Diese Gemeinderatssitzung in den Sommerferien 2024 wird in Schwebheim noch lange für Diskussionen sorgen. Ende Juli hatte diese Redaktion nach einer ausführlichen Recherche über Vorwürfe gegen Bürgermeister Volker Karb (CSU) berichtet, die drei ehemalige Mitarbeitende gegen diesen und die Geschäftsleitung erhoben hatten. Nun stand eine Aussprache darüber auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Mehr als zwei Stunden wurde das Thema diskutiert, von den meisten Räten bekam der Bürgermeister dabei auch Rückendeckung für seine Arbeit als Verwaltungschef.
In der Geschichte ging es unter anderem um nicht eingehaltene Zusagen, Ungleichheit bei der Pausengestaltung, Unterschiede bei der Methodik der Arbeitszeiterfassung, Benachteiligungen beim Modell der leistungsabhängigen Vergütung basierend auf fehlerhafter Tätigkeitsbeschreibungen, mangelnde Kommunikation, wie Krankheitsmeldungen vorzunehmen sind.
Die Betroffenen sprachen von einer "Zweiklassengesellschaft" im Rathaus, von einer kaum ertragbaren Atmosphäre, sogar von Mobbing, und versicherten das Gesagte der Redaktion an Eides statt. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung waren die drei Betroffenen nicht vor Ort, dafür aber andere, frühere Mitarbeitende, die nach eigener Aussage aus ähnlichen Gründen das Rathaus verlassen hatten. Mittlerweile liegt auch ein offener Brief vor, den sieben Personen unterzeichnet haben und der auch an Landrat Florian Töpper geschickt wurde.
Unterstützung für den Bürgermeister und Kritik an der Berichterstattung
Volker Karbs Stellvertreterin Katja Möhring (CSU) hatte den Antrag gestellt, das Thema öffentlich zu beraten. Was im Übrigen durchaus ein Drahtseilakt war, denn der Bürgermeister musste immer wieder darauf hinweisen, dass aus Gründen des Datenschutzes keine Details zu den Betroffenen öffentlich besprochen werden dürfen.
Möhring betonte, sie stehe hinter dem Bürgermeister, der seit 2014 im Amt ist. "Volker ist kein Typ für Mobbing", erklärte Möhring, die in ihrer Einschätzung auch von anderen Räten unterstützt wurde. Sie kritisierte die früheren Mitarbeitenden dafür, dass diese sich an die Redaktion wandten und ihre Geschichte öffentlich machten. Das habe suggeriert, dass im Rathaus in Schwebheim Chaos herrsche, "das stimmt nicht". Wie andere Gemeinderäte auch konnte Möhring nicht nachvollziehen, warum verschiedene Gesprächsangebote durch die Gemeinde nicht wahrgenommen worden seien.
Deutliche Kritik an der Berichterstattung übten Simone Thiel und Christiane Panzer, die als Vertrauenspersonen im Rathaus für die Mitarbeitenden fungieren. Panzer erklärte, sie widerspreche "dem Mobbingvorwurf vehement", das Betriebsklima sei mittlerweile sehr gut und man fühle sich verleumdet durch die Vorwürfe.
Während der Bürgermeister die Delegation der Mitarbeitenden, die der Sitzung beiwohnten, zu Wort kommen ließ, untersagte er dies mit Bezug auf die Gemeindeordnung aber Besucherinnen und Besuchern. Unter anderem hatten sich auch Personen gemeldet, die früher für die Gemeinde gearbeitet hatten und das Arbeitsklima kritisch beurteilten. Volker Karb bot allerdings später an, er stehe für Gespräche, falls gewünscht, zur Verfügung.
Aus Sicht des Bürgermeisters hat die Gemeinde alles in ihrer Macht Stehende getan
Der Bürgermeister sowie Geschäftsleiter Thomas Dellermann schilderten teilweise sehr detailliert ihre Sicht der Dinge in den vergangenen Jahren. Die Quintessenz aus Karbs Sicht: "Die Gemeinde hat fast alles richtig gemacht." Die Gemeinde habe immer Gespräche angeboten, die nicht gewollt gewesen seien. "Der Laden läuft jetzt sehr gut, weil wir ein sehr gutes Team haben, das zusammenhält und das sogar mit weniger Mitarbeitern als vorher", so der Bürgermeister. Er habe als Arbeitgeber jederzeit seine Fürsorgepflicht wahrgenommen: "Es ist kein Mobbing, sondern korrektes Handeln", betonte Karb. Das entstandene negative Bild der Gemeinde "haben unsere Beschäftigten nicht verdient".
In Sachen Informationsfluss gegenüber dem Gemeinderat sehen weder Thomas Dellermann noch der Bürgermeister Versäumnisse. Unter anderem sei der beauftragte Anwalt für Arbeitsrecht zweimal in nicht-öffentlichen Sitzungen vor Ort gewesen.
Eine Einschätzung, die aber nicht alle Gemeinderäte so teilten. Mario Söllner (SPD) erklärte: "Es hätte nie so weit kommen dürfen." Er forderte wie Hannes Brehm, Tobias Metz (beide SPD) und Frank Böhm (Freie Wähler) eine umfängliche Aufklärung dessen, was passiert ist und warum. Aus Sicht Söllners stehen noch zu viele offene Fragen im Raum, warum sich die drei Betroffenen so verhalten haben, wie sie es taten. Er, so Söllner, wolle "eine Lanze für die drei brechen, denn sie haben auch gute Arbeit geleistet, als sie in der Gemeinde waren."
An Geschäftsleitung und Bürgermeister gerichtet, empfahl Söllner sich zu hinterfragen: "Schaut in den Spiegel, ob der Führungsstil der richtige ist. Für das tägliche Geschäft und die Stimmung im Rathaus seid ihr zuständig." Tobias Metz betonte, man müsse den Sachverhalt auch deshalb aufarbeiten, um den Mobbingvorwurf vom Tisch zu bekommen. Das nicht zu tun, könnte der Gemeinde dauerhaft als Arbeitgeber schaden.
Nach gut zweieinviertel Stunden hatten sich zwar Bürgermeister und Geschäftsleitung verteidigt. Einen Beschluss, ob und wenn ja, wie man eine erneute Aufarbeitung des Geschehenen angehen möchte, gab es aber nicht. Thomas Dellermann drückte es so aus: "Was soll ich aufarbeiten, wenn subjektive Verbittertheit bei einzelnen Mitarbeitern da ist?"
Abgesehen von Einzelfällen ist es wohl der bürokratische Stil des jetzigen Bürgermeisters im Vergleich zu seinen Vorgängern Kolb, Weimer und vorallem Rossteuscher und Fischer, der im ganzen Ort gesehen wird. Ein Studium alleine macht noch keinen Dorfbürgermeister.
gez. Norbert Sandmann, Euerbach
Da ich viele der ehemaligen Mitabeiter/innen persönlich kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass deren Darstellungen nicht wahr sein sollten. Dem Bürgermeister und seinem Geschäftsleiter kann ich nur dringend eine Supervision empfehlen, manchmal muss man auch bereit sein das eigene Tun zu hinterfragen.