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Sömmersdorf
Bei Robin Hood in Sömmersdorf muss jeder Schlag sitzen, und auch die Pferde müssen trainiert werden
Für das Sömmersdorfer Freilichttheater "Robin Hood" müssen die Kampfszenen gut einstudiert werden. Wenn Pferde mit auf der Bühne sind, ist Sicherheit oberstes Gebot.
Wenn auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne die Geächten um Robin Hood gegen die Soldaten des Sheriffs kämpfen, muss das gut einstudiert werden.
Foto: Silvia Eidel | Wenn auf der Sömmersdorfer Freilichtbühne die Geächten um Robin Hood gegen die Soldaten des Sheriffs kämpfen, muss das gut einstudiert werden.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:56 Uhr

Sich richtig zu prügeln will gelernt sein, besonders auf der Bühne. Wenn Männer mit Holzstöcken, Schwertern und Lanzen aufeinander losgehen, wie beim Sömmersdorfer Freilichttheater "Robin Hood" in diesem Sommer, dann muss das gut eingeübt werden. Und wenn Pferde dabei im Spiel sind, erst recht. Für viel Action in diesem Abenteuerstück müssen Schauspieler und Vierbeiner aber viel Gefühl und viel Geduld mitbringen.

Wieder und wieder lässt an diesem Probentag die Regisseurin Silvia Kirchhof König Richard und seine drei Ritter auf die Freilichtbühne reiten. Sie kommen von der Seite über den sogenannten Eselspfad heran, wo bei den Fränkischen Passionsspielen Jesus auf einem Esel in die Stadt Jerusalem gelangt. Während auf der Vorbühne, vor der Burg Nottingham, die Geächteten um Robin Hood gegen die Soldaten des Sheriffs kämpfen, steigt Robert König alias König Richard von seinem Ross und schreitet zu Fuß zum lauten Getümmel.

Wenn der Fluchtreflex einsetzt, kann es gefährlich werden

"Pferde sind Fluchttiere, wenn sie etwas erschreckt, setzt der Fluchtreflex ein. Und dann könnte es auch gefährlich werden", erklärt Helmut Seufert die sichere Entfernung zur Kampfszene. Der Gochsheimer Pferdezüchter, Reittrainer und Landwirt mit Sömmersdorfer Wurzeln – sein Großvater Bruno Seufert war Gründungsmitglied des Passionsspielvereins – ist einer der Fachleute auf der Bühne. Vier seiner Pferde stellt er für das Schauspiel des Vereins zur Verfügung, ist selbst als reitender Soldat dabei. Warum er mitwirkt? "Es ist diese Gemeinschaft, die kann keiner kaputt machen", lächelt er.

Auch seine Frau Ina spielt mit, lenkt eine Pferdekutsche und reitet als Ritter verkleidet auf die Bühne. Sohn Elias fungiert als Kutschen-Beifahrer und Tochter Naomi mimt einen der Knappen, die die Ritterpferde begleiten.

Sicherheit für Pferde und Menschen ist beim Freilichttheater oberstes Gebot, weshalb zum einen die Pferdebesitzer ihre Tiere begleiten. Zum anderen werden die Vierbeiner sukzessive an ihren Auftritt gewöhnt. "Wir haben insgesamt sieben Pferde und eines in Reserve, aktuell benutzen wir fünf und zwei sind in Vorbereitung", sagt Seufert.

Auch der Sömmersdorfer Hobbyreiter Andreas Jaitl lässt seine hellbraune Andalusier-Stute "Decibella" mitspielen. Er selbst zählt ebenfalls als reitender Soldat zum Ensemble aus 70 Laien-Schauspielern, die "Robin Hood – eine Legende" lebendig werden lassen. "Die Deci ist aber lammfromm", unterstreicht er.

Wallach Limbarry weicht vor dem Kettenhemd zurück

Dass ungewohnte Ereignisse oder unbekannte Geräusche dennoch ihre Wirkung auf die Tiere haben, zeigt sich hinter der Bühne. Dort bereiten sich Robert König, noch ohne Königskostüm und mit Fahrradhelm auf dem Kopf, sowie Andreas Schraud als Ritter Alexander auf ihren Auftritt vor. Schraud trägt dabei zum ersten Mal ein Kettenhemd unter seinem rostroten Bühnengewand. Er soll den Wallach "Limbarry" reiten, ein Pferd der Sömmersdorferin Constanze Mrhal-Weber. Als er auf sein Reittier zugeht, scheut dieses zurück und zieht an seinem Strick, mit dem es festgebunden ist.

Der Gochsheimer Pferdehalter und Reittrainer Helmut Seufert (links) bereitet mit seiner Frau Ina (rechts) sein Pferd für die Probe von Robin Hood vor.
Foto: Silvia Eidel | Der Gochsheimer Pferdehalter und Reittrainer Helmut Seufert (links) bereitet mit seiner Frau Ina (rechts) sein Pferd für die Probe von Robin Hood vor.

Seine Besitzerin eilt herbei und beruhigt das Tier. "Das Kettenhemd glitzert in der Sonne, das hat ihn erschreckt", meint sie. Und auch das Geräusch der Kettenglieder ist dem Pferd fremd. Sie nimmt die Kettenhaube des Ritterkostüms und zeigt sie ihrem Tier, reibt damit dessen Hals und spricht beruhigend auf den Wallach ein.

Angst haben die Schauspieler aber nicht, meint Robert König. Obwohl der fast 70-Jährige wie andere Spieler auch – darunter Robin Hood-Darsteller Marius Mergenthal – für seine Rolle erst das Reiten lernen musste. Zwar reduzierten Corona-Vorschriften seit 2020 die wöchentlichen Übungsstunden bei Trainer Helmut Seufert. "Aber das Gefühl und die Sicherheit auf dem Pferd sind jetzt da", versichert König. "Ab der dritten Reitstunde hat es auch Spaß gemacht".

Die Choreographie beim Kampf muss jedem in Fleisch und Blut übergehen

Noch eifrig geübt werden müssen auch die diversen Kampfszenen. "Man sieht genau, wer im Training ist", meint Christian Büdel. Er beobachtet die Duell-Partner, die mit lautem Geschrei ihre Stöcke und Schwerter aufeinander krachen lassen. Büdel trainiert seit Jahren hobbymäßig im Verein "Historisches Fechten" in Würzburg alte Kampfkunst und bringt die Grundbegriffe den Sömmersdorfer Spielern bei.

Jeder Schlag ist abgesprochen, die Reihenfolge – links, rechts, Mitte – muss sitzen. Es ist eine Choreographie, die in Fleisch und Blut übergehen muss. "Die Spieler müssen ein Gefühl dafür entwickeln, wie ein Stich oder Schlag geführt wird, aber alles muss im Rahmen der Sicherheit sein." Wenn anfangs noch mancher Fingerknöchel von den Stockschlägen getroffen wurde, so sieht die Massenprügelei mit zunehmender Übung ziemlich spektakulär aus.

Auch Robin Hoods Schwertkampf mit Guy von Gisborne-Darsteller Johannes Gessner sieht schon ziemlich echt aus. Und wenn das Metall der aufeinander treffenden Klingen klirrt, fühlt sich der Zuschauer in das mittelalterliche England versetzt.

Karten: www.kulturauspassion.de

 
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