fastenzeit im Museum "Kunst und Geist der Gotik" in der Johanniskapelle in Gerolzhofen eine Sonderausstellung gezeigt. Auch in diesem Jahr können sich die Kulturfreunde auf eine besondere Veranstaltung freuen. "Ruhe bitte! - Die Stille hat das Wort" lautet das Motto der diesjährigen Sonderschau. Die Konzeption stammt von Patrick Melber vom Kunstreferat der Diözese Würzburg.
Zu sehen sind zahlreiche moderne Kunstwerke aus den Sammlungen des Bistums, die in einen spannenden Kontrast zu den gotischen Werken der Dauerausstellung treten. Gezeigt werden aber auch Objekte aus den Beständen der katholischen Stadtpfarrkirche und des Stadtmuseums Gerolzhofen. Die ausführliche Beschriftung, die sich mit Ruhe und Stille in Begriffen des Alltags befasst, lädt ein zu einem meditativen Rundgang.
Zur Sonderausstellung gibt es wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm, das sich ebenfalls mit dem Überbegriff "Stille" beschäftigt.
Hochgeschwindigkeitsalltag
Dass viel Lärm zu Stress führt, ist heute wissenschaftlich unumstritten. Es werden Stresshormone ausgeschüttet und die Leistungsfähigkeit nimmt deutlich ab. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen aus dem Hochgeschwindigkeitsalltag zumindest für eine kurze Zeit mal aussteigen wollen und bewusst die Stille suchen. Auch wenn es nur wenige Minuten pro Tag sind. Denn fehlende Stille kann krank machen.
Viele größere Arbeitgeber haben darauf reagiert und Räume der Stille für ihre Mitarbeiter eingerichtet. Solche Räume findet man aber auch an Hochschulen, in Krankenhäusern, in Schulen - und im Kinderhaus St. Regiswind in Gerolzhofen. Denn schon für Kinder ist das Innehalten in der lauten Tretmühle des Alltags eine sehr wichtige Erfahrung.
Stille-Industrie
Mittlerweile gibt es eine richtige Stille-Industrie: Yoga, Meditation, Qi Gong, Schweigeklöster, Stille-Seminare - das Angebot an speziellen Kursen ist groß. Und wer es sich leisten kann, sucht auch im Urlaub die Stille oder wohnt bewusst in einer Wohngegend, in der nicht unbedingt 24 Stunden lang das Leben pulsiert. Doch es gibt auch Menschen, die mit Stille nichts anzufangen wissen, die mit der Stille nicht umgehen können. Denn Stille führt unweigerlich dazu, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und dies kann für manche recht unangenehm werden. Deshalb lassen sie es nicht zu.
Der gesellschaftliche Trend zur "Stille" soll auch im Rahmenprogramm der Ausstellung aufgegriffen werden:
Am Sonntag, 1. März 2020, findet um 11 Uhr die öffentliche Vernissage in der Johanniskapelle statt. Patrick Melber und Jürgen Emmert vom Kunstreferat der Diözese Würzburg werden in die Ausstellung einführen. Musikalisch umrahmt wird die Feier von einem Ensemble der Musikschule Gerolzhofen.

Am Donnerstag, 5. März, steht der Abend in der Johanniskapelle unter dem Titel "Still, still…" Zu hören sind bekannte Abend- und Wiegenlieder. Solistin ist die bekannte Sopranistin Radka Loudova-Remmler. Begleitet wird sie von Karl-Heinz Sauer. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Am Mittwoch, 11. März, wird hoher Besuch in Gerolzhofen erwartet. Franz Jung wird erstmals in seiner Eigenschaft als Bischof von Würzburg nach Gerolzhofen kommen und die Ausstellung besichtigen. Im Rahmen eines kleinen Empfangs der Stadt Gerolzhofen im Untergeschoss der Kapelle wird sich der Bischof in das Goldene Buch der Stadt eintragen. Mit seinem Besuch würdigt Bischof Jung auch die Kulturarbeit im Museum Johanniskapelle, die schon seit Jahren auf einem hohen Niveau durchgeführt wird und sich inzwischen zu einem überregional beachteten Projekt entwickelt hat.

Nach dem Eintrag in das Goldene Buch wird Bischof Jung in der Kapelle dann einen öffentlichen Vortrag halten mit dem Thema „Du weißt, dass das Gute keinen Lärm macht und der Lärm nichts Gutes - Leben aus der Stille". Umrahmt wird der Abend von der Männer-Choralschola des Steigerwalddoms. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Fester Bestandteil des Rahmenprogramms ist wieder ein Taize-Gebet, das am Samstagabend, 14. März, um 19 Uhr beginnt. Für den Inhalt verantwortlich ist Pastoralreferent Josef Pohli. Die aus dem Jugend-Wallfahrtsort bekannte typische Taize-Musik wird von einem Gesangs- und Musikensemble beigesteuert.
Am Donnerstag, 19. März, um 19.30 Uhr kommt erstmals der bekannte Münsterschwarzacher Mönch Zacharias Heyes nach Gerolzhofen. Er stellt sein bekanntes Buch "Der kleine Mönch und die Sache mit der Stille" vor. Wie ist das mit der Stille? Stille ist wertvoll. Gewiss. Aber wie kann etwas wertvoll sein, das nur daraus besteht, dass nichts anderes ist? So macht sich Pater Zacharias Heyes - alias „Der kleine Mönch“ - auf den Weg, den Dingen auf den Grund zu gehen und begibt sich auf eine spannende und humorvolle Reise zu den Wurzeln der benediktinischen Spiritualität. Pater Zacharias verspricht eine augenzwinkernden Geschichte mit vielen Hintergrundinformationen und Impulsen. Für die Musik an diesem Abend sorgt das Geschwisterpaar Elias und Maja Oppermann aus Gerolzhofen.

Einen Tag später, am Freitag, 20. März, findet um 21 Uhr das Nachtgebet "Der Seele Ruh'" statt, das einmal pro Quartal von der katholischen Pfarrei angeboten wird. Auch diese abendliche Veranstaltung befasst sich mit der Stille, konkret mit Psalm 131: "Ich ließ meine Seele ruhig werden und still." Die Leitung hat Pfarrer Stefan Mai.
Der Donnerstag, 26. März, verspricht einen sehr interessanten Vortrag, der sich insbesondere für junge Eltern lohnen wird, aber auch für alle, die beruflich mit der Betreuung von Kindern zu tun haben: "Ein Raum der Ruhe und Geborgenheit - von der Wiederentdeckung der 'schönen Stille' in der Kindheit heute" lautet das Thema, mit dem sich Ninette Schmitt, die Kindergartenleiterin von St. Maximilian Kolbe in Schweinfurt beschäftigen wird. Musikbeispiele, um Kinder zur Ruhe kommen zu lassen, steuert Claudia Mühlfeld bei, die ebenfalls im Kindergarten St. Maximilian Kolbe arbeitet. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Einen Tag später, am Freitag, 27. März, gibt es einen meditativen Abend mit Gedanken von Pfarrer Stefan Mai. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die barocke Skulptur "Christus in der Rast", die normalerweise in der Spitalkirche beheimatet ist. Der Abend ist überschrieben mit "Christus in der Rast - Ruhe im Leid." Passende Gesänge steuert die Choralschola des Steigerwalddoms bei. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Am Donnerstag, 2. April, ist um 19.30 Uhr wieder ein Benediktiner aus Münsterschwarzach zu Gast: Pater Christoph Gerhard, der die Sternwarte der Abtei betreut, stellt "Die stille Botschaft der Sterne" vor.
Für Dienstag, 7. April, ist ein weiterer Meditationsabend inmitten der Sonderausstellung geplant. Um 19.30 Uhr erzählt Pfarrer Stefan Mai Stillegeschichten unter dem Titel "Der stille Stein". Für die Musik zuständig an diesem Abend sind Kantor Karl-Heinz Sauer und Gerhard Cäsar am Saxophon.
Das Motto der Sonderausstellung findet auch seinen Widerhall in der Stadtpfarrkirche. Am Gründonnerstag, 9. April, steht die Abendmahlsmesse um 20 Uhr unter dem Thema "Da wurde es still". Im Anschluss an den Gottesdienst wird das Allerheiligste in einer kleinen Prozession vom Steigerwalddom hinüber in die Johanniskapelle getragen. Dort finden im Obergeschoss dann bis Mitternacht inhaltlich besonders gestaltete Betstunden statt mit Psalmen und Bibelstellen zum Thema Unruhe/Stille.
